Plötzliche Baustellen mit Umleitungen, die für Staus sorgen. Im Moment bekleckert sich die Verkehrsplanung in Jena nicht mit Ruhm. Trotz wöchentlicher Beschreibung aktueller und geplanter Baustellen werden solche wichtigen Baumaßnahmen wie vor der GoetheGalerie im Stadtzentrum nicht angekündigt. Der schon wegen hoher Spritpreise gefrustete Autofahrer muss also noch einmal tief durchatmen, wenn er halbwegs zügig wieder aus Jena hinaus will. Doch, wie sieht es beim Parken aus? Hier bestimmt der Oberbürgermeister, wie hoch die Parkgebühren sein dürfen und passt diese an. Im Zentrum befindet sich der Eichplatz, auf dem Autos stehen können, sich die Menschen aber auch erholen oder beim Spielen austoben können. Bewirtschaftet wird das alles vom Jenaer Eigenbetrieb Kommunalservice Jena (KSJ). Im Gegensatz zu Parkplätzen an Supermärkten oder ähnlichen privaten Anbietern gilt hier die StVO. Das betrifft auch die Kennzeichnung von Sperrflächen, Parkplätze für Menschen mit Behinderung oder Elektroautos, die aufgeladen werden.
Einen großen Spielraum gibt es daher nicht. Umso verwunderlicher ist ein offiziell wirkendes Verkehrszeichen, das einen Stellplatz „für Senioren mit eingeschränkter Gehfähigkeit“ vorsieht. Wie genau „Senior“ definiert wird? Wer weiß! Wie eine „eingeschränkte Gehfähigkeit“ aussieht? Reicht eine Krücke, sollte es ein Rollator sein oder doch ein Rollstuhl? Für Rollstuhlfahrer jederlei Geschlechts und jeden Alters gibt es gesonderte, gut erreichbare Stellplätze. Im Bildhintergrund ist ein solcher Parkplatz am historischen Rathaus auch gekennzeichnet.
Die Frage der Kontrolle ist bei solchen Angaben auch maßgeblich: Wer kontrolliert das Alter und zudem die „eingeschränkte Gehfähigkeit“? Wieviel muss ein „Falschparker“ zahlen?! Oder ist das Zeichen, das es so nicht gibt, unnötig und verwirrend? Wie wird wohl die Aufstellung zu Stande gekommen sein? Mitarbeiter XY hat eine Mutter, die „schlecht zu Fuß ist“ aber gerne im Stadtzentrum mit ihrem Auto parken möchte. Kein Problem, denkt sich der sich um seine Mutter kümmernde Mitarbeiter und spricht das bei seinem Abteilungsleiter an. Dort rennt er offene Türen ein, schließlich haben die meisten Elternteile, die „schlecht zu Fuß“ sind und gerne zentral parken. Dann wird ein Auftrag ausgelöst, ein Schild nach diesem Extrawunsch anzufertigen. Nach zwei Wochen und der Bezahlung der Rechnung gelangt das gute Stück nach Jena und wird von drei KSJ-Mitarbeitern auftragsgemäß im Boden zementiert und herausgeputzt. Das ist zwar eine Vermutung, jedoch stellt niemand ohne einen offiziellen Auftrag ein Verkehrszeichen auf, auch, wenn es nicht gemäß den Richtlinien der StVO ist. So ein Verkehrszeichen kostet mit Aufstellen eine vierstellige Summe, die Arbeitszeit des Eigenbetriebes ist da nicht eingerechnet.
Im Mängelmelder wurde dieses Verkehrszeichen als Mangel gemeldet. Das freundliche Team meldete sich trotzig zu Wort: „Vielen Dank für Ihre Anmerkungen. Das Schild wird trotzdem stehen bleiben.“