Der Erfolg der Wasserstofftechnologie steht und fällt mit seiner wirtschaftlichen Einsatzfähigkeit. Das hat Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee am Rande der heutigen Kabinettsitzung betont, in der die Landesregierung die Einsetzung einer Taskforce „Wasserstoff in der Energiewende“ unter Federführung des Thüringer Umweltministeriums beschlossen hat. Er setze darauf, dass sein Haus mit Unterstützung der Taskforce die laufenden wirtschaftlichen und Forschungsaktivitäten in diesem Bereich deutlich ausweiten könne, so der Minister. Dafür sollten dann auch die finanziellen Voraussetzungen im Land geschaffen oder Bundesmittel eingeworben werden.
„Wasserstoff wird in industriellen Prozessen und bei der Mobilität der Zukunft eine große Rolle spielen“, sagte Tiefensee. Wasserstoff lasse sich mit grünen Energieträgern emissionsfrei herstellen, langfristig lagern und jederzeit abrufen und könne damit ein wichtiger Regelenergieträger des postfossilen Zeitalters werden. Vor allem könne er dazu beitragen, den CO2-Ausstoß des Schwerlastverkehrs und der Industrie signifikant zu verringern. Gerade in energieintensiven Branchen wie der Glas- und Keramikherstellung, der Papier- und Pappeherstellung, in der Metallerzeugung und -bearbeitung, Chemie und Baustoffindustrie gewinne Wasserstoff als Energieträger zunehmend an Bedeutung. „Deshalb kommt es darauf an, die Technologie schnell wettbewerbsfähig und damit für industrielle Anwendungen nutzbar zu machen.“
Dies lasse sich zuallererst über regionale Produktionssysteme für regenerativen Wasserstoff erreichen: Dabei schließen sich Unternehmen aus verschiedenen Branchen an einem Standort zusammen, um gemeinschaftlich Wasserstoff zu produzieren und zu nutzen. Erste Ansätze dafür gibt es beispielsweise mit den bundesgeförderten Projekten „LocalHy“ und „H2-Well“ in Südthüringen, mit dem Power-to-Gas-Vorhaben im Gewerbegebiet Nord in Bad Langensalza, im Salzbergwerk Sondershausen oder in Jena. „Entscheidend für den Durchbruch der Wasserstofftechnologie ist ein funktionierender Markt für entsprechende Produkte und Angebote. Unser Ziel muss es deshalb sein, mehr solche modellhaften Verbundstandorte zu identifizieren und gezielt zu entwickeln“, sagte Tiefensee.
Zudem müsse Thüringen die Vernetzung der unterschiedlichen Akteure in diesem Bereich ausbauen. Positive Ansätze dazu konzentrieren sich derzeit auf die Bauhaus-Universität Weimar und insbesondere eine dort u.a. vom Wissenschaftsministerium geförderte Stiftungsprofessur. „Aus meiner Sicht könnte perspektivisch ein eigenes Thüringer ‚Kompetenznetzwerk Wasserstoff‘ die Entwicklung neuer Produkte und Lösungen in diesem Bereich beschleunigen“, so Tiefensee. Dies müsse im Rahmen der heute gegründeten Taskforce geprüft und dann ggfs. auch die dafür notwendige Finanzierung sichergestellt werden. Derzeit wird in Thüringen in mehr als 15 verschiedenen Forschungsprojekten die Anwendung von Wasserstoff erforscht. Das Spektrum reicht dabei von Grundlagenforschung (z.B. DFG-Sonderforschungsbereich CataLight) bis zum Aufbau regionaler Technologienetzwerke (z.B. H2-Well). Mehr als 15 Millionen Euro wurden dafür aus Mitteln des Bundes und der Länder bzw. der Europäischen Union bereitgestellt.
Für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft seien darüber hinaus aber vor allem auch verlässliche Rahmenbedingungen wichtig, wie z.B. die Kompensation bestehender Mehrkosten für Wasserstoff aus Ökostrom. Notwendig seien hier z.B. die Erstattung emissionsbedingter Mehrkosten beim Strompreis bis hin zu Instrumenten auf EU-Ebene, um Wettbewerbsnachteile der auf dieser Basis hergestellten Industrieprodukte gegenüber konventionell hergestellten Produkten auszugleichen, so Tiefensee.