Thüringen: Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für mehrere Thüringer

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Erika Hermanns aus Eisenach, Rolf Bolwin aus Bonn, Bernd Roßmann aus Ilmenau, Hans-Ulrich Apel aus Meiningen und Michael Berman aus Jena werden mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird Ministerpräsident Bodo Ramelow die Ehrung am kommenden Montag (28. September 2020, 15 Uhr) im Erfurter Collegium Maius vornehmen.

Ministerpräsident Bodo Ramelow betont vorab: „Die Auszuzeichnenden stehen stellvertretend für 850.000 Thüringerinnen und Thüringer, die ehrenamtlich engagiert sind. Sie stehen für all die Menschen, die für unser Gemeinwesen eine Arbeit leisten, die unbezahlt und gleichzeitig unbezahlbar ist. Mit Ihrem Engagement machen Sie unser Land lebens- und liebenswert. Sie alle sind Vorbilder für uns, und es ist mir stets eine große Ehre, die Bundesverdienstorden zu überreichen.“

In den Laudationes auf die Ausgezeichneten heißt es u. a.:

Erika Hermannsaus Eisenach wird mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Sie ist in vielen sozialen Bereichen ehrenamtlich aktiv, ganz besonders engagiert sie sich seit vielen Jahren in der Seniorenarbeit der Stadt Eisenach sowie auf Landesebene.

Seit der Verabschiedung des Thüringer Seniorenmitwirkungsgesetzes gehört Erika Hermanns zu den ersten Seniorenbeauftragten in unserem Land. 2013 wurde sie zur ehrenamtlichen Seniorenbeauftragten der Stadt Eisenach gewählt und vertritt die Interessen von Seniorinnen und Senioren im Landesseniorenrat Thüringen. Ihre Aufgaben als Seniorenbeauftragte gehen oft über das übliche Maß an ehrenamtlicher Tätigkeit hinaus. Erika Hermanns berät Menschen in sämtlichen Fragen rund um das Älterwerden, erörtert Aspekte der Stadtentwicklung, der Sicherheit, des Wohnens, der Mobilität und der Pflege älterer Menschen. Um noch professioneller unterstützen zu können, ließ sie sich zur mobilen Wohnberaterin und ehrenamtlichen Pflegebegleiterin ausbilden. Darüber hinaus beteiligte sich Erika Hermanns im Projekt „Netzwerk Pflegebegleiter“ der Thüringer Ehrenamtsstiftung.

Bereits während ihrer Berufstätigkeit als Polizistin arbeitete Erika Hermanns ehrenamtlich im Seniorenbeirat. Durch Vorträge bei Vereinen und Senioreneinrichtungen sensibilisierte sie die älteren Menschen zu allen Fragen rund um ihre Sicherheit.

2013 entstand in Eisenach dann die Idee, ein Nachbarschaftszentrum zu entwickeln. Gemeinsam mit der Städtischen Wohnungsgesellschaft, der Stadtverwaltung, der Freiwilligenagentur und dem Seniorenbeirat wurde es ins Leben gerufen. Erika Hermanns hat das Nachbarschaftszentrum mit aufgebaut und ist dort fast täglich anzutreffen. Sie gibt dem Zentrum ein Gesicht und ist dessen gute Seele.

Auf Landesebene bringt sich Erika Hermanns mit ihrem reichen Erfahrungsschatz bei Netzwerktreffen und Fachveranstaltungen ein. Zudem ist sie seit über zehn Jahren in der Freiwilligen-Agentur engagiert und unterstützt Projekte wie „Lese-Oma“ und den Schülerfreiwilligentag. Erika Hermanns ist Mitglied im Deutschen Gewerkschaftsbund, in der Polizeigewerkschaft und arbeitet in mehreren städtischen Gremien mit.

Für dieses außerordentliche Engagement – besonders auch für das im „Bündnis gegen Rechtsextremismus“ der Stadt Eisenach – ist der Freistaat Thüringen Erika Hermanns zu großem Dank verpflichtet.

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Rolf Bolwinaus Bonn wird für sein Engagement für das Kulturland Thüringen und für die Deutsche Theater- und Orchesterlandschaft mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt.

25 Jahre lang – bis zum Jahr 2016 – war Rolf Bolwin geschäftsführender Direktor und Vorstand des Deutschen Bühnenvereins. In dieser Funktion gestaltete er auf Arbeitgeberseite bundesweit die Tarifverträge für das künstlerische Personal und die Strukturen der Theater und Orchester wesentlich mit – in den Jahren nach der Wiedervereinigung eine enorme Herausforderung. Es ging um die Frage, wie die reiche Theater- und Orchesterlandschaft in den damals noch neuen Bundesländern erhalten und zukunftsfest gestaltet werden konnte. Die strukturelle Anpassung der ostdeutschen Bühnen war ein zum Teil sehr steiniger Weg; er verlangte häufig unkonventionelle Lösungen, für die weder auf Erfahrungen noch auf Beispiele zurückgegriffen werden konnte. Es ist in hohem Maße Rolf Bolwin zu verdanken, dass dieser Prozess auf beeindruckende Weise gelungen ist.

