Kinder wurden bei den bisherigen Öffnungsmaßnahmen kaum berücksichtigt. „Shoppen ist richtigerweise wieder für alle möglich. Aber der Alltag der Kinder bleibt auf der Strecke“, betonte Oberbürgermeister Peter Kleine.
Gegenwärtig müssen in Thüringen Kinder, die Kontakt zu positiv auf Corona getesteten Kindern in der Kita-Gruppe hatten, generell zehn Tage in Quarantäne und können am 7. Tag freigetestet werden. Dies führt insbesondere bei der Vielzahl von sich hintereinander wiederholenden Quarantänen zu hohen psychischen Belastungen bei den einzelnen Kindern. Familien haben teilweise ihre Belastungsgrenzen überschritten. Eltern können ihren beruflichen Verpflichtungen nicht nachkommen, es kommt zu Personalengpässen.
„Deshalb fordere ich den Freistaat zu einem sofortigen Strategiewechsel auf, der die Maßnahmen für die Kinder schnell entschärft und das Kindeswohl stärker in den Fokus nimmt. Wir schlagen daher das Konzept der Umfeldtestung vor“, erklärte Oberbürgermeister Peter Kleine. „Mit den aktuell in Thüringen noch geltenden Quarantäneregeln wird das Infektionsgeschehen nicht nachhaltig eingedämmt, sondern eine enorm hohe Belastung für die Kinder und deren Familien konserviert. Wir müssen jetzt handeln.“
Das Konzept der Umfeldtestung sieht vor, dass nicht die Kinder, sondern die Eltern und engen Bezugspersonen sowie das pädagogische Personal zweimal wöchentlich getestet werden. Hintergrund: Aufgrund der hohen Ansteckung der Omikron-Variante ist davon auszugehen, dass sich bei einer Infektion innerhalb eines Haushaltes alle Haushaltsangehörigen mit hoher Wahrscheinlichkeit infizieren. Mit der Umfeldtestung könnten die Tests von Kindern in den Kitas entfallen. Kinder, die nicht positiv getestet wurden, müssen auch als Kontaktpersonen nicht in Quarantäne und können die Kita weiter besuchen.
„Wir sehen, dass die Omikron-Verläufe bei Kindern in der Regel leicht verlaufen. Die bisherigen Quarantäneregeln sind daher aus meiner Sicht nicht mehr verhältnismäßig und sollten unbedingt geändert werden. Die Umfeldtestung bietet ein gutes Konzept, das beispielsweise in Schleswig-Holstein schon erfolgreich praktiziert wird“, betonte Dr. Isabelle Oberbeck, Amtsärztin der Stadt Weimar. „Die generelle Akzeptanz der Pandemie-Maßnahmen ist wesentlich von ihrer Verhältnismäßigkeit abhängig. Wenn diese Akzeptanz verloren geht, könnte uns das im Herbst auf die Füße fallen, falls dann neue, aggressivere Corona-Varianten auftauchen sollten.“
Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ) plädiert für einen Strategiewechsel in der Pandemiebekämpfung, darunter auch Dr. Dirk Rühling, Sprecher des BVKJ Thüringen. Andere Bundesländer haben ihre Regeln in ähnlicher Weise geändert.
Solange die Pandemie-Maßnahmen in den Kinderbetreuungseinrichtungen durch den Freistaat im Sinne einer Umfeldtestung nicht geändert werden, wird die Stadt Weimar ab der kommenden Woche den Eltern verschiedene Wahlmöglichkeiten anbieten, falls ihr Kind Kontaktperson eines positiv getesteten Kita-Kindes geworden ist:
- Wer als Eltern oder Bezugsperson mit dem Risiko der Ansteckung leben kann, der kann sein Kind mit einer täglichen, zuhause durchgeführten Kinder-Testung bei negativem Ergebnis für den Quarantäne-Zeitraum durchgängig in die Kita bringen. Solange der Freistaat die Regeln nicht ändert, müssen die Tests selbst bezahlt werden.
- Wer Angst vor einer Ansteckung seines Kindes hat, kann sein Kind zu Hause lassen; es gilt dann die Anordnung zur Absonderung; möglich ist eine Freitestung am 5. Tag, z.B. in einem Bürgertestzentrum; bei negativem Befund kann das Kind am 6. Tag wieder in die Kita.
- Wer als Eltern oder Bezugsperson ein besonders hohes Maß an Sicherheit bevorzugt, kann sein Kind wie bisher 10 Tage (ohne Testung) zuhause lassen. Zudem sind Impfungen von Kindern ab 5 Jahren bereits möglich.
Autor: Stadtverwaltung Weimar.