„Platz nehmen – auch bei Hitze“ – unter diesem Motto wurden im August 2020 Maßnahmen zur hitze-angepassten Umgestaltung des Leipziger Platzes erprobt und aktiv durch die Erfurterinnen und Erfurter getestet. Ziel der Intervention war es, die Meinungen der Bewohnerinnen und Bewohner zu diesen Veränderungen zu erfahren. Nun hat das Institut für Stadtforschung der Fachhochschule Erfurt (ISP) gemeinsam mit dem Umwelt- und Naturschutzamt der Landeshauptstadt Erfurt die Ergebnisse der insgesamt 900 an der Befragung beteiligten Bewohnerinnen und Bewohner vorgelegt.
Die Aktion fand im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojektes „HeatResilientCity“ (HRC) statt. In der umfangreichen Online-Befragung gaben die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Einschätzungen zu den am Leipziger Platz erprobten Maßnahmen wie verschatteten Sitzgelegenheiten und einer veränderten Wegführung kund und erörterten ihre Meinungen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich die Mehrheit der Anwohnenden und Gäste eine Veränderung bei den bisher unbeschatteten Sitzgelegenheiten, gruppiert um den zentralen Brunnen, wünscht – die kleine Grünfläche sollte zukünftig nicht nur die Sonnenanbeterinnen und -anbeter zum Verweilen einladen.
Die Erfurterinnen und Erfurter wünschen sich mit über 99 % positiven Bewertungen beispielsweise Baumneupflanzungen auf dem Leipziger Platz. Besonders gut wurden zusätzlich Maßnahmen wie die Pflanzung von Blumen und Gräsern und die Schaffung von beschatteten Sitzplätzen und -gruppen eingeschätzt. 95 % der Befragten würden eine Umgestaltung des Leipziger Platzes unterstützen.
Dieses Ergebnis zeigt, für wie wichtig die Bevölkerung eine hitzeangepasste Umgestaltung städtischer Räume hält. Mit einer Oberflächentemperatur von 30 bis 50 Grad Celsius auf Wegen und verdorrten Rassenflächen auch an normalen Hitzetagen können sich bestimmte Orte sehr stark aufheizen und beeinträchtigen damit die Lebensqualität der gesamten Bewohnerschaft. Diese auf dem Leipziger Platz gemessenen Temperaturen stehen exemplarisch und symptomatisch für viele urbane Räume.
Der nun veröffentlichte Bürgerbericht bündelt alle Ergebnisse und zeigt Wünsche sowie Anregungen der Erfurterinnen und Erfurter auf und stellt außerdem die Meinungen zu möglichen Umgestaltungsmaßnahmen auf dem Leipziger Platz genauer dar. Die Informationen sind in Diagrammen und Abbildungen aufbereitet und zeigen anschaulich, was die Bewohnerinnen und Bewohner denken. So lautet beispielsweise „Pflanzen, Pflanzen, Pflanzen! Erfurt braucht Pflanzen. Zurück zur Blumenstadt“ eine der vielen Anmerkungen, die im Rahmen der Befragungen abgegeben wurden. Außerdem gibt der Bericht Informationen, wie die Bürgerinnen und Bürger selbst aktiv werden und den ebenso unter dem zunehmenden Hitzestress leidenden Erfurter Stadtbäumen helfen können.
Der Bürgerbericht ist ab sofort online unter verfügbar. Ein ausführlicher wissenschaftlicher Bericht folgt.
Hintergrund
Das Projekt „HeatResilientCity“ (Hitzeresiliente Stadt- und Quartiersentwicklung in Großstädten am Beispiel von Dresden und Erfurt) ist bereits seit 2017 aktiv. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt als Vorhaben der „Leitinitiative Zukunftsstadt“ im Themenbereich „Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region“. Für die Laufzeit bis Januar 2021 erhalten die Projektpartner insgesamt rund 2,5 Millionen Euro. Wissenschaftliche Partner sind das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung Dresden, das Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der Fachhochschule Erfurt (ISP), das Institut für Hydrologie und Meteorologie der Technischen Universität Dresden und die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden. Praxispartner sind das Umwelt- und Naturschutzamt der Landeshauptstadt Erfurt, das Umweltamt der Landeshauptstadt Dresden sowie die Eisenbahner-Wohnungsbaugenossenschaft Dresden.