„Dieses Projekt ist eine eierlegende Wollmilchsau, eine Win-Win-Situation in alle Richtungen“, freut sich Umweltstaatssekretär Olaf Möller. Zwei neue Wasserkraftanlagen – eine in Erfurt, eine in Gotha/Kleiner Seeberg – leisten zukünftig einen Beitrag zur Energiewende, die Obstbauern entlang der Fahner Höhe werden mit Brauchwasser versorgt, selbst die Bundesgartenschau 2021 profitiert davon. „Und dafür nutzen wir Anlagen, die sowieso vorhanden sind“, stellt Möller die glückliche Verkettung dar.
Gotha, Erfurt und Teile des Landkreises Sömmerda werden großteils über ein Doppelleitungssystem mit Fernwasser aus dem Thüringer Wald versorgt. Der gesunkene Trinkwasserbedarf macht die zweite Leitung inzwischen überflüssig – ein Potenzial, das die TFW nun ausschöpft. Denn Wasser ist nach wie vor vorhanden: Ganze 21 Millionen Kubikmeter ungenutztes Wasser halten die Talsperren Tambach-Dietharz und Schmalwasser bereit. Ein Teil davon wird zukünftig auf einer Gesamtlänge von 45 Kilometern eine Fallhöhe von etwa 290 Metern überwinden und Strom aus Wasserkraft erzeugen.
„Mit den vorhandenen Wasserkraftanlagen haben wir im Jahr 2018 elf Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Mit dem Projekt ‚Westringkaskade‘ und den beiden neuen Anlagen kommen nun jährlich acht Millionen Kilowattstunden hinzu“, schildert TFW-Geschäftsführer Thomas Stepputat das Vorhaben. Diese Menge deckt den jährlichen Energiebedarf von etwa 4.000 Zwei-Personen-Haushalten. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Aus den Einnahmen der umweltfreundlichen Energieerzeugung sollen die Kosten für das gesamte Leitungsnetz und für die Anlagen gestützt werden, um den Fernwasserpreis stabil zu halten.
„Wasserkraft spielte in Erfurt bisher eine untergeordnete Rolle“, räumt Oberbürgermeister Andreas Bausewein ein. „Zwar haben wir viele Fluss- und Bachläufe, aber kein starkes Gefälle. An dieser Stelle schließen wir nun auf.“ Die Verbindung zur Bundesgartenschau 2021 schildert der für die Buga verantwortliche Dezernent Andreas Hilge: „Durch die Rohre schießen 500 Liter Wasser pro Sekunde. Das Wasser soll laut Plan die Gera speisen, sodass wir uns gefragt haben, ob wir es nicht darüber hinaus noch nutzen können. So wurde die Idee für den Teich geboren, der nördlich des Schauwasserkraftwerkes entsteht.“ Mit dem rund acht Grad kalten Talsperrenwasser wird der kleine See zwar kaum zum Baden einladen, aber den Bewohnern des Erfurter Nordens und Buga-Besuchern als Naherholungsort dienen. Die Arbeiten am Teich schließen an den Bau des Schauwasserkraftwerks an.
Nach der geplanten Fertigstellung im Herbst 2019 erhalten Besucher im Schauwasserkraftwerk einen Einblick in die regenerative Energieerzeugung. Die Investitionskosten in Höhe von 8 Millionen Euro sollen sich innerhalb von 17 bis 18 Jahren amortisiert haben.