Nach jahrelangem Stillstand kehrt das historische Gebäude in den Besitz der Stadt Weimar zurück und soll der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden.
Das Haus der Frau von Stein wurde über Jahre als verpasste Chance betrachtet. Das historische Gebäude, das in den Jahren 1770 bis 1773 von Baumeister Anton Georg Hauptmann als Wohngebäude an der Südostgrenze der Altstadt errichtet wurde, geriet nach dem Verkauf an einen privaten Investor im Jahr 2008 in eine Phase der Unsicherheit. Dabei hat das Haus eine große Bedeutung für die Weimarer Klassik. Hier lebte Charlotte von Stein, eine enge Vertraute Goethes, über 50 Jahre lang mit ihrer Familie. In ihren Räumen fanden Proben für das herzogliche Theater statt, und noch bis 2010 dienten sie als Sitz des Goethe-Instituts.
Nach dem Übergang an den spanischen Investor wurden die kulturellen Funktionen des Gebäudes jedoch stark eingeschränkt. Die Pläne des Käufers klangen ambitioniert: So sollte in dem Haus ein Museum mit Werken von Salvador Dalí etabliert werden, außerdem eine Künstlerpension und ein Café entstehen. Leider konnte das Projekt nicht wie geplant umgesetzt werden. Geplante Sanierungen wurden begonnen, aber nicht fortgeführt, und eine tragfähige Nutzung blieb aus. Anstatt zu einem lebendigen Kulturzentrum zu werden, blieb das Gebäude ungenutzt und verschlossen. Dies führte zu einer großen Unzufriedenheit in der Stadt.
Bereits im Jahr 2008 wurde der Verkauf des Gebäudes von verschiedenen Seiten kritisiert, darunter auch von prominenten Persönlichkeiten wie dem damaligen Präsidenten des Goethe-Instituts, KlausDieter Lehmann. Man dürfe sich „nicht auf Dinge einlassen, die von der gesamten Seriosität mehr als zweifelhaft sind“, warnte er damals. In den darauffolgenden Jahren wurde in der Öffentlichkeit wiederholt die Rückführung des Hauses sowie eine Nutzung gefordert, die seiner historischen Bedeutung gerecht wird.
Perspektiven für ein öffentlich zugängliches Haus
Nun hat sich eine Wende zum Besseren eingestellt: Nach jahrelangem Rechtsstreit hat die Stadt Weimar das historische Haus in Weimars klassischem Zentrum jetzt von der bisherigen Eigentümerin in Besitz genommen. Möglich wurde dies durch das vom Landgericht Erfurt bereits im Juni 2024 erlassene Versäumnisurteil gegen die Eigentümerin des Gebäudes, in dem diese unter anderem verpflichtet wurde, das Objekt an die Stadt Weimarherauszugeben. Damit ergibt sich erstmals seit Jahren eine konkrete Perspektive für die Zukunft des Hauses. Oberbürgermeister Peter Kleine unterstreicht die Bedeutung dieser Entwicklung: „Die Wiedererlangung des Hauses ist ein wichtiger Tag für das klassische Weimar. Das Haus der Frau von Stein hat das Potenzial, wieder zu einem öffentlichen Ort für die Einwohnerinnen und Einwohner sowie die Gäste der Stadt zu werden.“
Doch wie genau könnte eine Nutzung aussehen? Bislang gibt es keine festgelegten Pläne. Fest steht jedoch, dass das Gebäude dauerhaft im Besitz der Stadt bleiben wird. Eine öffentliche Nutzung könnte das kulturelle Leben Weimars bereichern und positive Impulse für den Kulturtourismus setzen.
Die Stadt als Vermittler zwischen Vergangenheit und Zukunft
Die Rückführung des Hauses in den städtischen Besitz kann als ein wichtiger Schritt in diese Richtung betrachtet werden. Dennoch gibt es einige Herausforderungen zu bewältigen. Die Sanierung des Gebäudes wird mit hohen Kosten verbunden sein, die die Stadt wohl nicht allein tragen kann. Daher wird ein finanzstarker Partner gesucht, der die Restaurierung und den Betrieb des Hauses im Rahmen eines Erbpachtmodells übernehmen könnte.
Der Zeitrahmen für eine Wiedereröffnung ist derzeit noch ungewiss. Der Rückkauf wird jedoch den Stillstandbeenden und allen Interessierten die Möglichkeit geben, dieses kulturelle Erbe wieder in das Stadtleben einzubinden. Für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet dies:
Ein lange vernachlässigtes Gebäude könnte in absehbarer Zeit mit neuem Leben gefüllt werden. Es gibt noch einige Punkte, die geklärt werden müssen, aber es ist wichtig, dass das Haus der Frau von Stein jetzt wieder eine Zukunft hat. Die Stadt Weimar ist bestrebt, die Weichen für eine nachhaltige Entwicklung zu stellen.
Quelle: Rathauskurier 06/25 vom 19. März 2025, S. 6f.