Ein Konvoi von Feuerwehrfahrzeugen war gestern (25. September) kurz nach 18 Uhr auf dem Weg zur Wartburg zu einer Katastrophenschutzübung. Bei der Übung testeten die Feuerwehrleute erstmals die größtenteils neu angeschaffte Technik für den Katastrophenschutz unter Einsatzbedingungen und an einem originalen Ort. Hauptaufgabe war es, die Zisterne im Innenhof der Wartburg leer zu pumpen. Zugleich wurde auch das neu erarbeitete Gefahrenabwehrkonzept der Wartburg überprüft. „Die Übung war ein totaler Erfolg. Die Einsatztaktik ist voll aufgegangen“, sagte Brandoberinspektor Markus Weigelt, der bei der Eisenacher Berufsfeuerwehr unter anderem für Katastrophenschutz zuständig ist und das Übungsszenario erarbeitet hatte.
An der umfangreichen Katastrophenschutzübung der Eisenacher Feuerwehren nahmen die beiden Katastropheneinsatzzüge der Stadt Eisenach mit den Freiwilligen Feuerwehren Eisenach-Mitte, Stockhausen-Hötzelsroda, Stregda, Stedtfeld und Neuenhof sowie das Technische Hilfswerk (THW) Eisenach teil. Die Berufsfeuerwehr Eisenach sicherte während der Übung die Einsatzbereitschaft für die Stadt in der Feuerwache.
Von der Feuerwache in Eisenach Nord fuhren die zehn Einsatzwagen über die Ernst-Thälmann-Straße, die Stadtautobahn, die Langensalzaer Straße, die Bahnhofstraße und die Wartburgallee zur Wartburg. Diese Fahrt in einem Verband war bereits der erste Teil der umfangreichen Übung, den die insgesamt 60 Feuerwehrkameraden und THW-Leute zu meistern hatten. Ziel dabei war, im Verband zu bleiben und keine großen Lücken entstehen zu lassen.
Am Droschkenplatz knapp unterhalb der Wartburg, dort wo sonst die jüngeren Besucher wieder von den Eseln absteigen, war der Aufstellplatz für die Fahrzeuge. Auf der Schanze vor dem Burgtor wurde die Einsatzleitung eingerichtet, alle weiteren Fahrzeuge verblieben auf der Feuerwehr-Stellfläche am Droschkenplatz, um mehr Spielraum für die Logistik zu bewahren und damit die Fahrzeuge bei einem echten Einsatz schnell wieder abrücken können.
Vom Droschkenplatz aus hatten die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehren die Aufgabe, die benötigten Ausrüstungen und technischen Geräte wie Pumpen, Scheinwerfer, Generatoren, Schläuche und Armaturen schnellstmöglich in den großen Burghof zu bringen. Als Hilfsmittel standen ihnen dafür kleinere Fahrzeuge wie ein Multicar der Wartburgstiftung und zwei Rollwagen zur Verfügung.
Kurz nach 18.30 Uhr konnte die erste Tauchpumpe in die Zisterne eingesetzt werden. Das Wasser wurde über Schlauchleitungen zu der Mauerpforte geleitet, die zum Bergbaulehrpfad führt. Von dort wurde das Wasser mit Hohlstrahlrohren und Monitoren (Wasserwerfern) in den Wald unterhalb des Burgberges versprüht.
Dass die Zisterne geleert wurde, hatte einen besonderen Grund. Laut dem neu überarbeiteten Gefahrenabwehrkonzept der Wartburg muss in der Zisterne ein fester Sauganschluss eingebaut werden, über den im Ernstfall und das ganze Jahr über Löschwasser aus der Zisterne entnommen werden kann. Diese Gelegenheit wurde auch genutzt, um die tatsächliche Tiefe des Wasserbeckens zu ermitteln. Dafür stellte das Landesamt für Archäologie und Denkmalschutz extra die erforderliche Vermessungstechnik zur Verfügung.
