Jena: Innenstadt wird überwiegend positiv wahrgenommen

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Einzelhandel, Erreichbarkeit und die Gestaltung der Innenstadt sind sowohl für die Bürgerinnen und Bürger als auch für die Besucherinnen und Besucher der Stadt Jena zentrale Elemente einer attraktiven Innenstadt. Diese Ergebnisse sind das Resultat der vom Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Abstimmung mit dem Dezernat für Stadtentwicklung und Umwelt durchgeführten City-Studie. Sie beruhen auf der Befragung von 1.342 Personen im Jenaer Stadtgebiet.

Die seit 1991 und letztmalig 2016 von Professor Günter Meyer vom Geographischen Institut der Universität Mainz durchgeführte Langzeitstudie, wurde 2019 erstmals durch den Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena betreut. Untersuchungsdesign und Inhalte blieben weitestgehend unverändert, um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten. Von Interesse waren für die Forschenden dabei unter anderem die Fragen, wie die Jenaer Innenstadt durch die Besucherinnen und Besucher wahrgenommen und wie das Einzelhandelsangebot bewertet wird und wie häufig die befragten Personen umliegende Städte für einen Einkauf aufsuchen.

Dabei zeigte sich, dass die Innenstadt von Jena als attraktiv bis sehr attraktiv von den befragten Personen bewertet wird – zumindest haben dieser Aussage etwa drei Viertel der Passantinnen und Passanten zugestimmt. Dieser grundsätzlich positiven Einschätzung folgt auch Prof. Dr. Sebastian Henn, Projektleiter der City-Studie und Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsgeographie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena: „Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die Innenstadt trotz eines leicht negativen Trends seit 2008 weiterhin überwiegend positiv wahrgenommen wird. 76 Prozent der an der Befragung Teilnehmenden sind hier definitiv ein sehr guter Wert.“ Gleichzeitig benennen die Studienmachenden auch 15 Handlungsempfehlungen, um den Bedürfnissen der Bevölkerung und der Gäste künftig gerecht zu werden. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Bereichen Einzelhandel und Verkehr sowie gestalterischen Aspekten.

Empfehlung für Einzelhandel

Eine zentrale Empfehlung lautet, den stationären Einzelhandel in der Jenaer Innenstadt durch den Einsatz von Multi- und Cross-Channeling – das heißt den Vertrieb über mehrere, im optimalen Fall miteinander verknüpfte Verkaufskanäle, und mittels Vernetzung analoger und digitaler Dienste – zu stärken. „Die lange Zeitreihe gestattet uns die Beobachtung, dass die Zielgruppe der über 65-Jährigen, häufig auch als analoge Altersgruppe wahrgenommen, immer häufiger online einkauft. Darauf muss sich der Einzelhandel noch stärker einstellen als bisher“, so Anika Zorn, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie, die zusammen mit ihren Kollegen Björn Braunschweig und Matthias Hannemann mit der Durchführung der Studie betraut war.

Den Ausbau von Alternativen zum motorisierten Individualverkehr weiter voranzutreiben und die sogenannte Multimodalität im Innenstadtbereich weiter zu fördern, entspricht dabei auch zentralen Nachhaltigkeitsthemen der Stadt Jena. Dazu zählen das mittlerweile bereits umgesetzte intelligente Parkleitsystem, Lösungen für eine regional abgestimmte P+R-Strategie und eine Verbesserung der Innenstadterreichbarkeit aus der Region. In den mehr als 2.000 von den befragten Personen benannten Verbesserungsvorschlägen richtet sich ein Großteil an den Bereich „Gestaltung“. Hier sind insbesondere die Erhöhung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt, der Ausbau von Erholungsmöglichkeiten, Grünflächen, Gastronomie und der Schaffung von Begegnungsorten bzw. der Erhöhung des kulturellen Angebotes die am häufigsten gewünschten Handlungsfelder.

Christian Gerlitz, Bürgermeister und Dezernent für Stadtentwicklung und Umwelt, sieht die Ergebnisse der City-Studie als Bestätigung und Ansporn, die bereits begonnenen Aktivitäten und Entwicklungen im Innenstadtbereich weiter voranzutreiben. „Durch die Inbetriebnahme des Parkleitsystems konnte bereits ein wesentlicher Baustein zur Entlastung des innerstädtischen Verkehrs umgesetzt und ersten Empfehlungen der Studie gefolgt werden. Mit der Entwicklung des Eichplatz Areals mit Neuem Stadtgarten wird außerdem dem Wunsch der Bürgerinnen und Bürger nach mehr Erholungsmöglichkeiten, Grünflächen und Begegnungsorten in der Innenstadt entsprochen.“

Bedeutung für künftige planerische Entscheidungen

Dass die Befragungen noch weit vor den besonders für Handel und Gastronomie einschneidenden Entwicklungen im Zuge der Corona-Pandemie durchgeführt worden sind, sieht Christian Gerlitz indes nicht als Nachteil. „Gerade der Langzeitcharakter der City-Studie ermöglicht es uns, Aussagen über Trends im Verhalten und der Wahrnehmung der Passantinnen und Passanten bei ihrem Besuch in der Jenaer Innenstadt zu treffen und entsprechend zu reagieren. Die Corona-Pandemie wird die künftige Entwicklung der Innenstadt vor große Herausforderungen stellen, deshalb sind die Aussagen von großer Bedeutung für künftige planerische Entscheidungen – damit Jena attraktiv bleibt.“

Die Ergebnisse der Jenaer City-Studie werden in die Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes der Stadt Jena einfließen. Das aktuell gültige Einzelhandelskonzept stammt aus dem Jahr 2015. Die Fortschreibung soll im kommenden Jahr begonnen werden.

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