Jahr für Jahr ist er ein wahres Naturschauspiel – der Austrieb der Laub- und Nadelbäume im Frühjahr. Durch Licht und Wärme angeregt sprießen die bereits im Sommer des Vorjahres angelegten Knospen und entfalten sich innerhalb weniger Tage, gleichzeitig werden die Blüten ausgebildet. Hierfür sind enorme Wassermengen erforderlich. Aktuell werden die rund 600 Jungbäume im Geraer Stadtgebiet im Auftrag des Amtes für Stadtgrün mit einer Startwässerung von jeweils 70 Litern versorgt. Das ist notwendig, weil ein Großteil dieser Bäume auf Extremstandorten ohne Verbindung zum Grundwasser steht, das die Niederschlagsdefizite ausgleichen könnte. Die jährlichen Wassergänge zwischen April und Mai werden bei neu gepflanzten Bäumen bis zum fünften Standjahr vorgenommen. Je nach Witterung erfolgen im Laufe der Vegetationszeit weitere Wässerungen. Diese Aufgabe übernehmen regelmäßig ortsansässige Fachfirmen des Garten- und Landschaftsbaus im Rahmen einer Jahresausschreibung. „Unsere Stadtbäume leiden an vielen Stellen unter der andauernden Trockenheit, die zu massiven Schäden führen kann. Sie angemessen zu bewässern ist eine essentielle Aufgabe, denn Bäume sind enorm wichtig für das Stadtklima. Seit den heißen und trockenen Sommern 2018 und 2019 haben wir im Amt für Stadtgrün auch alternative Methoden der Bewässerung wie zum Beispiel Bewässerungssäcke und die Anschaffung eigener Technik geprüft. Alle diese Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Die Kooperation mit externen Dienstleistern ist jedoch nach wie vor am wirtschaftlichsten für uns und wird deshalb auch weiterhin favorisiert“, erklärt Amtsleiter Jörg Kirschnick-Werner.
Der langjährige Mittelwert des Jahresniederschlages für Gera-Leumnitz beträgt 597 mm. Seit mehreren Jahren in Folge lassen sich jedoch Niederschlagsdefizite beobachten. So fielen im Jahr 2018 nur 394 mm, das waren 66 Prozent der gewöhnlichen Regenmengen. Auch das Frühjahr 2022 zeigt sich mit bislang 157 mm (Stand 30.04.) eher trocken. Hinzu kommt: Nicht immer sind die fallenden Niederschlagsmengen auch pflanzenverfügbar. Das Kronendach der Laub- und Nadelbäume wirkt zunächst wie ein Schirm. Das dabei die Blätter und Nadeln benetzende Wasser verdunstet, ohne den Erdboden überhaupt zu erreichen. Erst bei Niederschlagsmengen ab 10 mm, das entspricht 10 Litern je m² sind diese für den Baum nutzbar.
Die vom Amt für Stadtgrün kalkulierte Auftragsleistung resultiert aus den Erfahrungen der Vorjahre und kann im Bedarfsfall aufgestockt werden. Neben den amtlichen Werten stehen den städtischen Baumkontrolleuren in diesem Zusammenhang auch Daten aus privaten Messstellen von Stadtgrünmitarbeitern aus Bieblach-Ost, Langenberg und Dürrenebersdorf zur Verfügung. Mit ihrer Unterstützung können lokale Unterschiede abgebildet werden und nutzbringend in die Konzeption der Bewässerung einfließen. Der Abruf der Arbeitsgänge durch das Amt für Stadtgrün erfolgt mit zwei Tagen Vorlauf, so dass die Auftragnehmer die bereitgehaltene Technik rechtzeitig auf- bzw. umrüsten können. Die Fahrzeuge sind dann vorzugsweise in den Morgen- und Abendstunden, beim Straßenbegleitgrün oftmals auch am Wochenende im Einsatz. Das erforderliche Gießwasser ist Brauchwasser, das aus firmeneigenen Speichern und Zisternen stammt oder am Elsterwehr in Debschwitz gezogen wird.
Wer mehr über die Bewässerung der Stadtbäume erfahren oder diese durch Geldspenden unterstützen will, kann sich beim Amt für Stadtgrün melden: 0365 83338-50; stadtgruen@gera.de