Jena: Mehr als 700 Geflüchtete aus der Ukraine in der Stadt

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• Unterbringung in der Universitätsstadt zunehmend angespannt

• verfügbare Gemeinschaftseinrichtungen komplett belegt

• Vorbereitung weiterer Unterbringungen läuft mit Hochdruck weiter

• Kritik an Ankündigung des Landes Thüringen zur Zuweisung von Geflüchteten an die Kommunen

Mehr als 700 Geflüchtete aus der Ukraine sind bis Mittwoch, 16. März in Jena angekommen, darunter mehrheitlich Mütter mit Kindern aller Altersklassen und einige ältere Personen. Etwa 500 Menschen sind individuell angereist und privat untergekommen. Etwa 160 Menschen sind in den städtischen Gemeinschaftseinrichtungen untergekommen, 40 befinden sich in Hotels der Stadt.

Zwischenlösung: Turnhallen

Alle aktuell verfügbaren Gemeinschaftseinrichtungen sind komplett belegt, darunter auch das Schullandheim “Stern”. Als erste Zwischenlösung wurden daher erste Turnhallen vom Netz genommen und diese durch das Team der Kommunalen Immobilien Jena und mit Hilfe der Feuerwehr als Notunterkünfte vorbereitet. Ende dieser Woche stehen ca. 30 Plätze in einer Turnhalle zur Verfügung. Zwei weitere Turnhallen sollen schnellstmöglich für etwa 100 Menschen ebenfalls kurzfristige Möglichkeiten der Unterbringung bieten.

Bitte um Verständnis für die Situation

Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche sagt:

Wir sind uns bewusst, dass die teilweise Schließung von Sporthallen für den Sportunterricht von Kindern und Jugendlichen, aber auch für die Sportvereine, große Einschränkungen mit sich bringt. Wir können nur um Verständnis für die Situation bitten, in der es unsere Pflicht ist, geflüchtete Menschen sicher unterzubringen und im Warmen mit dem Nötigsten zu versorgen. Die Turnhallen sollen und können keine Dauerunterkunft werden.

Ziel ist nach wie vor, die Menschen in langfristig nutzbare Unterkünfte zu vermitteln.

Vermutlich 250 weitere Plätze im März

Diese so vorzubereiten, dass vor Ort Ausstattungen, Wasser- und Stromversorgung sowie Verpflegung organisiert sind, benötigt allerdings mehr Zeit. Etwa 250 Plätze zur Unterbringung können voraussichtlich im Laufe des Monats März in Betrieb genommen werden. Unter anderem ist es gelungen, zwei Pflegeheim-Gebäude als Unterkünfte zu gewinnen. Das Gästehaus des Internationalen Bund Am Herrenberg wird aktuell schon für Unterbringungen genutzt. Weitere Vorbereitungen laufen für die POM-Halle und KIJ-eigene Wohnungen. 

Dr. Thomas Nitzsche erklärt weiter:

Wir wollen den Ankommenden in Jena eine Bleibe in Sicherheit bieten. Wir müssen als Stadt aber auch realistisch mit den vor Ort nur begrenzt verfügbaren Kapazitäten umgehen. Das Land Thüringen muss dringend handeln bei der Erschließung weiterer Gebäude, die in Verantwortung des Freistaats liegen. Die Kommunen dürfen bei der Bewältigung der immensen Unterbringungsaufgabe nicht allein gelassen werden.

Land will Geflüchtete automatisch zuweisen

Kritisch wird vor diesem Hintergrund auch die heute durch das Land Thüringen angekündigte automatische Zuweisung von Geflüchteten gesehen. Etwa 50 Menschen sollen aller zwei Tage in die Thüringer Kommunen überführt werden, was die Stadt Jena vor eine nahezu nicht lösbare Aufgabe stellt. Wohnraum für diese Größenordnungen steht kurz- und mittelfristig nicht bereit.

Dr. Thomas Nitzsche ergänzt:

Die Unterstützung des Landes darf sich an dieser Stelle nicht auf das Durchreichen der Menschen beschränken. Es müssen dringend Infrastrukturen für Erst-Aufnahmestätten durch das Land geschaffen werden, um den Kommunen vor Ort mehr Zeit für die Organisation von Unterkünften zu geben.

Hinweise für private Wohnungsangebote

Derweil gehen über das Meldeformular weniger private Wohnungsangebote ein. Bisher konnten 200 Menschen erfolgreich in private Unterkünfte vermittelt werden. 

Integrationsmanager Andreas Amend sagt:

Wir sind sehr dankbar für jedes Angebot und die Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger. Aktuell erleben wir öfter kurzfristige Absagen bei der Vermittlung. Aus diesem Grund möchten wir darum bitten, dass nur Angebote eingestellt werden, wenn sie wirklich ernst gemeint sind und eine längerfristige Wohnperspektive besteht.

Quelle.

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