Kooperationsprojekt im Bauhausjahr 2019 zwischen dem GoetheStadtMuseum Ilmenau und dem Keramikmuseum Bürgel
Im Bauhausjahr 2019 finden gleich drei Sonderausstellungen zu dem bedeutenden Thüringer Künstler Wilhelm Löber statt. Der fast in Vergessenheit geratene Bauhausschüler wurde 1903 in Neidhardtshausen geboren. Mit Ilmenau verband ihn vor allem die Zeit am hiesigen Realgymnasium. Im Goethejahr 1932 schuf er ein figürliches Relief für einen Goethebrunnen auf dem Ilmenauer Friedhof mit der Aufschrift „Stirb und Werde!“, entlehnt aus Goethes West-östlichen Divan im Buch des Sängers. Von den Nationalsozialisten als entartet eingestuft, wurde der Brunnen eingeschalt, überstand jedoch das dritte Reich und befindet sich heute noch an seinem Ursprungsort. So beschäftigt sich die Ilmenauer Sonderausstellung, die vom 7. April bis 18. August 2019 im GoetheStadtMuseum präsentiert wird, vor allem mit der Jugendzeit Löbers, Ilmenauer Freunden und seiner keramischen Ausbildung am Bauhaus und an der Burg Giebichenstein als Meisterschüler von Gerhard Marcks. Fotos von Entwürfen verschollener Porzellane aus der Bauhauszeit, die erst kürzlich entdeckt wurden, werden ebenso präsentiert wie einige seiner Holzschnitte. Aber auch eine reiche Zahl bildhauerischer Werke in Holz, Stein und Metall werden in der Exposition zu sehen sein. Einen weiteren Aspekt bilden seine keramischen Arbeiten der 1960er und 70er Jahre, die an der Ostsee entstanden und als Fischland- und Rügenkeramik bekannt sind. Die Exposition wird fast vollständig von dem Sammler Hartmut Gill aus Rostock übernommen. Er kannte Wilhelm Löber noch persönlich, forschte intensiv zu dem Künstler und veröffentlichte das Ergebnis seiner Recherchen in zwei Publikationen. Derzeit ist die von ihm konzipierte Exposition in Putbus auf Rügen zu sehen.
Die beiden anderen Ausstellungen im Keramik-Museum Bürgel und im Dornburger Rokokoschloss gegenüber der ehemaligen Bauhauswerkstatt werden sehr detailreich den Bauhauskeramiker Wilhelm Löber vorstellen. Dabei stehen seine keramischen Werke vom Bauhaus bis zur Fischland- und Rügenkeramik im Mittelpunkt dieser Expositionen. Präsentiert werden außerdem wertvolle grafische und schriftliche Zeugnisse aus einem Privatarchiv der Nachfahren des Künstlers.
Insofern ergänzen sich die drei Sonderausstellungen zu dem vergessenen Bauhausschüler Wilhelm Löber im Bauhausjahr 2019 in hervorragender Weise. Zur Abstimmung inhaltlicher Absprachen und Vermittlung von Synergieeffekten trafen sich die Museumsleiterin des GoetheStadtMuseum Ilmenau, Kathrin Kunze und der Museumsleiter des Keramik-Museums Bürgel, Konrad Kessler, am 7. August in Ilmenau. Die unterschiedlichen Einrichtungen wollen gegenseitig auf ihre Projekte in Printmedien und auf digitalem Weg aufmerksam machen, sich mit Leihgaben unterstützen und ein gemeinsames Marketing entwickeln.
Auch wenn die Titel der Ausstellungen, in Ilmenau „Wilhelm Löber – Der vergessene Bauhausschüler“, in Bürgel „Wilhelm Löber – Der vergessene Bauhauskeramiker“ zunächst den Schluss zulassen, dass es sich hier um etwas sehr Ähnliches handelt, stellt man beim näheren Hinsehen fest, dass dem nicht so ist. In Ilmenau wird vor allem an den Künstler Löber mit all seinen Facetten als Grafiker, Bildhauer und Keramiker erinnert wird, während in Bürgel und Dornburg in erster Linie das keramische Schaffen im Fokus steht.