Erzeugerpreise gewerblicher Produkte (Inlandsabsatz), April 2022
+33,5 % zum Vorjahresmonat
+2,8 % zum Vormonat
Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte waren im April 2022 um 33,5 % höher als im April 2021. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, war dies der höchste Anstieg gegenüber einem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Im März 2022 hatte die Veränderungsrate bei +30,9 % und im Februar bei +25,9 % gelegen. Im Vormonatsvergleich stiegen die gewerblichen Erzeugerpreise im April 2022 um 2,8 %. Die aktuellen Daten spiegeln auch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine wider.
Hauptverantwortlich für den Anstieg der gewerblichen Erzeugerpreise im Vorjahresvergleich ist weiterhin die Preisentwicklung bei Energie.
Starke Preissteigerungen bei allen Energieträgern
Die Energiepreise waren im April 2022 im Durchschnitt 87,3 % höher als im Vorjahresmonat. Gegenüber März 2022 stiegen diese Preise um 2,5 %, nachdem sie im März 2022 gegenüber Februar 2022 um 10,5 % gestiegen waren. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr bei Energie hatte Erdgas in der Verteilung mit einem Plus gegenüber April 2021 von 154,8 %. Kraftwerke zahlten für Erdgas gut viermal so viel wie ein Jahr zuvor (+307,0 %). Für Industrieabnehmer war Erdgas 259,9 % teurer und für Wiederverkäufer 170,0 %.
Die Preise für elektrischen Strom waren im April 2022 um 87,7 % höher als im April 2021. Für Weiterverteiler kostete Strom 157,3 % mehr als ein Jahr zuvor, für Sondervertragskunden 85,6 %. Gewerbliche Anlagen zahlten 15,8 % mehr.
Mineralölerzeugnisse waren 53,9 % teurer als im April 2021, jedoch sanken hier die Preise gegenüber dem Vormonat März 2022 um 4,6 %. Leichtes Heizöl war mehr als doppelt so teuer wie ein Jahr zuvor (+102,1 %), Kraftstoffe kosteten 46,6 % mehr. Für beide Mineralölprodukte sanken jedoch die Preise gegenüber dem März 2022 (leichtes Heizöl: -14,9 %, Kraftstoffe: -6,8 %).
Ohne Berücksichtigung von Energie waren die Erzeugerpreise 16,3 % höher als im April 2021 (+3,0 % gegenüber März 2022).
Hohe Preissteigerungen bei den Vorleistungsgütern, vor allem bei Metallen, Dünge- und Futtermitteln sowie Verpackungsmitteln aus Holz
Vorleistungsgüter waren im April 2022 um 26,0 % teurer als ein Jahr zuvor. Gegenüber März 2022 stiegen diese Preise um 4,1 %. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate für Vorleistungsgüter gegenüber dem Vorjahr hatte die Veränderungsrate für Metalle insgesamt mit einem Plus von 43,3 %. Hier stiegen die Preise für Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen um 59,8 %, Nichteisenmetalle und deren Halbzeug kosteten 32,8 % mehr. Betonstahl verteuerte sich im Vorjahresvergleich um 79,0 % und allein gegenüber März 2022 um 16,6 %. Die Preise für Aluminium in Rohform waren 58,5 % höher als im Vorjahr.
Besonders hoch waren die Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr bei Düngemitteln und Stickstoffverbindungen, die sich mehr als verdoppelten (+111,7 %). Allein gegenüber März 2022 stiegen diese Preise um 14,5 %.
Verpackungsmittel aus Holz kosteten binnen Jahresfrist 75,0 % mehr, Industriegase 66,4 %. Die Preise für Futtermittel für Nutztiere stiegen um 52,8 %. Nadelschnittholz war 52,3 % teurer.
Papier und Pappe waren 52,7 % teurer als ein Jahr zuvor. Hier stiegen insbesondere die Preise für Zeitungsdruckpapier (+111,9 %). Wellpapier und Wellpappe, die für die Verpackungsindustrie eine wichtige Rolle spielen, kosteten 41,0 % mehr.