Zuvor stellten die Feuerwehrleute jedoch ihr Können unter Beweis. Nachdem mit insgesamt vier Kreisel- und zwei Tauchpumpen das relativ klare Wasser bis in sechs Meter Tiefe abgepumpt war, sollte die etwa eineinhalb Meter dicke Schlammschicht aus der Zisterne befördert werden. Hierfür kamen drei sogenannte Chiemsee-Pumpen (eine davon vom THW) zum Einsatz. Diese können mit einem Schneckengewinde (Archimedische Schraube) Wasser, Schlamm und feste Stoffe bis zur Größe eines Tennisballs nach oben befördern. Insgesamt pumpten die Wehrleute bis gegen 20.45 Uhr etwa 240 Kubikmeter Wasser aus der Zisterne. Die Schlammschicht erwies sich jedoch als zu zäh. „Trotz nachspülen haben wir nicht allen Schlamm aus der Zisterne bekommen, die Pumpen haben es nicht geschafft. Gegen 21.30 Uhr haben wir unsere Versuche abgebrochen, da klar war, dass der Rest mit unserer Feuerwehrtechnik nicht zu schaffen ist“, erklärte Markus Weigelt.
Getestet wurde bei der Übung ebenfalls, ob die neue Brandschutzausstattung der Wartburg, die jetzt im Torhaus aufbewahrt wird, dort ihren richtigen Platz hat und flexibel einsetzbar ist. Dazu gehören neben Schläuchen (insgesamt 600 Meter), Lüftern, Strahlrohren und Leitern auch Fluchthauben, die bei der Rettung von Menschen übergezogen werden, sowie Rauchschutzvorhänge, die Kulturgüter schützen sollen. „Die Übung hat gezeigt, dass beispielsweise die alten Schläuche auf der Wartburg dem Druck der neuen Pumpen nicht mehr standhalten konnten. Sie mussten während der Übung ausgetauscht werden“, so Weigelt.
Neben dem Test der hoch modernen Fahrzeuge, Pumpen und Techniken zur Wasserförderung und -abgabe diente die Katastrophenschutzübung auch der Ausbildung der Feuerwehrkameraden und Helfer des THW. Bei der Übung wurde der Ablauf eines kompletten „Katastrophenschutzeinsatzes“ im Kleinen geübt. Die Alarmierung von den Gerätehäusern der Ortsteile und des THW, das Zusammenstellen eines taktischen Zuges, die Anfahrt im Verband, das Erkunden der Situation am Ort mit Einsatzauftrag, die Logistik und Versorgung sowie natürlich der Einsatz an sich. Dabei wurde zugleich die Zusammenarbeit aller Einsatzkräfte geprobt.
„Die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren und des THW waren hoch motiviert und haben ihren hervorragenden Ausbildungsstand bewiesen. Darauf können alle zu recht sehr stolz sein“, betonte Markus Weigelt zum Abschluss. Die Einsatzleitung unter Kamerad Christian Semmler und mit den Abschnittsleitern Andreas Herter, Stefan Bendrich und Marco Schall habe sehr gut funktioniert. Insgesamt waren 38 Feuerwehrleute und 22 THW-Helfer auf der Wartburg dabei. Und diese Zusammenarbeit habe reibungslos geklappt. Kurz nach 23 Uhr war die Katastrophenschutzübung beendet.
Zum Fazit der Katastrophenschutzübung gehört auch, dass das Gefahrenabwehrkonzept den Praxistest bestanden hat. Die neue Technik und das Rollwagensystem haben genau so funktioniert wie gedacht. Schwierigkeiten gab es mit der Funkverbindung zwischen den dicken Mauern der Wartburg. Hier muss für die Zukunft nach einer anderen Lösung gesucht werden.
Die Zisterne auf der Wartburg bleibt jedoch nicht lange leer. Sobald der Sauganschluss eingebaut ist, wird die Wartburg-Stiftung das Becken wieder mit Wasser füllen. Die Zisterne dient grundsätzlich als Löschwasserreservoir für die Wartburg. Deshalb musste von den Feuerwehrleuten auch während der Übung eine Löschwasser-Notversorgung mit Faltbehältern als Ersatz aufgebaut werden. Neben der Zisterne gibt es aber auch eine leistungsstarke Wasserleitung von der Hohen Sonne zur Burg – damit buchstäblich „nichts anbrennt“.
Quelle: Stadt Eisenach.