Erfurt: Schwedenschanze soll wieder intakte Bürgerstreuobstwiese werden

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Gestern pflanzten die Umweltministerin Anja Siegesmund, Oberbürgermeister Andreas Bausewein und der Beigeordnete für Sicherheit und Umwelt, Andreas Horn, auf der Streuobstwiese auf der Schwedenschanze einen Obstbaum und geben damit den Startschuss für die Verjüngungskur der wertvollen Fläche.

Insgesamt werden dort aktuell durch die Firma Kopka 104 hochstämmige Obstbäume gepflanzt – Kirschen, Pflaumen, Äpfel, Birnen, Quitten, aber auch Walnuss- und Maulbeerbäume.

„Wir freuen uns, dass es im Rahmen des Projekts des Landschaftspflegeverband Mittelthüringen (LPV) gelingt, die Schwedenschanze so umfassend in die Kur zu nehmen. Sie ist ein Kleinod hoch über Erfurt und soll wieder als intakte Streuobstwiese funktionieren und vielen Erfurterinnen und Erfurtern auch langfristig als attraktiver Erholungsort dienen. Wir danken auch dem Ministerium für die gute Unterstützung bei der Pflege und dem Erhalt der Streuobstwiesen“, so Oberbürgermeister Bausewein.

Die Streuobstwiese auf der Schwedenschanze ist mit zehn Hektar die größte zusammenhängende Fläche dieser Art in Erfurt und hat mit weiteren zehn Hektar alten absterbenden Obstplantagenbestand noch sehr viel Potential zur Entwicklung weiterer wertvoller Biotopflächen.

„Die Schwedenschanze soll als Leuchtturmprojekt entwickelt werden. Das Umwelt- und Naturschutzamt hat hierfür ein Pflege- und Entwicklungskonzept erarbeiten lassen, welches heute übergeben wird. Da der Klimawandel eine besondere Herausforderung darstellt, sollen dabei verschiedene Arten von Pflanzungen und Obstsorten zum Baumschutz erprobt werden“, ergänzt der Beigeordnete für Sicherheit und Umwelt, Andreas Horn.

Die Umwelt- und Naturschutzamt arbeitet bei diesem Projekt eng mit dem LPV und der Grünen Liga Thüringen zusammen. Beide Verbände haben das Projekt „Mit Strukturvielfalt zur Insektenvielfalt“ mit Förderung durch das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) aus dem „Sonderfonds Insektenschutz in Thüringen“ gestartet. Im Rahmen des Projekts werden in ganz Mittelthüringen Streuobstwiesen neu bepflanzt, entbuscht und alte Bäume gepflegt.

„Außerdem wollen wir heute die Schwedenschanze offiziell als Bürgerstreuobstwiese eröffnen. Uns erreichen viele Anfragen zu Patenschaften für Baumpflanzungen. Wir wollen den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit eröffnen, Geld spenden zu können und mit diesen Einnahmen Bäume auf der Fläche gepflanzt und gepflegt werden können“, so Horn abschließend.

Hintergrund
Die wertvollen Streuobstwiesen auf der Schwedenschanze haben lange einen Dornröschenschlaf gehalten. Die Flächen sind die größten zusammenhängenden Streuobstwiesen in Erfurt und damit sehr bedeutsam. Als Biotope nach § 30 BNatSchG sind sie auch gesetzlich geschützt. Gleichfalls sind sie trotz der Nähe zum Flughafen ein beliebtes Naherholungsgebiet und rundherum eingefasst von Gartenanlagen. Die Obstbäume – meist Kirschen – sind schon sehr alt und sterben teilweise ab. Einige Fehlstellen gibt es schon. Nachpflanzungen sind notwendig. Auch das sog. Grünland darunter – die Wiese – verbuscht an vielen Stellen und benötigt eine gute und bessere Pflege.
Das Umwelt- und Naturschutzamt hat daher in 2020 ein Pflege- und Entwicklungskonzept beauftragt. Die Flächen wurden botanisch untersucht, Bäume aufgenommen und beurteilt und Planungen für den weiteren Umgang überlegt.
Es soll aber auch um die Lösung von Konflikten gehen. Auf der Schwedenschanze gibt es auch viele NutzerInnen und damit auch einige Probleme. Hunde, Müll, wild parkende Autos sind nur einige der Themen.
Das Konzept sollte daher nicht nur die Probleme erfassen und Lösungsmöglichkeiten vorschlagen. Vielmehr war es Ziel, auch mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.
Langfristig soll die Schwedenschanze wieder ein attraktives Ausflugsziel und gleichzeitig wertvolles und gut geschütztes Ökosystem werden, in dem alle NutzerInnen auf ihre Kosten kommen, sich aber auch an die Regeln halten.

Am 1. Juli 2021 hat der Landschaftspflegeverband „Mittelthüringen“ e. V. gemeinsam mit der Grünen Liga Thüringen das Kooperationsprojekt „Mit Strukturvielfalt zur Insektenvielfalt“ gestartet. Im Rahmen des Projektes werden bis 2023 Streuobstwiesen in den Landkreisen Sömmerda und Weimarer Land, der Stadt Erfurt und in der Stadt Weimar saniert. Dazu sollen insgesamt rund 550 Bäume durch Pflege erhalten und rund 1.000 hochstämmige Obstgehölze neu angepflanzt werden sowie der Unterwuchs entbuscht werden. Streuobstwiesen gehören in Thüringen seit vielen Jahren zu den gesetzlich geschützten Biotopen. An vielen Stellen sind sie durch Überalterung in ihrer Existenz bedroht.
Das Projekt wird aus dem 2021 neu eingerichteten „Sonderfonds Insektenschutz in Thüringen“ des Thüringer Umweltministeriums für das Vorhaben „Schaffung, Wiederherstellung und Entwicklung von Lebensräumen für Insekten auf Streuobstwiesen in Mittelthüringen“ mit rund 555.000 Euro gefördert. Mit dem „Sonderfonds Insektenschutz“ werden Maßnahmen des Naturschutzes in der Agrarlandschaft zur Schaffung, Wiederherstellung und Entwicklung von Insekten-Lebensräumen gefördert.

Quelle

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