- Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und Diakonie unterstützen mit 1,23 Millionen Euro für „Hilfe vor Ort“ Menschen in Not
- Thüringer Caritas erhält 330.000 Euro vom Bistum Erfurt
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) lässt Kirchensteuer-Mehreinnahmen aus der Energiepreispauschale komplett dem Programm „Hilfe vor Ort“ der Diakonie Mitteldeutschland zukommen.
Dies haben das Kollegium des Landeskirchenamtes mit Zustimmung des Finanzausschusses der Landessynode beschlossen. Es handelt sich dabei um eine Summe von 1,23 Millionen Euro.
Das Programm „Hilfe vor Ort“ der Diakonie Mitteldeutschland in Thüringen und Sachsen-Anhalt umfasst zum Beispiel Maßnahmen wie die Unterstützung von Tafeln, Bahnhofsmissionen und ähnlichen Einrichtungen beim Ausgleich gestiegener Energiekosten und beim Kauf von Lebensmitteln, Lebensmittel-Gutscheinen und Waren des täglichen Bedarfs zur Ausgabe an Menschen in Armut. Zudem wird Familien in Not durch direkte Geldzahlungen unter die Arme gegriffen, Aktionen der Kampagne #wärmewinter“ werden unterstützt, und es wird Hilfe geleistet bei der energetischen Umstellung in Tafeln, Wärmestuben und ähnlichen Einrichtungen (z.B. Solaranlagen, E-Autos, energieeffizientere Geräte).
Am Internationalen Tag zur Beseitigung der Armut (17. Oktober) stellt das Bistum Erfurt dem Diözesan-Caritasverband rund 330.000 Euro zur Verfügung. Mit dem Geld wird Menschen in Thüringen geholfen, die besonders unter den gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten sowie der Inflation leiden.
Der Betrag entspricht den Kirchensteuer-Einnahmen, die das Bistum Erfurt aufgrund der Energiepreispauschale erhalten hat. Im September hatte die Bundesregierung diese einmalige Pauschale in Höhe von 300 Euro allen einkommensteuerpflichtigen Erwerbstätigen zukommen lassen. Da der Betrag brutto ausgezahlt wurde und somit der Lohn- und Einkommenssteuer unterliegt, wurden auch Kirchensteuern fällig.
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hatte aber zuvor bereits signalisiert, dass diese Kirchensteuer-Einnahmen des Bistums komplett an die Caritas gehen werden, „damit verstärkt den Menschen geholfen werden kann, die am meisten unter der jetzigen Situation leiden“, so der Bischof. Schon jetzt gebe es eine bedrückende Zahl von Bedürftigen, die nicht in der Lage seien, für die eigene Existenz zu sorgen, sagte Neymeyr.
Diözesan-Caritasdirektorin Monika Funk kann das nur bestätigen. Die Zahl der Haushalte, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten, würde steigen. „In den Caritas-Beratungsstellen für Schuldner und Verbraucherinsolvenz haben wir jetzt schon Wartezeiten von sechs Monaten. Und wir befürchten einen weiteren massiven Anstieg bei den Beratungsfällen in nächster Zeit“, sagt Funk.
Mit den 330.000 Euro aus dem Bistum Erfurt unterstützt die Caritas Menschen in Not durch die Gewährung von Einzelfallhilfen und durch die Stärkung der sozialen Infrastruktur, wobei die Hilfe unabhängig von Geschlecht, Religion und Nationalität der Hilfesuchenden erfolgt. „Unsere Türen stehen allen offen“, unterstreicht die Caritasdirektorin.
Mit einer Einzelfallhilfe könnten beispielsweise Familien unterstützt werden, die in die Caritas-Beratung kommen, weil ihnen eine Strom- oder Heizsperre drohe. „In einem solchen Fall prüfen wir, dem Vermieter oder dem Energieanbieter ausstehende Abschläge zu überweisen, um Kündigungen vorzubeugen“, erklärt Monika Funk. Denn mit Kindern in Not zu geraten und dann auch noch die eigene Wohnung zu verlieren, sei eine zu schlimme Erfahrung, so Funk.
Doch es gibt sie natürlich, Wohnungs- und Obdachlose, auch Einsame und Menschen, die kaum über Geld für die notwendigen Lebensmittel verfügen. Für sie unterhält die Caritas „Orte der Zuwendung und Wärme“, wie es die Caritasdirektorin beschreibt. Sie denkt dabei an Einrichtungen wie die Caritas-Tagestreffs in Erfurt und Leinefelde oder Tafelausgaben in Eisenach und im Eichsfeld, Einrichtungen der sozialen Infrastruktur.
Die zusätzlichen 330.000 Euro aus der Kirchensteuer trügen dazu bei, „solche Räume zu erhalten, Begegnung und Gemeinschaft gegen die Einsamkeit zu ermöglichen und auch hier bei Bedarf Einzelfallhilfe zu leisten“, sagt Monika Funk. Mit Bischof Neymeyr ist sie sich einig, dass es nicht darum geht, der Not zu begegnen. „Uns geht es nicht um die Ursachen der Not. Uns geht es um den Menschen, der in Not ist,“ sagt die Caritasdirektorin, „und um seine Würde.“
Externe Links:
Alle Informationen zu der Aktion finden Sie unter Downloads.
Quellen: Bistum Erfurt, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM).
Hintergründe:
Das am 27. Mai 2022 in Kraft getretene Steuerentlastungsgesetz 2022 sieht neben steuerlichen Entlastungsmaßnahmen die sogenannte Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro (brutto) vor. Beschäftigte haben sie in den überwiegenden Fällen im September 2022 über ihre Arbeitgeber bereits ausgezahlt bekommen.
Die Energiepreispauschale ist zwar sozialabgabenfrei, aber lohnsteuerpflichtig. Da die Kirchensteuer als Zuschlag zur Lohnsteuer erhoben wird (in der EKM 9 Prozent), führt dies automatisch dazu, dass Kirchenmitglieder auf die Energiepreispauschale auch Kirchensteuern zahlen.
Allgemeine Sozialberatung der Caritas (ASB)
Die Allgemeine Sozialberatung (ASB) ist eine zentrale Informations- und Beratungsstelle sowie erste Anlaufstelle bei akuten persönlichen, finanziellen sowie sozialen Schwierigkeiten. Als „niederschwelliges“ Beratungsangebot steht sie allen Menschen unabhängig von Geschlecht, Konfession und Nationalität offen. Sie setzt keine spezifische Problemdefinition oder eine institutionelle Zuständigkeit voraus und versteht sich so als Clearingstelle. Ziel ist es, gemeinsam mit den Ratsuchenden Wege zu finden, die vorhandenen Notlagen zu beseitigen oder zu mildern. Dabei gilt es, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern und zu erhalten, sowie zur Selbstverantwortung und Selbsthilfe zu aktivieren. Die ASB ist als Fachdienst eingebunden in ein Netz von unterschiedlichen Beratungsangeboten der Caritas. Diese Arbeit wird ausschließlich aus kirchlichen Mitteln und Spenden finanziert. An zwölf Orten im Bistum Erfurt stehen kompetente Caritasfachleute Betroffenen zur Seite, unabhängig von Weltanschauung, Nationalität und Religionszugehörigkeit sowie kostenfrei, damit Hilfesuchende z.B. nicht ihre Wohnung verlieren – oder schlimmer, vollends ihren Lebensmut.