Marcita starb an Lungenentzündung, noch kein Ergebnis bei Tayo.
Zwei Institute haben unabhängig voneinander jeweils ein Tier untersucht, um die Ergebnisse möglichst unvoreingenommen bewerten zu können. Marcita, die 17 Jahre alte Nashornkuh, starb demnach an einer sogenannten Pneumonie, einer hochgradigen Lungenentzündung. Außerdem waren bei ihr eine Brustfellentzündung, kleine Blutungen am Herzen, ein Bauchhöhlenerguss sowie Blutstau in den Gefäßen erkennbar.
„Wir wissen jetzt zwar, woran Marcita starb, zur Ursache dazu tappen wir allerdings im Dunkeln“, zeigte sich Zoodirektorin Dr. Dr. Sabine Merz noch unzufrieden mit den Erkenntnissen. Es läge anhand der Untersuchungsergebnisse nahe, dass sich ein Erreger über die Blutbahn ausgebreitet hat, genaues wisse man aber leider noch nicht. Für eine bakterielle Infektion liegen keine Anhaltspunkte vor, ein Virus ist deshalb wahrscheinlich. Auch hier gehen die Untersuchungen weiter, werden Schritt für Schritt verschiedene Viren abgearbeitet. Bisher waren alle Tests negativ. Tayo, das verstorbene 14 Monate alte Nashornkalb, wurde auch bereits negativ auf Covid 19 getestet, bei Marcita steht das Ergebnis dazu noch aus. Nicht auszuschließen ist, dass bei beiden Tieren das gleiche Virus vorlag und zum Tode führte, es könnte aber auch ein großer, unglücklicher Zufall sein, dass beide Tiere innerhalb so kurzer Zeit starben.
Weitergehende Untersuchungen sind für die nächsten Wochen geplant, auch weil es noch keine Erklärung für Tayos Tod gibt. Außer zwei kleinen Blutungen im Herzbereich, die aber nicht todesursächlich seien, wurde nichts gefunden, so Dr. Dr. Merz. Als nächstes stehen jetzt bei beiden Tieren die histologischen Untersuchungen an, das heißt, es werden Gewebeschnitte erstellt, eingefärbt und untersucht. Auch toxikologische Untersuchungen werden fortlaufend durchgeführt, um mögliche Vergiftungen festzustellen.
Fakt ist, dass die Erkrankungen bei beiden Tieren ganz akut gewesen sein müssen, da keinerlei Krankheitsbilder vor dem Tod der Tiere erkennbar waren. Selbst eine Blutuntersuchung am Tag vor Marcitas Tod zeigte abgesehen von leicht erhöhten, aber unbedenklichen Entzündungswerten keine Auffälligkeiten. Da kranke Tiere aus Schutz vor ihren Feinden keine Schwäche zeigen, verhielten sich die Nashörner auch unauffällig.
Der Tod der Nashörner ist nicht nur in Erfurt ein Rätsel. Zoo- und Wildtiermediziner sowie Spezialisten weltweit stehen im Austausch, die Experten sind digital vernetzt, teilen Befunde und arbeiten sich durch Fachliteratur, um den Grund für das plötzliche Ableben der Nashörner zu erforschen. „Ein solcher Fall ist sehr ungewöhnlich und in der Form auch noch nicht bekannt“, sagt die Zoodirektorin.
Besonders tragisch für die Population der Südlichen Breitmaulnashörner ist, dass auch der weibliche Fötus der trächtigen Marcita starb. Somit verlieren die Nashörner, deren Bestand durch Wilderei extrem gefährdet ist und bei denen jedes Individuum zählt, eine weitere potenzielle Zuchtkuh. Die „Back-Up“-Populationen in Zoos könnten nämlich, falls man die Wilderei in den Heimatländern der Nashörner in den Griff bekommen würde, tatsächlich geschützt ausgewildert werden.
Das nun leerstehende Nashornhaus wird trotz der tragischen Vorfälle umgebaut, am 3. März wird die Baustelle eingerichtet. Der zuständige Dezernent Matthias Bärwolff verspricht: „Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm ist ganz wichtig, damit der Beitrag zum Arterhalt der Tiere gewährleistet wird. Wir werden auch weiterhin unseren Zuchtauftrag forcieren und ihm gerecht werden. Dazu stehen wir bereits mit dem Zuchtkoordinator in Kontakt.“
Dr. Dr. Sabine Merz zeigt sich außerdem dankbar für die überwältigende Anteilnahme und das große Engagement aller Beteiligten: „Seien es Logistikunternehmen, die beim Transport der toten Tiere halfen oder die Mediziner, die bis drei Uhr nachts in der Pathologie gearbeitet haben – wir sind dankbar für die Unterstützung, die wir bei der Aufklärung der Todesursache bekommen. Nun hoffen wir auf ein Ergebnis, sicher ist das leider nicht.“