Darüber hinaus beteiligt sich Rolf Bolwin mit großem Erfolg an der öffentlichen Kulturdebatte, er ist in jeder Hinsicht ein sehr erfolgreicher Anwalt für die Kultur: So hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass die künstlerische Vielfalt der deutschen Theater- und Orchesterlandschaft in die deutsche Liste des immateriellen Kulturgutes aufgenommen wurde.

Rolf Bolwin ist ein gutes Beispiel dafür, dass erfolgreiches Agieren auf Bundesebene die tiefe Kenntnis der Situation vor Ort voraussetzt. Das gilt auch für Thüringen. Er war in der Findungskommission für den neuen Intendanten des DNT in Weimar, er hat 2011 die Hauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins in Erfurt vorbereitet und ebenso dafür Sorge getragen, dass 2012 hier bei uns der Deutsche Theaterpreis „Der Faust“ verliehen wurde. Über Jahrzehnte hat Rolf Bolwin unsere Thüringer Theater und Orchester und den Thüringer Landesverband des Bühnenvereins mit Expertise, Verbindlichkeit, Sachverstand und mit Herz beraten und betreut. Seinem außerordentlichen Engagement ist es zu verdanken, dass alle produzierenden Theater- und Orchesterstandorte in Thüringen erhalten werden konnten und eine nachhaltige Perspektive haben. Für das Kulturland Thüringen und für die Deutsche Theater- und Orchesterlandschaft war und ist das Wirken von Rolf Bolwin von unschätzbarem Wert.

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Bernd Roßmannaus Ilmenau wird für sein großes Engagement im Sport mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Seit seiner Kindheit lebt für den Thüringer Rodelsport und hat Thüringen als Wintersportland weltweit bekannt gemacht. Bernd Roßmann hat dazu beigetragen, dass der Thüringer Schlitten- und Bobsportverband seit Jahrzehnten der erfolgreichste Thüringer Sportverband ist.

Seine eigene sportliche Laufbahn wurde 1969 aus sogenannten „politischen Gründen“ abrupt beendet. Umso wichtiger war es Bernd Roßmann, dass er nach der Wiedervereinigung im neu entstandenen Thüringer Schlitten- und Bobsportverbands wirken konnte. In unterschiedlichsten Funktionen sorgte Bernd Roßmann dafür, dass Oberhof als Wintersportregion weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde. Von 1990 bis 1994 war er Gründungsmitglied und erster frei gewählter Präsident des Thüringer Schlitten- und Bobsportverbands und in den Jahren 1994 bis 2004 Vizepräsident.

Als Chef des Organisationskomitees war er von 2002 bis 2013 für die Ausrichtung der Rennrodel-Weltcups, der FIL-Jugendspiele, der Junioren-Weltcups sowie der Europa- und der Deutschen Meisterschaften verantwortlich. Von 2009 bis 2013 war er zudem ehrenamtlicher Geschäftsführer der TSBV-Oberhof-event GmbH.

Bernd Roßmann ist es zu verdanken, dass der jährlich in Oberhof stattfindende Rennrodel-Weltcup ein Event ist, das unzählige Gäste anzieht. Zuletzt hatte der Weltcup über 11.000 Zuschauer, was ein Zuschauerrekord für diese Wintersportart bedeutet. Mit diesem Wintersportereignis werden „beste Bilder“ aus dem Freistaat in die Welt versendet.

Bernd Roßmann hat viel für den Wintersport in Thüringen getan, vor allem für die Nachwuchsförderung und den Spitzensport. Durch sein Engagement konnten die sportlichen Möglichkeiten sowohl im Leistungs- und Breitensport als auch im Landes- und Bundesleistungszentrum Oberhof kontinuierlich erweitert werden. Namen wie Jens Müller, André Lange und Silke Kraushaar-Pielach, die erfolgreichste Rodlerin aller Zeiten, sind mit seinem Wirken eng verbunden.

Für seine Verdienste im internationalen Rennrodelsport erhielt Bernd Roßmann 2009 das Ehrenzeichen des Internationalen Rennrodelverbandes FIL und 2014 die Ehrennadel des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland in Gold. Es sind Menschen wie Bernd Roßmann, die für den guten Ruf Thüringens in der Welt sorgen.

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Hans-Ulrich Apel aus Meiningen wird mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Ihm gelingt es seit 30 Jahren, unternehmerischen Erfolg und wirtschaftspolitische Verbandsarbeit zu verknüpfen. Auf diese Weise können viele Südthüringer Unternehmerinnen und Unternehmer von seinen Erfahrungen profitieren und selbst erfolgreich werden.

