Landesbischof thematisiert im Kirchenwald den Klimawandel

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Landesbischof Kramer informiert sich über Waldschäden

Waldschäden und der Klimawandel stehen im Mittelpunkt des heutigen (2. Mai) Besuches von Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), im Kirchenwald Zeutsch (Ortsteil der Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt). Der Umgang damit und Perspektiven werden bei einem Spaziergang zur Kirchenruine Töpfersdorf thematisiert. Der Schaden in der EKM durch Windwurf, Sturm, Dürre, Insekten, Pilze und Waldbrand wird seit 2018 auf ca. 300.000 Festmeter geschätzt. Voraussichtlich müssen fünf Prozent der Waldflächen (etwa 650 Hektar) neu angepflanzt oder verjüngt werden. Insgesamt speichert der Wald der EKM jährlich etwa 84.500 Tonnen Kohlendioxid.

Das gesamte Programm, unter anderem mit Informationen zu konkreten Waldbildern, zur Waldbewirtschaftung und zum Verein „Natur und Umwelt Saalleiten“, findet im Wald statt. Zu den Teilnehmern gehören neben Kirchenoberforsträtin Susann Wilke vom Landeskirchenamt der EKM Revierleiter Mike Meissner vom Forstamt Neustadt/Orla sowie Vertreter der Kirchengemeinde Zeutsch, der Forstbetriebsgemeinschaft und des Saalleitenvereins.

Der Klimawandel hat laut Susann Wilke in Mitteldeutschland nachweisbare Auswirkungen. „Der Prozess der Anpassung und Umgestaltung im Wald dauert Jahrzehnte. Die alten Bäume sind auf so harte Trocken- und Hitzephasen wie in den letzten Jahren nicht vorbereitet. Auch viele der gepflanzten Bäume des Waldumbaus sind vertrocknet“, berichtet sie. Für Waldbesitzer seien die Folgen dramatisch. „Der Holzverkauf ist die einzige Einnahmequelle, alle anderen Leistungen wie Naturschutz, Erholung, Wegeerhaltung, Verkehrssicherung, Pflicht-Berufsgenossenschaft, Personal, Waldpflege und Pflanzung junger Bäume müssen damit abgedeckt werden“, erklärt Susann Wilke.

„Wir sind sehr froh darüber, dass wir vorgesorgt haben, als noch gar nicht klar war, wie schnell der Wald unter dem sich ändernden Klima und den Wetterextremen leiden wird“, betont sie. Die EKM hatte bereits 2012 einen Forstausgleichsfonds angelegt, in den alle kirchlichen Eigentümer solidarisch für den Schadensfall Geld einlegten. „So ist finanziell abgesichert, dass jede geschädigte Kirchenwaldfläche mit standortgerechten und den Klimaänderungen gewachsenen Baumarten wieder bepflanzt werden kann, auch wenn beispielsweise die Kirchengemeinde keine Gelder zur Verfügung hat oder Fördermittel des Landes nicht ausreichen“, betont Wilke. „Der Waldumbau zu mehr Mischwald mit höherem Laubholzanteil und mehreren Baumarten kann dadurch kontinuierlich weiter verfolgt werden. Dabei wird auch die natürliche Verjüngung des Waldes mit dem Ziel von höherer Biodiversität und verstärkten Naturschutzfunktionen genutzt“, erklärt sie.

Der Holzeinschlag ist im Kirchenwald laut Statistik geringer als bei Waldeigentümern, die größere zusammenhängende Wälder besitzen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Manche Waldflächen sind so klein, dass dort keine geregelte Forstwirtschaft stattfindet und andere Waldfunktionen im Vordergrund stehen. Zum anderen wurde in den vergangenen Jahren überwiegend Schadholz aus dem Wald entfernt. Drittens gibt es in der EKM „Leitlinien zur Bewirtschaftung des Waldes“ und Regelungen im Grundstücksgesetz, die den Nachhaltigkeitsgrundsatz festlegen: Es soll nie mehr Holz geerntet werden, als nachwächst. Gesteuert und kontrolliert wird das durch die „Forsteinrichtung“: Eine Waldinventur, bei der jede Fläche alle zehn Jahre von externen Sachverständigen erfasst und beplant wird.

Im Gebiet der EKM gibt es etwa 13.000 Hektar Kirchenwald. In Thüringen sind es etwa 6.200 Hektar, darunter 377 Pfarreien und 258 Kirchengemeinden. In Sachsen-Anhalt verantworten 574 Kirchengemeinden etwa 4.800 Hektar. Die restlichen Waldflächen liegen in den Ländern Brandenburg und Sachsen. Es sind das alles sehr kleine Flächen mit durchschnittlich nur acht Hektar je Eigentümer. Gemessen an der Gesamtwaldfläche der Bundesländer beträgt der Kirchenwald nur ein Prozent. 6,5 Kubikmeter Holz wachsen in der EKM jährlich je Hektar nach. „Unser Wald erfüllt alle Waldfunktionen vorbildlich. Er wird nach Leitlinien nachhaltig ökologisch und ökonomisch bewirtschaftet“, betont die Forst-Expertin. Werde der nachwachsende Rohstoff Holz genutzt, speichere ein Kubikmeter etwa eine Tonne Kohlendioxid. „Jeder gepflanzte Baum ist aktiver Klimaschutz“, so Wilke.

Hintergrund:
Deutschland ist zu einem Drittel bewaldet. Es ist die naturnächste Landnutzungsform und ein Ökosystem mit vielen Funktionen wie Wasser- und Luftfilter, Sauerstoffproduzent, Lebensraum für unzählige Pflanzen und Tiere, Naturschutz, Kohlendioxid-Speicher und Produzent des vielfach verwendbaren, natürlichen und Kohlendioxid-neutralen, nachhaltig nachwachsendem Rohstoffes Holz, zudem ein Sehnsuchts- und Erholungsort der Menschen. Seit Jahren sinkt in Mitteldeutschland der Wassergehalt im Boden in der Tiefe, in der die Bäume wurzeln. Nachweislich hat sich die Durchschnittstemperatur in Thüringen seit 1881 um 1,4 Grad Celsius erhöht. Durch eine Abfolge mehrerer Stürme seit Herbst 2017 liegt sehr viel Holz im Wald, was Brut- und Vermehrungsmaterial für die Insekten und Pilze bietet. Die gestressten Bäume können sich gegen die unzähligen Insekten aus eigener Kraft nicht mehr wehren.

Quelle.

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