SOK: Landratsamt bereitet verschärfte Corona-Regeln vor

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  • Inzidenz im Saale-Orla-Kreis klettert auf über 300
  • Positivrate der Testergebnisse spricht für hohe Dunkelziffer
  • Dramatische Situation in Gemeinschaftseinrichtungen

Das Infektionsgeschehen im Saale-Orla-Kreis entgleitet zusehends. Nach einem weiteren deutlichen Anstieg der Fallzahlen rangiert die eher dünn besiedelte Gegend an Saale und Orla mit einem Inzidenzwert von über 300 nun in der bundesweiten Spitzengruppe. In der Region kann die medizinische Versorgung schon jetzt vielerorts nur mit großer Mühe aufrechterhalten werden, was sich weiter zu verschlimmern droht.
Entsprechend zeichnet auch der Leiter des Gesundheitsamts des Saale-Orla-Kreises, Dr. Torsten Bossert, ein düsteres Bild: „Die Situation ist einfach nur dramatisch. Mehrere Krankenhäuser in unserem Umfeld befinden sich im Notbetrieb oder stehen kurz davor und die Zahlen steigen immer weiter.“

Dabei dürften die 42 Neuinfektionen, die dem Gesundheitsamt innerhalb der letzten 24 Stunden bekannt wurden, nicht mehr als die Spitze des Eisbergs sein. „In den Abstrichstellen am Krankenhaus in Schleiz und am Landratsamt fallen inzwischen mehr als 50 Prozent der Tests positiv aus. Es werden fast nur noch Personen getestet, die bereits Beschwerden haben. Wir müssen also davon ausgehen, dass es eine sehr hohe Dunkelziffer von Leuten gibt, die das Coronavirus herumtragen und es nicht einmal wissen“, erklärt der Mediziner das nicht mehr zu erfassende Ausmaß.

Aus diesem Grund wird für den Saale-Orla-Kreis nun eine Allgemeinverfügung erstellt, die mit weiteren Maßnahmen dazu beitragen soll, die Pandemie wieder einigermaßen einzudämmen. Die Details mit den konkreten Regelungen werden über das Wochenende erarbeitet, so dass die Allgemeinverfügung – vorbehaltlich der Bestätigung durch das Gesundheitsministerium – zu Beginn der kommenden Woche erlassen wird. „Wir wollten es bei uns im ländlichen Raum nicht wahr haben, aber es sind insbesondere die privaten Kontakte, die nach wie vor gepflegt werden und das Virus weitertragen. Jetzt werden wir entsprechende Maßnahmen ergreifen müssen“, sagt Landrat Thomas Fügmann und ruft dazu auf, die sozialen Kontakte auf das absolut nötige Minimum zu beschränken.

Bekanntermaßen dauert es einige Zeit, bis derartige Maßnahmen greifen, so dass der Fokus kurzfristig auf der bestmöglichen Unterstützung von Gemeinschaftseinrichtungen, insbesondere Pflegeheimen liegt. „Fast alle großen Einrichtungen im Saale-Orla-Kreis sind betroffen. Alle wussten, dass die zweite Welle kommt, teilweise wurde sich aber nicht ausreichend darauf vorbereitet. Jetzt ist sie da und es ist nicht nur eine Welle, sondern ein Tsunami“, wählt Dr. Torsten Bossert einen drastischen Vergleich.

Ausdrücklich nicht inbegriffen in seine Kritik ist das Seniorenzentrum Emmaus in Ebersdorf, das aktuell große Schwierigkeiten hat, die Versorgung der Bewohner aufrecht zu erhalten. Beispielhaft schilderte Anja Küfner von der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein im Pandemiestab des Saale-Orla-Kreises, wie kritisch der Alltag in der Einrichtung ist, in der viele Infektionen ohne die regelmäßige Anwendung von Schnelltests unentdeckt geblieben wären.

„Es ist dramatisch. Wir bräuchten trotz Zwölf-Stunden-Schichten 28 Mitarbeiter für die pflegerische Versorgung – und die haben aktuell wir nicht. Trotz Schutzausrüstung kommt es auch vermehrt zu Corona-Fällen bei der Belegschaft“, erklärte Anja Küfner die Probleme beim Personal, das nur durch hohe finanzielle Aufwendungen notdürftig mit Leiharbeitskräften aufgestockt werden konnte.

Der dauerhafte Schutz der oft hochbetagten und damit besonders gefährdeten Bewohnerinnen und Bewohner ist aufgrund der Strukturen kaum zu bewerkstelligen. „Unser Haus ist keine Isolierstation sondern eine Wohnstätte. Es ist nicht für die Isolation Einzelner ausgelegt. Wenn das Virus einmal in so einer Einrichtung ist, ist es eigentlich kaum aufzuhalten“, sagte Anja Küfner zum Seniorenzentrum Emmaus, in dem es auch schon Todesfälle zu beklagen gab. Viele der Seniorinnen und Senioren können in ihrem Zustand nicht mehr ins Krankenhaus verlegt werden. Wenn doch, kann es an die Nerven gehen. „Wir mussten kürzlich drei Stunden nach einem Krankenhaus suchen, in das wir jemanden verlegen können. Das ist eine extreme mentale Belastung“, schilderte Anja Küfner weiter.

Wie Amtsarzt Dr. Torsten Bossert betonte, ist eine derartige Situation kein Einzelfall. Aufgrund weiterer Testreihen, teils mit Unterstützung des mobilen Abstrichteams der Kassenärztlichen Vereinigung, rechnet er mit einem weiteren Anstieg der Fallzahlen.

Räumlich verteilen sich die letzten 42 Positivbefunde einmal mehr auf den gesamten Landkreis. Die meisten Fälle gibt es in Schleiz (7), Bad Lobenstein (5) und Rosenthal (4) sowie den Verwaltungsgemeinschaften Seenplatte (5) und Oppurg (4). Ebenfalls betroffen sind Gefell (2), Hirschberg (2), Neustadt (3), Pößneck (2), Saalburg-Ebersdorf (1), Tanna (3), Wurzbach (2) und die Verwaltungsgemeinschaft Ranis-Ziegenrück (2).

Quelle: Landratsamt SOK, Schleiz.

1 Kommentar

  1. Zitat:
    „Wir wollten es bei uns im ländlichen Raum nicht wahr haben, aber es sind insbesondere die privaten Kontakte, die nach wie vor gepflegt werden und das Virus weitertragen.“
    Zitat Ende.

    Das ist einfach nur kompletter Unfug der hier veröffentlicht wird. Wenn Ihr im Grunde selbst schreibt, dass Ihr nicht die geringste Ahnung habt, wo denn die Zahlen her kommen, wie kommt Ihr dann auf eine solche Schlussfolgerung, die Ihr selbst noch im gleichen Artikel widerlegt, denn nur etwas später sind es auf einmal medizinische Einrichtungen, die ein Problem darstellen?! Sorry, aber so wird das nichts mit dem Ende der Pandemie! Ohne seriöse Bestandsaufnahme und seriöse Berichterstattung kein Rückhalt in der Bevölkerung!

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