Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein will den Einzelhändlern seiner Stadt die Möglichkeit bieten, zwei Tage lang ihre Geschäfte für Kundschaft zu öffnen, die negativ auf Covid-19 getestet wurde. Die Stadtverwaltung plant dafür in der nächsten oder übernächsten Woche an Freitag und Samstag (12. und 13. März. oder 19. und 20. März) mehrere mobile Teststellen in der Innenstadt zu errichten, an denen sich einkaufswillige Erfurterinnen und Erfurter kostenlos testen lassen können.
Stadt finanziert Schnelltests für Tausende Kunden
„Wir müssen den Einzelhändlern die Chance bieten, wieder Geld zu verdienen. Andererseits wollen wir durch das Einkaufserlebnis auch die Stimmung in der Erfurter Bevölkerung heben. Die Menschen haben es sich verdient“, sagte Bausewein.
Der Oberbürgermeister hofft mit diesem „Erfurter Modell zur Ladenöffnung“ ein „Vorbild für andere Städte in Thüringen und ganz Deutschland“ zu werden. Trotz schwieriger Haushaltslage will sich die Stadtverwaltung Erfurt dieses „Experiment mit kalkulierbaren Risiko“ (Bausewein) eine sechsstellige Summe für die Schnelltests kosten lassen. „Dadurch, dass wir ganz aktuell testen, ziehen wir einen Schutzschild ein. Nur, wer negativ getestet wird, darf auch einkaufen.“ Voraussetzung für die beiden Einkaufstage ist allerding die Zustimmung des Landes Thüringen. Ohne diese funktioniert es nicht. Nach den bisherigen Bestimmungen ist solch eine Ladenöffnung in Thüringen verboten. Oberbürgermeister Bausewein will sich beim Land und auch direkt bei Ministerpräsident Bodo Ramelow für eine Ausnahmeregelung einsetzen.
Da die Stadt mit einem großen Ansturm von deutlich mehr als 10.000 Kunden rechnet, wird das Angebot der kostenlosen Tests nur für Bürger mit Wohnort Erfurt gelten. Diese müssen sich deshalb an den Teststellen auch ausweisen. Wer negativ getestet wird, der bekommt ein stark klebendes Band an den Arm, mit denen er sich bei den Einzelhändlern ausweisen kann. Alle Menschen, die positiv getestet werden, werden vom Gesundheitsamt mit einem PCR-Test nachgetestet. Sollte dieser ebenfalls positiv sein, läuft die übliche Maschinerie an – mit Quarantäne und Kontaktnachverfolgung, um Infektionsketten zu unterbinden. „Unser Gesundheitsamt rechnet an beiden Tagen mit einigen positiven Fällen, die sonst nicht auffallen würden. Es hat sich ganz klar für die Einkaufsaktion ausgesprochen. Denn für das Gesundheitsamt ist sie auch ein Massentest durch die Hintertür“, so Bausewein.
Eine weitere Voraussetzung neben der Genehmigung durch das Land ist, dass sich die Einzelhändler und Ladenbesitzer an den beiden Tagen auch an die „Spielregeln“ halten. So dürfen sie ausschließlich Kunden mit Armband in ihre Läden lassen. Außerdem müssen sie die üblichen Infektionsschutz-Vorkehrungen einhalten. Der Stadtordnungsdienst wird das Einlassmanagement kontrollieren und bei Verstößen auch als Ordnungswidrigkeit ahnden. Beim heutigen Arbeitsgespräch wurde der Vorschlag von Oberbürgermeister Bausewein vom Citymanagement Erfurt e. V. und der IHK Erfurt begeistert aufgenommen. Die Handelnden sagten dem OB ihre volle Unterstützung zu. So werden Einzelhändlerinnen eine Konzeption erarbeiten, die in eine Gesamtkonzeption der Stadtverwaltung einfließt. Für die Stadt wird sich die Abteilung Wirtschaftsförderung um die Vorbereitung der beiden Einkaufstage kümmern. Die Tests, so viel ist schon klar, sollen von einem externen Dienstleister vorgenommen werden. Das Erfurter Gesundheitsamt kümmert sich um mögliche Nachtestungen, Quarantäne und Nachverfolgung. „Wenn das Experiment funktioniert, es keinen Anstieg der Inzidenz in Erfurt gibt sowie eine zufriedene Kundschaft und Händler, dann könnte dieses Erfurter Modell in Folge auch ausgebaut werden. So wäre es denkbar, dass die Gastronomen bei einer weiteren Auflage einbezogen werden“, blickte der Erfurter OB nach vorn.
Quelle: Stadtverwaltung Erfurt.