„Wir für unsere Stadt“ – unter diesem Motto stand der traditionelle Jahresempfang der Stadt Gera und der Wirtschaft, zu dem Oberbürgermeisterin Dr. Viola Hahn am Freitagabend (25. Mai 2018) rund 600 Gäste im Theater begrüßte. Die Rathauschefin dankte insbesondere der Wirtschaft und den ehrenamtlich engagierten Menschen in der Stadt. Frau Dr. Hahn verkündete zugleich neue Projekte, die nach intensiver Vorbereitung jetzt spruchreif geworden sind.
Mit dem traditionellen Ehrenpreis der Oberbürgermeisterin wurde in diesem Jahr Mike Fischer ausgezeichnet. 1990 hatte er den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Ob als Fahrschulleiter, Bildungsträger, Start-up-Gründer, Fachkräftemanager, Gastronom, Redner oder Buchautor – er schreibt Erfolgsgeschichte. Während heute die Fahrschul-Branche in der Krise steckt – immerhin hat in Deutschland jede fünfte Fahrschule in den vergangenen 15 Jahren aufgegeben – sieht Mike Fischer neue Chancen. Er gründete 2017 das Institut für autonomes Fahren mit dem Ziel, eine unfallfreie, ökologisch nachhaltige sowie soziale Mobilität zu erreichen. „Allein der wirtschaftliche Erfolg wäre schon ein gewichtiger Grund, Mike Fischer zu würdigen. Hinzu kommt sein leidenschaftliches Engagement für unsere Stadt. Gemeinsam haben wir beispielsweise die Idee geboren, jährlich den ‚Held der Herzen‘ auszuzeichnen – eine Gemeinschaftsaktion mit der OTZ. Also Bürgerinnen und Bürger zu würdigen, die ohne großes Aufhebens Tag für Tag sich für ihre Mitmenschen einsetzen. Für Gera ist Mike Fischer ein Glücksfall. Denn er ist ein Überzeugungstäter, ein Motivator, ein Ungeduldiger, der vorwärts drängt“, betonte Frau Dr. Hahn in ihrer Laudatio. Der Ehrenpreis der Oberbürgermeisterin wurde in diesem Jahr vom Geraer Künstler Frank Lohse gestaltet.
Größer ist mit dem Jahresempfang auch das „diplomatische Corps“ der Stadt geworden. Dr. Hendrik Ziegenbein, Vorstand der Volksbank Gera – Jena – Rudolstadt, wurde von der Oberbürgermeisterin zum „Botschafter der Stadt“ ernannt. Damit wird sein Einsatz für Ehrenamt, Kultur und Sport gewürdigt. So läuft gegenwärtig die 10. Staffel „Verein des Monats“, die ehrenamtliches Engagement fördert – ein Projekt, das mittlerweile in Thüringen Nachahmer gefunden hat. Mit dem Eb-Dietzsch-Kunstpreis wird nicht nur eine der herausragendsten Geraer Künstlerpersönlichkeiten gewürdigt, er ist zugleich Karrieresprungbrett für junge Künstlerinnen und Künstler und damit national eine der wichtigsten Adressen für künstlerische Talenteförderung.
In ihrer Ansprache zog Oberbürgermeisterin Dr. Viola Hahn eine erfolgreiche Bilanz insbesondere in den Bereichen Wirtschaft, Bildung, Kultur und Sport. So seien in den zurückliegenden sechs Jahren allein 36 größere Neuansiedlungen mit über 1300 neuen Arbeitsplätzen gelungen. Darüber hinaus wird seit einiger Zeit daran gearbeitet, ein renommiertes Lebensmittelunternehmen nach Gera zu holen. Die Entscheidung dazu wird in den nächsten Tagen erwartet. Als Erfolgsgeschichte hat sich, um ein weiteres Beispiel zu nennen, Stahlo entwickelt. Das Unternehmen, das zeitweise den Standort Gera infrage gestellt hatte, investiert jetzt 45 Millionen Euro und macht Gera zum Wachstumsstandort. „Wir haben unzählige Verhandlungen geführt – mit Stahlo, mit anderen Unternehmen im Industriegebiet Langenberg, mit Behörden, haben Grundstücksverkäufe organisiert. Diskretion, Geduld und Vertrauen waren die Basis, dass wir gemeinsam diese gute Lösung gefunden haben“, beschreibt die Oberbürgermeisterin das Erfolgsrezept. Ums Kümmern geht es Frau Dr. Hahn auch, wenn Dinge des Alltags angepackt werden. Als Beispiel nennt sie das Plzen-Center in Lusan, das über die Jahre zusehends verwaist ist. „Damit habe ich mich nie abgefunden. Umso mehr freue ich mich, dass der Stadtrat jetzt den Weg freigemacht hat zur Neubelebung des Plzen-Centers. Erster Schritt ist die Einleitung eines Bauleitplanverfahrens. Der Investor plant einen SB-Discountmarkt Lebensmittel und zwei SB-Fachmärkte mit alternativ den Sortimenten Drogerie, Getränke, Tiernahrung, Biomarkt sowie ein Fleischerei- und ein Bäckereifachgeschäft“, berichtete Frau Dr. Hahn.
