Thüringens Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee hat heute als Startpunkt für ein flächendeckendes Abwassermonitoring einen Förderbescheid über 61.000 Euro zur Anschaffung von Geräten an Prof. Dr. Silvio Beier, Leiter des Bauhaus-Instituts für zukunftsweisende Infrastruktursysteme der Bauhaus-Universität Weimar, und den Präsidenten der Universität, Prof. Dr. Winfried Speitkamp, übergeben. In einem nächsten Schritt wollen Universität Weimar und die Analytik Jena GmbH als Industriepartner in einem Pilotforschungsprojekt regelmäßige Abwasseruntersuchungen gezielt als Frühwarnsystem gegen Epidemien erforschen. Über einen entsprechenden Verbundförderantrag wird im August entschieden. „Mit Hilfe solcher Untersuchungen lassen sich u.a. Corona-Ausbrüche frühzeitig erkennen und lokal eingrenzen“, sagte Tiefensee. Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt solle deshalb die Voraussetzungen für ein flächendeckendes Abwassermonitoring in ganz Thüringen schaffen. Hierfür plant das Land, das Vorhaben – das die Hochschule gemeinsam mit ihrem Industriepartner Analytik Jena umsetzen möchte – mit bis zu 370.000 Euro zu unterstützen. Die Mittel kommen aus dem Maßnahmepaket „Innovationspotentiale“ des Corona-Pandemie-Sonderfonds.
Mit den heute übergebenen Fördermitteln wird die Bauhaus-Universität die für Wasser- und Abwasseranalysen notwendigen Laborgeräte anschaffen, insbesondere einen Thermozykler, einen Homogenisator sowie einen vollautomatischen Extraktionsautomaten für DNA / RNA aus unterschiedlichen Proben. Die Geräte können zur Untersuchung mikrobiologischer Verunreinigungen (etwa durch Bakterien, Viren und sonstige Stoffe) und Antibiotikaresistenz eingesetzt werden. „Die Förderung ermöglicht es, neue Wege in der Wasser- und Abwasserforschung zu beschreiten und zugleich einen unmittelbaren Mehrwert für die Region zu erzielen“, so Prof. Beier. Und für Minister Tiefensee steht fest: „Damit kann die Universität ihre Kompetenzen im Bereich der abwasserbasierten Epidemiologie weiter ausbauen. Das ist nicht allein in der aktuellen Gesundheitslage, sondern auch für zukünftige Entwicklungen von hoher Bedeutung.“
Die mit dem Forschungsvorhaben gewonnenen Erkenntnisse sollen künftig zum Aufbau eines flächendeckenden Abwasseruntersuchungssystems in Thüringen genutzt werden. Dazu sollen repräsentative Beprobungsstellen im Zulauf kommunaler Kläranlagen und im Kanalnetz für die Untersuchung auf SARS-CoV-2 ausgewählt werden. Die Analysedaten sollen digital aufbereitet und zentral abrufbar sein. Analytik Jena will darüber hinaus bestehende Analysetechniken für SARS-CoV-2 im Realbetrieb testen und weiterentwickeln. Ziel soll es sein, am Fallbeispiel Thüringen die im Bereich der Abwasseranalyse vorhandenen Technologien zu verbessern und analytische, organisatorische und wirtschaftliche Handlungsempfehlungen zu entwickeln.