Stand Freitagnachmittag, 11. März 2022, sind 704 ukrainische Flüchtlinge in Erfurt registriert worden. 279 von ihnen sind unter 18 Jahre alt.
Offiziell werden 12.000 Flüchtlinge in Thüringen erwartet. Nach Königsteiner Schlüssel sollen davon 10 Prozent in Erfurt ankommen – in der Theorie. Die Herausforderung: Anders als 2015 sind die Wege, auf denen die Geflüchteten kommen, durch die geografische Nähe und familiäre Verbindungen diffus. Erfurt steht als zentrale und große Stadt im Fokus für das Ankommen in Thüringen. Eine klare Zahl, wie viele Menschen in die Landeshauptstadt kommen werden, lässt sich daher kaum absehen. „Ziel ist es daher, möglichst große Kapazitäten zu schaffen, um im Ernstfall gewappnet zu sein“, so Bürgermeisterin Anke Hofmann-Domke. „Kein Mensch aus der Ukraine soll in die Situation kommen, nach dem Erlebten und der Flucht aus dem Heimatland kein sicheres Dach über dem Kopf zu haben.“
Bereits mit Ankunft der ersten Flüchtlinge hatte die Stadt alle verfügbaren Plätze in den vorhandenen Gemeinschaftsunterkünften vorbereitet und die Kapazitäten soweit möglich erweitert. Am vergangenen Donnerstag wurde kurzfristig eine Schulturnhalle zur Sammelunterkunft umfunktioniert. Am Freitag hat sich jedoch abgezeichnet, dass die 146 Plätze noch nicht belegt werden müssen. Für weitere Turnhallen wird aktuell geprüft, ob und wie sie schnell nutzbar gemacht werden können.
„Wir sind uns bewusst, dass das für den Sportunterricht, aber auch für die Sportvereine große Einschränkungen mit sich bringt. Wir können nur um Verständnis für die Situation bitten, in der es unsere Pflicht ist, die Geflüchteten sicher unterzubringen und zu versorgen“, so Anke Hofmann-Domke. „Die Turnhallen sollen keine Dauerunterkunft werden. Ziel ist nach wie vor, die Menschen in andere, langfristig nutzbare Unterkünfte zu vermitteln.“
Die Stadt Erfurt ist daher weiter auf der Suche nach privaten Unterkünften, die kurzfristig und wenn möglich unbefristet für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt werden. Übermittelt werden können solche Angebote über ein Online-Formular. Über 200 Erfurterinnen und Erfurter haben bereits Wohnungen oder Zimmer angeboten, die in der Sprechstunde des Amtes für Soziales nach Bedarf an Geflüchtete vermittelt werden.
Auch Wohnungsgesellschaften und andere Träger haben freien Wohnraum gemeldet. Hier werden aktuell Fragen zum konkreten Bedarf und zur Möblierung geklärt. Ein Einrichtungshaus hat seine Bereitschaft zur Unterstützung signalisiert, auch die Stadtwerke mit dem Stöberhaus sind angebunden. Die Stadt wird informieren, wenn in diesem Bereich ein klarer Spendenbedarf genannt werden kann.
Währenddessen ist auch das Jugendamt ist im Hintergrund tätig. „Das Sachgebiet Jugendarbeit steht in Austausch mit dem Stadtjugendring und den freien Trägern, um Angebote für Kinder und Jugendliche zu planen“, so Jugendamtsleiter Thomas Trier. „Auch die Streetworker sind im Bereich Juri-Gagarin-Ring unterwegs und schenken heißen Tee aus und bieten Snacks an.“ Kita-Plätze vorrangig in Einrichtungen freier Träger können bei Bedarf organisiert werden. Auch über die E-Mail-Adresse erfurthilft@erfurt.de sind Nachrichten eingegangen von Vereinen, die Angebote für Kinder und Jugendliche im Programm haben.