Thüringen: Hochschulen setzen auf Zukunftsfähigkeit und hohe Qualität

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Im September einigten sich Land und Thüringer Hochschulen auf die Rahmenvereinbarung V, die die Finanzierung und die Entwicklung für die Hochschulen bis 2025 regelt. Mit der Unterzeichnung der Ziel- und Leistungsvereinbarungen (ZLV) setzen die Hochschulen nun ihre individuellen Ziele und legen die daraus folgenden Maßnahmen fest. „Die gute Mittelausstattung, die wir mit der Rahmenvereinbarung V im September wieder zugesichert haben, ist natürlich mit bestimmten Erwartungen an die Hochschulen verbunden. Diese halten wir mit den Ziel- und Leistungsvereinbarungen konkret für jede Hochschule unseres Landes fest“, betont der Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee anlässlich der Unterzeichnung. Video der Unterzeichnung hier.


Die ZLV regeln zum einen die generellen, in der Rahmenvereinbarung verankerten Ziele sowie die Schwerpunktthemen der nächsten Jahre: „Die weitere Digitalisierung ist eines der Kernthemen an allen Thüringer Hochschulen. Das reicht von der digitalen Lehre, über effizienteres Arbeiten in der Forschung bis hin zu digitalen Verwaltungsprozessen“, so Tiefensee. „Die Sicherung hoher Qualität in Forschung und Lehre ist eine Daueraufgabe. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hier auf der Stärkung der Lehramtsausbildung und den Ingenieurswissenschaften.“ Entscheidend für die Lehre sei dabei eine ausreichende Zahl von akademischen Fachkräften und verlässliche Beschäftigungen für das Hochschulpersonal. Im Bereich der Forschung stärken die Hochschulen ihre Aktivitäten etwa durch die Teilnahme an Forschungsförderprogrammen und Drittmittel-Projekten oder gezielte Forschungsschwerpunkte.

Zum anderen setzt sich jede Hochschule im Rahmen der ZLV bis zu vier hochschulspezifische strategische Entwicklungsziele, die zur Profilbildung jeder einzelnen Hochschule beitragen:

  • Die Zielvorhaben der Universität Erfurt umfassen in erster Linie Maßnahmen, die die Wettbewerbsfähigkeit in der Forschung und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses verbessern. In Bezug auf die Lehre sollen die hohe Lehrqualität gesichert und digitale Lehrmethoden weiter ausgebaut werden. Einen besonderen Schwerpunkt legt die Universität auf das Lehramt für Grundschule und Förderpädagogik: Mehr Lehrkräfte sollen die Ausbildung absichern; in den Bereichen Medienbildung, Deutsch als Zweitsprache sowie Unterrichtsentwicklung soll besser auf zukünftigen Unterricht in der digitalen Welt vorbereitet werden.
     
  •  Die Technische Universität Ilmenau will in den kommenden fünf Jahren noch digitaler und internationaler werden. Dazu wird sie ihre digitale Infrastruktur deutlich ausbauen, um ein effizienteres Arbeiten in Forschung und Transfer, Lehre und Weiterbildung sowie Verwaltung zu ermöglichen. Ehrgeizige Drittmittelprojekte sollen die Forschungsaktivitäten an der TU verstärken. Bereits jetzt hat die TU Ilmenau die meisten ausländischen Studierenden unter den Thüringer Hochschulen. Mit dem „Internationalen Campus“ will sie diesen Weg etwa durch einen Anteil von 20 Prozent englischsprachiger Lehre und Weiterbildungskonzepte im sprachlichen bzw. interkulturellen Bereich konsequent verfolgen.
     
  • Zentrales Ziel der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist es, ihre Position als forschungsstarke Universität bis 2025 weiter auszubauen. Erfolgreiche Projektanträge in großen nationalen und europäischen Forschungsförderprogrammen sollen diese Position unterstreichen; renommierte Wissenschaftspreise die Leistungsfähigkeit der weithin sichtbar machen. Auch die Universität Jena strebt eine Reform der Lehrerbildung an. Dazu gehören das wichtige Thema der digitalen Lernkultur in der Schule ebenso wie eine Angleichung des Lehramtsstudiums Regelschule an das für das Gymnasium, so dass das Lehrpersonal universeller eingesetzt werden kann. Im Wintersemester 2024/25 soll das reformierte Studienangebot starten.
     
  • Die Bauhaus Universität Weimar wird ihr Profil in Forschung und Kunst weiterentwickeln – und dies soll maßgeblich im Zeichen der weiteren Digitalisierung stehen. Fakultätsübergreifend wird der international besonders wettbewerbs- und zukunftsfähige Schwerpunkt „Digital Engineering“ ausgebaut. Der Bereich „Digitale Transformation“, der auch Kooperationen mit künstlerischen Forschungsvorhaben umfasst, wird um Forschungsprojekte in den „Digital Humanities“ erweitert. Auch in der Lehre sollen verbindende Studienformate und interdisziplinäre Angebote aller Schwerpunkte der BU Weimar geschaffen werden.
     
