Thüringer Landstrom – was ist das, wo bekommt man den Strom?
– Der sogenannten Thüringer Landstrom ist eine Idee der Thüringer Bürgerenergie-Genossenschaften und wurde seit 2014 entwickelt. Mittlerweile gibt es den Stromtarif auf dem Markt und aus der Idee wurde eine Stromversorgung, die man inzwischen auch buchen kann. Mittlerweile ist der Name „Thüringer Landstrom“ auch als Marke beim Deutschen Patent- und Markenamt geschützt und man kann daher als Verbraucher sicher sein, dass man hier wirklich das Produkt der Bürgerenergie-Genossenschaften bekommt. Matthias Golle – Vorstand der BürgerEnergie Thüringen Sachsen eG – sagte im Presseinterview zum Konzept:
„ Wir garantieren – gemeinsam mit unseren Mitgliedern – jährlich mindestens 50€ pro Kunde in neue erneuerbare Energien Anlagen in Thüringen zu investieren. Wir erleben sehr positiven Zuspruch zu unserer Idee, die Energiewende in Thüringen mit den Bürgern gemeinsam selbst in die Hand zu nehmen.“
Mittlerweile wird die Marke von BürgerEnergie Thüringen Sachsen eG vermarktet, am grundlegenden Konzept des Landstromes hat sich dabei aber nichts geändert. Das vorrangige Ziel ist es derzeit, etwa 5.000 Kunden für den Landstrom zu bekommen.
Der Thüringer Landstrom kann seit Anfang 2016 bezogen werden, einfach in dem man einen entsprechenden Liefervertrag abschließt. In den meisten Vergleichsportalen ist er allerdings noch nicht mit aufgeführt.
Was ist der Thüringer Landstrom
Hinter der Bezeichnung „Thüringer Landstrom“ steht ein regionales Konzept der Energieversorgung, das zudem auf erneuerbare Energien aus der Umgebung setzt. Die Bürgerenergie Thüringen schreibt zu dem Konzept:
Mit dem Bezug von Thüringer Landstrom wird ein in Thüringen komplett neuartiger Energieversorger, die BürgerEnergie Thüringen Sachsen eG, unterstützt, welcher nach dem Selbstkostenprinzip genossenschaftlich organisiert ist und das Ziel „Thüringen 100% erneuerbar gestalten“ verfolgt. Eventuelle Erlöse aus dem Stromprodukt werden über die Mitglieder BEThS eG wieder in reale Erneuerbare-Enerigen-Anlagen investiert.
Im Vergleich zu anderen Stromtarifen gibt es dabei eine klare Herkunftsgarantie und auch die Zusammensetzung des Tarifes ist klar: man setzt hier auf geförderte und ungeförderte erneuerbare Energien. Aktuell ist der Thüringer Landstrom ein komplett grüner Strom aus erneuerbarer Energie-Erzeugung. Nach der derzeitigen Stromkennzeichung (Stand September 2015) kommen etwa 38 Prozent der Energie aus geförderten und der Rest aus ungeförderten Bereichen der Erneuerbaren Energien. Die Kennzeichnung kann hier herunter geladen werden (pdf).
Dazu gibt es noch einen anderen Vorteil bei diesem Stromtarif. Pro Kunden werden jährlich mindestens 50 Euro in regionale Projekte zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energie investiert. Ziel ist es, den Anteil an Regionalstrom aus Thüringen zu erhöhen und entsprechende Projekte zu fördern.
Was kostet der Thüringer Landstrom?
Der Landstrom ist sehr einfach aufgebaut und bietet im Standard-Tarif nur zwei Kostenkomponenten: den jährlichen Grundpreis und den sogenannten Arbeitspreis.
- Grundpreis: 60 Euro pro Jahr
- Arbeitspreis: 28 Cent pro Kilowattstunde
Der Grundpreis wird dabei einfach pro Jahr berechnet und ist unabhängig vom Verbrauch. Selbst wenn man an der Anschlussstelle keine Strom verbrauchen würde, müsste dieser Preis bezahlt werden. Der Arbeitspreis wird nach Verbrauch abgerechnet und man zahlt dabei pro verbrauchter Kilowatt-Stunde 28 Cent (Mehrwertsteuer bereits inklusive). Je mehr man verbraucht, desto höher ist der Preis.
Im Vergleich ist der Thüringer Landstrom damit etwas teurer als andere Anbieter. Man zahlt beispielsweise bei vielen Unternehmen derzeit um die 25 Cent Arbeitspreis pro Kilowattstunde, für die regionale Energieversorgung muss man also etwas tiefer in die Tasche greifen.
Dafür hat der Landstrom aber auch keine feste Laufzeitbindung (kann also auch flexibel wieder gekündigt werden).