Neben der Wirtschaft ist die Bildung die zweite wichtige Säule, um Gera zukunftssicher zu gestalten. Der Campus Rutheneum für das Goethegymnasium wächst und am Donnerstag dieser Woche war der Fördermittelbescheid des Landes über sechs Millionen Euro für die Sanierung der Ostschule eingetroffen. Erst im Oktober 2017 hatte die Oberbürgermeisterin einen Förderbescheid über sieben Millionen Euro für den Funktionsneubau am Campus Rutheneum erhalten. „13 Millionen Euro Fördermittel für Schulbaumaßnahmen in unserer Stadt innerhalb eines guten halben Jahres – wann gab es das in der Geschichte unserer Stadt schon mal?“, fragte Frau Dr. Hahn. Darüber hinaus entsteht in der Franz-Mehring-Straße der Campus für die Christliche Schule. Sie bereichert die Bildungslandschaft der Stadt. Zugleich wird ein leerstehender Schulstandort revitalisiert und es werden mit privatem Engagement Schulkapazitäten geschaffen, die angesichts wachsender Schülerzahlen dringend benötigt werden. Als weitere Erfolgsgeschichte erwies sich der Verkauf der ehemaligen Bundesbankfiliale. Damit konnte die Stadt nicht nur Leerstandskosten sparen, sondern schuf auch die Voraussetzungen, dass sich die SRH Hochschule für Gesundheit weiter entwickeln konnte. Gera verfügt mittlerweile über zwei Hochschulen, die im vergangenen Jahr die Studierendenzahlen um fünf Prozent weiter erhöhen konnten.
In die Sanierung und Modernisierung von Sportstätten sind in den letzten fünf Jahren über 14 Millionen Euro geflossen. Ein weiteres Großvorhaben steht unmittelbar bevor: Die Umsetzung eines Stadtratsbeschlusses für eine moderne Radrennbahn. Die Gespräche mit einem privaten Investor für Bau und Betreibung sind so weit gediehen, dass jetzt die Bauvoranfrage eingereicht werden kann. Die moderne Multifunktionshalle mit ca. 9500 Quadratmeter Grundfläche, die an der B 92 entstehen soll, ist für bis zu 7500 Besucher ausgelegt und wird u.a. für Radsport, Boxen und den allgemeinen Sport dienen. „Mir ging es darum, den Bau der Anlage erst dann zu verkünden, wenn Bau und Betreibung solide gesichert sind. Das ist jetzt der Fall“, freut sich Oberbürgermeisterin Dr. Hahn. Sie erinnerte daran, dass die Stadt in diesem Jahr allein 1,35 Millionen Euro aufwendet, damit Sportstätten kostenlos für den Übungs- und Nachwuchssport bereitgestellt werden. Für die Sportförderung werden jährlich 70.000 Euro zur Verfügung gestellt – trotz Auflagen des Landes zur Kürzung sogenannter freiwilliger Leistungen. Mit 16.509 Mitgliedern hat der Geraer Vereinssport das vierte Jahr an Folge einen Mitgliederzuwachs erzielt und liegt im Organisationsgrad vor der Landeshauptstadt Erfurt.
In diesem Monat bewilligte der Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss des Stadtrates 57.600 Euro aus dem Kulturlastenausgleich für 25 Kultur- und Kunstprojekte der freien Szene. „Das hohe Maß an Idealismus und finanziellem Engagement, das Vereine, Künstler und Privatpersonen in ihre Projekte stecken, erzeugt ein Vielfaches an Mehrwert“, würdigte die Oberbürgermeisterin die Leistungen der Kulturschaffenden.
Unmittelbar vor der Wiedereröffnung steht die Orangerie. Zwei Millionen Euro wurden investiert – und damit nicht nur Hochwasserschäden beseitigt, sondern mit dem Einbau von Klima- und Lüftungstechnik erstmalig Voraussetzungen für eine angemessene Präsentation der Dix-Werke geschaffen.
„Meinen tiefen Dank spreche ich an alle aus, die die Stadt in den vergangenen sechs Jahren so tatkräftig vorangebracht haben. Denn: Alleine geht es nicht. Nur gemeinsam. Den Superhelden, der im Alleingang die Welt rettet, gibt es nur im Film“, betonte die Oberbürgermeisterin. „Wir sind noch lange nicht am Ziel. Aber wir haben gemeinsam die Wende geschafft, davon bin ich überzeugt. Wir haben gemeinsam die Saat für Neues gelegt. Wir können gemeinsam die ersten Früchte ernten, vieles ist noch am Heranwachsen. Behüten und pflegen wir das, damit wir künftig ernten können“, hob Frau Dr. Hahn hervor.
Oberbürgermeisterin Dr. Viola Hahn dankte allen Sponsoren, die den Jahresempfang 2018 unterstützt haben. Musikalisch ausgestaltet wurde er von Purple Schulz und Sofie Thomas, der vorjährigen Gewinnerin von „The Voice Kids“.