  • Die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar (HfM) hat sich insbesondere dazu verpflichtet, ihr Qualitätsmanagementsystem im Bereich Lehre weiterzuentwickeln. 2021 soll ein umfassendes lehrbezogenes Qualitätssicherungssystem etabliert sein. Auf Grundlage einer hervorragenden künstlerischen Ausbildung soll zudem die internationale Wahrnehmung der HfM erhöht werden; etwa durch die Stärkung des Bereichs Ensemblemusik, hochranginge Konzerte oder die Weiterentwicklung der jährlichen Weimarer Meisterkurse als Sommerfestival. Dazu gehört auch der Ausbau des YouTube-Kanals der HfM, auf dem professionelle Videoproduktionen herausragender Konzerte präsentiert werden sollen.
     
  • Die Fachhochschule Erfurt will das „Building Information Modeling“ (BIM) zu einem Entwicklungsschwerpunkt machen, da BIM das Zukunftsthema für die Digitalisierung der Bau- und Immobilienwirtschaft ist. Bis 2021 soll das Konzept für ein Kompetenzzentrum stehen, 2022 ein BIM-Labor entwickelt und ab 2024 BIM-Wahlmodule im Lehrangebot integriert werden. Einen weiteren Schwerpunkt will die FH Erfurt auf das Thema Holz und Ressourcenmanagement in Forschung und Lehre legen. Dazu gehören auch wissenschaftliche Weiterbildungsangebote zum modernen Holzbau. Spätestens 2025 soll das fächerübergreifende Thüringer Kompetenzzentrum Holz, Ressourcenmanagement und Nachhaltigkeit an der FH Erfurt arbeiten.
     
  • Die Ernst-Abbe-Hochschule Jena (EAHJ) hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 eine digitale Transformation zu durchlaufen. Dazu sollen digitale Werkzeugen in Studium und Lehre, in der Studienorganisation und im wissenschaftsunterstützenden Bereich beitragen. Zudem will die Hochschule ihr Forschungsprofil durch Schwerpunktprofessuren weiter ausbauen, insbesondere auch unter dem übergreifenden Thema der Digitalisierung. In der Lehre stellt die Weiterentwicklung der zunehmenden akademischen Ausbildung der Gesundheitsfachberufe wie z. B. Pflege, Hebammenkunde/Geburtshilfe oder Physiotherapie ein wichtiges strategisches Ziel der EAHJ dar.
     
  • Die Hochschule Nordhausen möchte sich verstärkt als forschende Hochschule für angewandte Wissenschaften positionieren und ihre bisherigen Bemühungen konsolidieren. Eine besondere Betonung liegt auf dem Gebiet der ökologischen, sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit. Dem Ziel eines stärkeren Transfers von Forschungsergebnissen in Wirtschaft und Gesellschaft soll mit einer neuen Forschungs- und Transferstrategie entsprochen werden. Zudem will die Hochschule ihr Weiterbildungsangebot ausbauen – ab 2022/23 mit einem eigenen Weiterbildungszentrum, einem Netzwerk aus Bildungs- und Praxispartnern sowie einem breiten Weiterbildungsportfolio.
     
  • Die Hochschule Schmalkalden sieht auch für die nächsten Jahre ihre Hauptaufgabe in der Ausbildung von international wettbewerbsfähigen und insbesondere in der Region benötigten Fachkräften. Dafür sollen internationale Studenten stärker für den deutschen Arbeitsmarkt befähigt und bis 2025 das Weiterbildungsangebot ausgebaut werden. Zur Erreichung dieser Ziele setzt auch die Hochschule Schmalkalden auf eine verstärkte Digitalisierung: Die hochschuleigene E-Learning-Service-Struktur soll ausgebaut und ein neues Campus-Management-System für die effiziente Verwaltung aller Studienangelegenheiten eingeführt werden. Um die Qualität der Lehre zu verbessern, strebt die Hochschule bis 2024 die Reakkreditierung ihres Qualitätsmanagements an.
     
  • Die Duale Hochschule Gera-Eisenach (DHGE) will bis 2022 ihr Studienangebot mit Blick auf Themen der Digitalisierung (z. B. Industrie 4.0, eGovernment, eCommerce und Verwaltungsinformatik) ausbauen, um dem gestiegenen Bedarf in Wirtschaft und Gesellschaft nachzukommen. 2024 sollen zunächst zwei neue Studienangebote etabliert und digitale Lehrformate optimiert werden. Um ihre Personalausstattung zu konsolidieren, will die DHGE bis 2022 einen Antrag im Bund-Länder-Programm „FH-Personal“ stellen. Mit diesen Mitteln sollen weitere Professorinnen und Professoren gewonnen werden.


Als Gegenleistung für diese Selbstverpflichtungen der Hochschulen stellt das Wissenschaftsministerium den zehn Hochschulen in den Jahren 2021 bis 2025 insgesamt 2,7 Milliarden Euro zur Verfügung. Rund 2,5 Milliarden umfassen das sogenannte „Vereinbarungsbudget“, das mit jeder Hochschule vereinbart und anschließend von der jeweiligen Hochschule autonom verwaltet wird. Hinzu kommen das Zentralbudget, mit dem das Land Ausgaben für hochschulübergreifende Zwecke wie z. B. die zentrale Softwarelizensierung oder Bundesprogramme ergänzend finanziert, sowie das Strategie- und Innovationsbudget, mit dem besondere Projekte der Hochschulen bei Bedarf unterstützt werden.

Die Ziel- und Leistungsvereinbarungen der einzelnen Hochschulen finden Sie unter: https://wirtschaft.thueringen.de/wissenschaft/hochschulpolitik/hochschulentwicklung/

Quelle

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