In der Nacht vom 14. auf den 15. Mai 2019 trainierte die Bundespolizei gemeinsam mit der Thüringer Polizei und den Rettungskräften der Stadt Erfurt das Vorgehen gegen bewaffnete Attentäter am Hauptbahnhof Erfurt.
In der gestrigen Nacht sahen sich Polizisten und Rettungskräfte einem Anschlagsszenario ausgesetzt, von dem wir alle hoffen, es nicht erleben zu müssen. Besonders geschulte Einsatztrainer simulierten mit Schnellfeuergewehren und Explosionsmitteln bewaffnete Attentäter. Im Team und unter gegenseitiger Sicherung mussten die Einsatzkräfte schnell, entschlossen und konsequent handeln. Auch bei diesem Übungsszenario war es wichtig, nicht nur Spezialeinheiten, sondern insbesondere die Streifenbeamten trainieren zu lassen. Diese sind in der Regel auch die ersten Interventionskräfte, die an einem Anschlagsort eintreffen. Wichtig war allen Beteiligten aber auch, die Rettungskette nach dem polizeilichen Einsatz nicht enden zu lassen, sondern auch das Zusammenspiel mit den Rettungskräften zu üben. Gerade die Nahtstellen zwischen den involvierten Behörden und Verkehrsbetrieben sind bei einer derartigen Ausnahmesituation immer wieder ein sensibler Bereich.
Eine Übung in diesem Umfang, mitten im Zentrum einer Großstadt, stellt alle Beteiligten immer auch vor große logistische Herausforderungen. An der realitätsnahen Übung beteiligten sich über 1000 Personen. Aus ganz Thüringen und vielen weiteren Bundesländern reisten in dieser Nacht Bundes- und Landespolizisten an, um Verletzte, Reisende oder Attentäter zu simulieren bzw. die Übung als Schiedsrichter oder Funktionspersonal zu begleiten. Die Übung fand auch reges Interesse bei den politischen Mandatsträgern aller Ebenen, ebenso wie bei zahlreichen Fachbesuchern aus den unterschiedlichsten Bundes- wie Landesbehörden.
Bereits im Mai 2017 erfolgte in Mitteldeutschland eine ähnlich gelagerte Übung am Hauptbahnhof in Leipzig, deren Dimension in diesem Fall jedoch nochmals übertroffen wurde. Leipzig bildete damals den Auftakt für eine fortlaufende Serie von Anti-Terrorübungen an Großstadtbahnhöfen und Flughäfen in ganz Deutschland. Die Ergebnisse und Erfahrungen aus den vergangenen und noch folgenden Übungen hatten und haben direkten Einfluss auf Trainingsmaßnahmen und Einsatzkonzepte haben.
Ein besonderer Dank gilt der Deutschen Bahn AG für ihre wiederholte Unterstützung, die dieses realitätsnahe Szenario erst ermöglicht hat. Der Dank gilt auch den Reisenden, Geschäftsleuten, Anwohnern etc. für ihr Verständnis und ihre Geduld.
Die beteiligten Behördenleiter bilanzieren die Übung mit folgenden Worten:
Jörg Baumbach, Präsident der Bundespolizeidirektion Pirna:
„Gestern Nacht standen wir mit dem Anti-Terror-Übungsszenario am Hauptbahnhof Erfurt vor einer der größten Herausforderung, die wir uns als Polizisten vorstellen können. Wenn es uns nicht gelingt, den Hebel vom normalen Streifendienst auf maximale Gefährdungslage umzulegen, brauchen wir gar nicht erst vorzugehen. Unseren Kolleginnen und Kollegen wurde in dieser Hinsicht alles abverlangt.“
Frank-Michael Schwarz, Präsident der Landespolizeidirektion Thüringen:
„Heute Abend führen wir die größte Vollübung der letzten Jahre für die Thüringer Polizei mit mehr als 1000 Mitwirkenden durch. Alles was wir geübt haben, können wir im Ernstfall besser machen. Weitere Übungen werden sich in verschiedenen Konstellationen anschließen – die Ergebnisse fließen in die regelmäßige Aus- und Fortbildung der Kollegen ein, auch wenn wir alle hoffen, nie vor einem solchen echten Einsatzanlass zu stehen.“
Tobias Bauer, Amtsleiter des Amtes für Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz der Stadt Erfurt:
„Übungen dieser Art bilden eine wichtige Grundlage für die Bewältigung einer derart komplexen Einsatzlage. Durch die gemeinsame Einsatzleitung mit der Polizei wurde gesichert, dass die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst effektive Hilfe für Verletzte leisten konnten. Wir sammelten wertvolle Erfahrungen bei der Rettung einer höheren Anzahl von lebensbedrohlich Verletzten, von der Erstversorgung im gesicherten Bereich bis zum Transport in die Krankenhäuser.“
Eckart Fricke, Konzernbevollmächtigter der DB AG für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen:
„Die heutige Übung der Bundespolizei, Landespolizei und anderer Institutionen fördert das Zusammenwirken und gewährleistet, dass im Falle eines Falles verantwortungsvoll und souverän gehandelt wird. Daher ist es für uns selbstverständlich, die Übung durch die Bereitstellung von Infrastruktur und Fahrzeugen zu unterstützen. Es ist gemeinsames Ziel, die Sicherheit für Bahn und Reisende zu gewährleisten. Allen Bahnkunden und Anliegern danken wir für ihr Verständnis.“