In einem internationalen Verbundeinsatz zur Bekämpfung des Enkeltrickbetrugs gingen Ermittlerinnen und Ermittler von Polizeifachdienststellen aus allen 16 Bundesländern, vom Bundeskriminalamt, aus Polen, Österreich, der Schweiz und Luxemburg sowie von Europol vom 27. November bis zum 8. Dezember im Auftrag der zuständigen Fachabteilungen der jeweils verantwortlichen Staatsanwaltschaften gemeinsam gegen Betrügerinnen und Betrüger vor. Bei dem vom Landeskriminalamt Berlin koordinierten Einsatz in enger Abstimmung mit der für gewerbs- und bandenmäßige Enkeltrick-Betrugstaten zuständigen Staatsanwaltschaft Berlin nahmen die Polizeikräfte insgesamt 27 Personen auf frischer Tat fest, die auf verschiedene Weise an der Begehung von Enkeltricktaten beteiligt waren. Durch die Maßnahmen, an denen täglich etwa 1.000 Einsatzkräfte beteiligt waren, konnten 74 Enkeltricktaten und ein Schaden in Gesamthöhe von etwa 5 Millionen Euro verhindert werden. Die vorwiegend aus Polen anrufenden Tatverdächtigen (sogenannte „Keiler“) nutzen vor allem die Verkehrsunfalllegende als Betrugsmasche. In einem Schockanruf wird dabei gegenüber den angerufenen Personen, vorwiegend älteren Menschen, behauptet, dass ein Familienmitglied – zumeist die Tochter oder der Sohn – einen Autounfall verursacht habe und einzig die sofortige Zahlung einer hohen Kaution dessen Inhaftierung vermeiden könne. Seit Kurzem nutzen die Tatverdächtigen für diese Methode auch Angaben von Traueranzeigen aus Tageszeitungen. Aus den Anzeigen erfahren die Tatverdächtigen die Namen der Kinder der Verstorbenen, mit denen sie sich dann bei den Hinterbliebenen als angebliche Verursacher eines Unfalls melden, so dass die Legende zu diesem betrügerischen Anruf noch glaubhafter erscheint. Die Tatverdächtigen nutzen damit die Zeit der Trauer nach dem Verlust eines geliebten Menschen. Die Forderungen liegen in diesen Fällen in der Regel bei mehr als 100.000 Euro.
In diesem Zusammenhang koordinierte die Kriminalpolizeiinspektion Jena den Gesamteinsatz für Thüringen unter Beteiligung aller Kriminalpolizeiinspektionen, weiterer Dienststellen der Landespolizei, dem Thüringer Landeskriminalamt und der Staatsanwaltschaft Gera.
In dieser Zeit wurden letztlich 34 Versuchsstraftaten in Thüringen bekannt, in denen die Täter insgesamt über 1,29 Millionen Euro Kaution in Form von Bargeld, Schmuck oder Goldbarren forderten, wobei letztlich in zwei Fällen Schäden von je 7.800,00 Euro und 55.000,00 Euro durch zwei vollendete Schockanrufe eingetreten sind.