Außerdem gibt es noch einen Bonus: man zahlt jährlich nur den halben Grundpreis, wenn man zu einer der folgenden Gruppen gehört:
- Rentner (mit entsprechenden Renterausweis)
- Studierende (nachweisbar per Studierendenausweis)
- Familien mit mindestens einem Kind unter 17 Jahren im Haushalt
- Mitglied einer Thüringer Genossenschaft
- Produzent von eigenem Strom als Mieter
Der jährliche Grundpreis sinkt dann von 60 Euro nur noch 30 Euro.
Woher kommt der Thüringer Landstrom?
Dem regionalen Ansatz folgend bietet der Landstrom nur Energie an, die in Thüringen produziert wurde. Der bisher einzige Lieferant für den „Thüringer Landstrom“ ist bei die Energiegenossenschaft Rittersdorf im Weimarer Land. Dort betreibt man einen Solarpark mit einer Leistung von etwa 1,7 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Mit der Partnerschaft wird gleichzeitig auch der Standort und das Solarprojekt gestärkt, da die Einnahmen aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz immer weiter abgesunken sind und diese sinkenden Einnahmen EEG Projekte zunehmend gefährden.
Die Energiegenossenschaft Rittersdorf schreibt zu ihrem Projekt:
Unsere im April 2013 gegründete Genossenschaft steht für den Ausbau regenerativer Energien in der Region, für die Region. Auf der ehemaligen Deponie Rittersdorf – im Herzen Mitteldeutschlands gelegen – haben wir im 4.Quartal 2013 einen Bürgersolarpark errichten lassen. Dieser bildet das Herzstück unserer Energiegenossenschaft, welche derzeit über 48 Mitglieder verfügt.
Die Bürgerenergie ist aber offen für weitere Anbieter, die Landstrom für Thüringen liefern wollen.
Wie kann man Thüringer Landstrom bestellen?
Für den Bezug von Thüringer Landstrom muss ein Stromliefervertrag mit der BürgerEnergie Thüringen Sachsen eG als neuer Stromversorger abgeschlossen werden. Dazu muss dem bisherigen Anbieter gekündigt werden, aber dem Kündigungsdatum würde dann die BürgerEnergie Thüringen Sachsen eG die Belieferung mit Thüringer Landstrom übernehmen.
Stromausfälle muss man nicht befürchten, denn auch bei Problemen würde man automatisch in die Grundversorgung zurück fallen und dann vom jeweiligen regionalen Grundversorger (meistens die Stadtwerke vor Ort) beliefert werden.
Der Stromliefervertrag kann hier herunter geladen werden:
- http://www.buergerenergie-ths.de/images/downloads/Stromliefervertrag_editierbar_neu.pdf
Der ausgefüllte und unterschriebene Vertrag muss dann an folgende Adresse gesendet werden:
BürgerEnergie
Thüringen Sachsen eG
Schillerstraße 16
99423 Weimar
Dazu gibt es noch die Stromlieferbedingungen mit den weiteren Regelungen zur Versorgung mit Thüringer Landstrom.
Wichtig: Kunden mit Doppeltarif- oder Prepaid-Zählern können nicht beliefert werden, auch Kunden mit mehr als 100.000kWh im Jahr Verbrauch sind ausgeschlossen. Privatkunden liegen meistens bei unter 10.000kWh Jahresverbrauch, daher sollte das aber kein Problem sein.
Wie kann ich den Thüringer Landstrom wieder kündigen?
Die Kündigung ist beim Thüringer Landstrom mit einer Frist von 6 Wochen möglich. Eine längerfristige Vertragsbindung gibt es nicht. Die Vertragsbindungen halten dazu folgenden fest:
Der Stromliefervertrag wird auf unbestimmte Zeit geschlossen. Er kann von beiden Vertragspartner monatlich gekündigt werden. Die Kündigung muss mindestens 6 Wochen vor einem möglichen Kündigungstermin schriftlich erfolgen.
Bei einem Umzug ist die Kündigungsfrist aber kürzer und beträgt nur 2 Wochen zum Ende des Kalendermonats.
Bei Preisanpassungen hat der Kunde dazu ein Sonderkündigungsrecht. In den Lieferbedingungen heißt es dazu:
Ändert die BEThS die Preise kann der Kunde das Vertragsverhältnis innerhalb von zwei Wochen nach Zugang der Mitteilung nach Ziff. 4.2 kündigen. Die Kündigung wird zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der angekündigten Änderung wirksam. Kündigt der Kunde nicht, wird die Änderung zum angegebenen Zeitpunkt wirksam. Die BEThS weist den Kunden auf dieses Kündigungsrecht hin.