Die Preise für Getreidemehl waren 39,1 % höher als im April 2021. Gegenüber März 2022 stiegen diese Preise um 5,0 %.
Preisanstieg bei Verbrauchsgütern vor allem durch gestiegene Preise für Fleisch und Fleischerzeugnisse
Die Preise für Verbrauchsgüter waren im April 2022 um 13,2 % höher als im April 2021 und stiegen gegenüber März 2022 um 3,9 %. Nahrungsmittel waren 17,3 % teurer als im Vorjahr (+5,5 % gegenüber März 2022). Besonders stark stiegen die Preise für Butter (+70,9 % gegenüber April 2021, +11,4 % gegenüber März 2022). Nicht behandelte pflanzliche Öle kosteten 70,0 % mehr als im Vorjahr. Rindfleisch war 41,6 % und Kaffee 30,8 % teurer. Die Preise für Schweinefleisch stiegen gegenüber März 2022 um 14,7 % und lagen damit 22,1 % über den Preisen von April 2021.
Die Preise für Gebrauchsgüter waren im April 2022 um 8,3 % höher als ein Jahr zuvor, insbesondere bedingt durch die Preisentwicklung bei Möbeln (+10,5 %).
Investitionsgüter kosteten 6,7 % mehr als im Vorjahr. Eine höhere Veränderung im Vorjahresvergleich hatte es letztmalig im Oktober 1975 gegeben (+6,8 %). Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate hatten die Preissteigerungen für Maschinen mit einem Plus von 7,6 %, gefolgt von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (+4,9 %). Besonders stark stiegen die Preise unter anderem für Metallkonstruktionen (+26,1 %), für Teile für Klimageräte, Kühl- und Gefrierschränke (+25,2 %) sowie für Teile und Zubehör für Datenverarbeitungsmaschinen (+19,5 %).
Methodische Hinweise:
Der Index der Erzeugerpreise gewerblicher Produkte misst die Entwicklung der Preise für die im Bergbau, im Verarbeitenden Gewerbe sowie in der Energie- und Wasserwirtschaft in Deutschland erzeugten und im Inland verkauften Produkte. Berücksichtigt werden dabei alle Steuern und Abgaben auf die Produkte außer der Mehrwertsteuer. Er stellt damit die Preisveränderungen in einer frühen Phase des Wirtschaftsprozesses dar. Erhebungsstichtag ist jeweils der 15. des Berichtsmonats.
Weitere Informationen:
Alle aktuellen Ergebnisse enthält auch die Fachserie 17, Reihe 2 „Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkt“. Lange Zeitreihen können für den Gesamtindex über die Tabelle Erzeugerpreise gewerblicher Produkte (61241-0002), für tiefer gegliederte Subindizes über die Tabelle Erzeugerpreise gewerblicher Produkte (61241-0006) in der Datenbank GENESIS-Online bezogen werden.
Hinweise zur CO2-Bepreisung nach dem Brennstoffemissionshandelsgesetz sind auf der Themenseite Erzeugerpreise gewerblicher Produkte verfügbar.
Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte sind auch Teil des „Krisenmonitors“ (www.destatis.de/krisenmonitor), mit dem das Statistische Bundesamt die Entwicklung wichtiger Konjunkturindikatoren in der Corona-Krise und in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gegenüberstellt. Zudem sind sie neben weiteren Indikatoren zur Einordnung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auf der Sonderseite „Corona-Statistiken“ (www.destatis.de/corona) sowie im Dashboard Deutschland (www.dashboard-deutschland.de) verfügbar. Im Dashboard Deutschland bündelt das Statistische Bundesamt hochaktuelle Indikatoren der amtlichen Statistik und weiterer Datenanbieter zu den Themenbereichen Wirtschaft und Finanzen sowie Gesundheit und Mobilität.
Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen wirken sich auf viele Bereiche in Gesellschaft und Wirtschaft aus. Auf einer Sonderseite haben wir Daten und Informationen dazu für Sie zusammengestellt.
Autor: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden.