In den letzten 24 Stunden wurden dem Fachdienst Gesundheit 92 neue SARS-CoV-2-Virus-Infektionen gemeldet. Das ist der höchste Tageswert seit dem Beginn der Pandemie im März 2020. Als Konsequenz können nun nicht mehr alle Kontaktpersonen positiv gemeldeter Fälle durch den Fachdienst Gesundheit persönlich kontaktiert werden. Positiv getestete Personen werden um aktive Mithilfe gebeten. In einem Formular sollen alle Personen eingetragen werden, mit denen man ab 48 Stunden vor Symptombeginn Kontakt hatte. Dies gilt insbesondere für Gesprächssituationen länger als 15 Minuten und näher als 1,5 Meter. Entsprechende Personen sollen sich dann für 14 Tage in Quarantäne begeben.
Sobald sich die Situation entschärft hat, können dann offizielle Quarantäneanordnungen nachversandt werden. Dies ist aber derzeit nicht möglich. Die Jenaer Bevölkerung wird gebeten, dieses Vorgehen zu unterstützen. »Wir bitten die Jenaer Bevölkerung: Schützen Sie sich und Ihre Lieben. Und so schwer es uns allen auch fällt: Bitte vermeiden Sie auch über die Feiertage soziale Kontakte soweit es geht und beachten sie die geltenden Kontaktbeschränkungen von zwei Haushalten. Schon heute ist der öffentliche Gesundheitsdienst massiv überlastet. Durch die Feiertage weiter ansteigende Fallzahlen werden ein hohen Preis an Menschenleben zur Folge haben.«
So der Appell des Jenaer Krisenstabs unter der Leitung von Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche, Bürgermeister Christian Gerlitz sowie der Dezernenten Benjamin Koppe und Eberhard Hertzsch, für den außerdem feststeht: „Der Freistaat scheint der Bekämpfung der Coronapandemie bislang nicht gewachsen zu sein. Vor dem massiven Auftreten einer zweiten Welle wurde aus Jena seit den Herbstferien immer wieder gewarnt.“
In mehreren Schreiben an die Landesregierung wurden konsequente Maßnahmen eingefordert.
Dezernent Koppe betont: „Für die zögerliche Umsetzung ist nun der Preis zu zahlen: Zweithöchste Infektionsquote aller Bundesländer, höchste Sterblichkeit von Covid-Erkrankten in Deutschland. Und weiterhin werden die Kommunen in ihren Bemühungen um eine Eindämmung der Pandemie sogar behindert.“
Bürgermeister Gerlitz dazu: „Während die Inzidenz in Thüringen kurz davor steht, die Marke von 300 zu überschreiten, wird es den kreisfreien Städten und Landkreisen beispielsweise weiter untersagt, schärfere Regelungen für die Notbetreuung in Kitas zu erlassen. Insgesamt mag es populär sein, den Menschen gerade um Weihnachten keine weiteren Vorschriften zumuten zu wollen. Verantwortungsvoll ist es sicher nicht.“
»Uns ist es völlig unverständlich, warum der Freistaat fast zwei Monate benötigt, um die vom Bund vorgesehene Möglichkeit umzusetzen, freiwillige Schnelltests für Besucher in Pflegeheimen anzubieten. Um bei den hohen Inzidenzwerten in Thüringen die Pflegeheime zu schützen, setzt Jena demgegenüber auf den in vielen Bundesländern umgesetzten Weg, alle Besucher konsequent zu testen,« unterstreicht Sozialdezernent Hertzsch.
Oberbürgermeister Thomas Nitzsche unterstreicht: »Die Lage spitzt sich gerade landesweit immer weiter zu. Die lokalen Gesundheitsamtsämter sind nicht nur permanent überlastet, sondern schaffen es schlicht nicht mehr in Echtzeit, der weiteren Verbreitung des Virus noch Herr zu werden. Auch die vom Freistaat gezielt auf Kleinteiligkeit angelegte Strategie bei der Einrichtung der Impfzentren halten wir nicht für geeignet, um mit großflächigen Impfungen starten zu können, sobald der Impfstoff breit verfügbar sein wird.«
Gemeinsam appellieren Oberbürgermeister Nitzsche und Bürgermeister Gerlitz an den Ministerpräsidenten, nach seinem langen Schweigen nun umso entschiedener zu handeln. „In Sachsen hat man angesichts der Zahlen erkannt, dass das Ruder jetzt nur noch mit drastischen Maßnahmen und einer breiten Öffentlichkeitsarbeit herumgerissen werden kann. In Thüringen erleben wir hingegen weiter eine Blockadehaltung der Ministerialbürokratie gegen konsequentere kommunale Bemühungen. Hier muss der Ministerpräsident eingreifen.“
Quelle (externer Link).