Im März startet das Leibniz-Zentrum für Photonik in der Infektionsforschung (LPI) in Jena mit dem Aufbau innovativer lichtbasierter Technologien für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten, die beispielsweise durch Corona-Viren oder multiresistente Keime verursacht werden. In den kommenden Jahren werden parallel zur technologischen Infrastruktur die Managementstrukturen aufgebaut und die Planung für den Bau vorangetrieben. Das LPI wird bis zur Fertigstellung des Baus mit insgesamt 124 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Der Spatenstich soll im Frühjahr 2024 erfolgen – die Fertigstellung ist für 2027 geplant. Bis dahin werden bereits in fünf zusammenhängenden Projekten neuartige spektraloptische, bildgebende Technologien und chipbasierte Methoden etabliert.
Hierzu erklärt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek:
„Unsere gemeinsamen Anstrengungen gegen die Corona-Pandemie zeigen uns immer wieder, welche Innovationskraft im Forschungsstandort Deutschland steckt. Das Leibniz-Zentrum für Photonik in der Infektionsforschung wird mit Hilfe optischer Verfahren neue Wege in der Diagnostik und Behandlung von Infektionskrankheiten gehen, die zu deren Bekämpfung dringend benötigt werden. Von diesen wichtigen Entwicklungen für den Medizinstandort Deutschland werden viele Patientinnen und Patienten profitieren. Mit dem LPI schaffen wir zudem den Rahmen für das weltweit bisher einzigartige Zusammenspiel von exzellenter photonischer Forschung und innovativer Technik für modernste diagnostische Methoden und der direkten therapeutischen Anwendung am Patienten.
Ich freue mich sehr, dass das Jenaer Zentrum nun in einem ersten von fünf Projekten innovative Bildgebungsplattformen etabliert, die Licht als Werkzeug zur Diagnostik von Infektionskrankheiten nutzen. Diese auf Künstlicher Intelligenz basierenden optischen Technologien fördern wir in diesem ersten Projekt mit rund 14 Millionen Euro.“
Das Zentrum wird getragen von vier Jenaer Partnern: der Friedrich-Schiller-Universität Jena, dem Universitätsklinikum, dem Leibniz-IPHT sowie dem Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI). „Dieser Forschungsneubau auf dem Gelände unseres Klinikums profiliert den Campus in Lobeda nicht nur als zentralen Standort interdisziplinärer universitärer Patientenversorgung, sondern auch als Integrationszentrum von klinischer Forschung und Grundlagenforschung“, so Dr. Brunhilde Seidel-Kwem, Sprecherin des Vorstands des Universitätsklinikums Jena. Die offizielle Aufbauphase für das neue Leibniz-Zentrum beginnt im Januar 2021. Ab 2026 soll das Zentrum Spitzenforschenden aus der ganzen Welt offen stehen.
„Wir erleben derzeit, wie rasant sich eine Pandemie in unserer globalisierten Welt ausbreiten kann. So rasant, dass kaum Zeit bleibt, angemessen zu handeln“, betont Prof. Dr. Jürgen Popp, wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-IPHT und Sprecher des LPI. Eine weitere Bedrohung sei die Ausbreitung multiresistenter Keime. „Jeden Tag sterben 2000 Menschen an den Folgen einer Infektion mit Bakterien, gegen die kein Antibiotikum mehr hilft. Infektionskrankheiten zählen zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Wir brauchen gute Ideen, unkonventionelle Ansätze und Lösungen, die zügig vom Labor ans Krankenbett gelangen.“
„Das LPI bietet die Möglichkeit, Diagnostik und Therapie zu verknüpfen“, so Prof. Dr. Michael Bauer, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Jena. „Aus medizinischer Sicht eröffnet das eine große Vision: bei therapeutischen Ansätzen ganz neue Wege zu gehen.“