Pünktlich zur Währungsunion am 1. Juli 1990 gründete er in Meiningen die Firma Thüringer Gesundheitstechnik [TGT]. Rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten heute bei der TGT – es ist ein führendes Haustechnik-Unternehmen in Südthüringen. Aufträge des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden, der Deutschen Luft- und Raumfahrt oder zahlreicher Krankenhäuser und Universitäten zeigen: Hans-Ulrich Apel und die TGT versorgen haushaltstechnisch viele Gebäude nicht nur in Meiningen, sondern weit über Thüringen hinaus.

Der Erfolg der Firma ist das Eine. Das Andere ist, dass wir für ein solidarisches Miteinander immer noch zusätzliches Engagement benötigen. Die Gesellschaft braucht Menschen wie Hans-Ulrich Apel, die sich nicht auf dem Erfolg ausruhen, sondern diesen Erfolg teilen und damit anderen ebenfalls ermöglichen: 1990 wurde er ehrenamtlicher Kreisvorsitzender und Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerbeverbandes und später Mitbegründer und stellvertretender Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. An der erfolgreichen Arbeit der Mittelstandsvereinigung und der positiven Entwicklung der südthüringischen Wirtschaft hat Hans-Ulrich Apel einen ganz erheblichen Anteil.

2009 erfolgte der nächste Schritt. Er war Mitinitiator und Mitgestalter der neuen „Mittelstandsvereinigung Pro Südthüringen e. V.“, deren stellvertretender Vorsitzender er wurde. Der neue Verband ist in der Lage, noch zielgenauer und besser Südthüringer Wirtschaftsinteressen erfolgreich zu vertreten.

Darüber hinaus sind Hans-Ulrich Apel und die TGT ein kontinuierlicher und verlässlicher Sponsor vor Ort und in der Region. Sie fördern seit Jahrzehnten eine Vielzahl von Vereinen und Projekten wie das Meininger Theater, den Meininger und Vachdorfer Fußball, den Kegelverein, das Meininger Volkshaus, Spielplätze und vieles mehr. Sein ehrenamtliches Engagement beweist hohe soziale Verantwortung und einen vorbildlichen wirtschaftspolitischen Einsatz.

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Michail Bermann aus Jena erhält die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In herausragender Weise hat er sich um gelingende Integration und um das soziale und kulturelle Leben der Menschen in Thüringen verdient gemacht.

Der aus Belarus stammende Architekt und Künstler kam 1998 mit seiner Familie nach Jena. Hier arbeitet er seit 2002 als freischaffender Künstler und beteiligt sich enorm aktiv am gesellschaftlichen Leben. Dabei verbindet Michail Berman sein künstlerisches Können mit einem ausgesprochen starken sozialen Engagement.

So war er von 2001 bis 2013 in gefragter Position im Immigrations- und Integrationsbeirat des Oberbürgermeisters der Stadt Jena. Ebenso gründete er in dieser Zeit ein Folklore-Ensemble und er war darüber hinaus als Abteilungsleiter im Verein „Historische Spielleutegruppe Jena“ aktiv.

2008 gründete er den Verein „Multikulturelle Integrationsgruppe Jena“ [MIG], deren Vorsitzender er noch heute ist. Unter dem Motto „Integration durch Kultur“ leisten Michail Berman und der Verein einen außergewöhnlichen Beitrag für das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen. Sie halten intensive und lebendige Kontakte zu den Staaten der ehemaligen Sowjetunion, aber auch zu Frankreich, Polen und anderen Ländern: So gehört die Planung von Festen und Veranstaltungen, die Leitung von Integrationsprojekten und Austauschprogrammen zur langjährigen Vereinsarbeit.

Besonders intensiv sind die Beziehungen zu den Städten St. Petersburg, Puschkin und Minsk: Der Verein belebt historische Kulturbeziehungen zwischen Thüringen und St. Petersburg, organisiert Bürger- und Künstlertreffen, kümmert sich um die Kriegsgräberfürsorge, gestaltet Gesprächsrunden und vieles mehr.

In der aktuellen politischen Situation sind Friedensarchitekten und Brückenbauer wie Michail Berman von ganz besonderer Bedeutung – weit über Jena und Thüringen hinaus. Seit über eineinhalb Jahrzehnten kümmert sich Michail Berman erfolgreich um ein verständnisvolles und gelingendes Miteinander. Er und der von ihm geleitete MIG-Verein sind fester Bestandteil der Jenaer Kulturszene. Über den Weg der Kunst und der Kultur trägt Michail Berman in vorbildlicher Weise dazu bei, dass Weltoffenheit und Integration in Thüringen aktiv gelebt werden.

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