Das Thüringer Arbeits- und Gesundheitsministerium informiert auch in diesem Jahr in Form eines Jahresberichts über Schwerpunkte des technischen, sozialen und medizinischen Arbeitsschutzes in Thüringen. Der Bericht enthält umfangreiches Datenmaterial zur Arbeit der staatlichen Arbeitsschutzverwaltung.
Dazu die zuständige Thüringer Ministerin Heike Werner: „Die Corona-Pandemie hatte auch 2021, wie schon im Jahr zuvor, deutliche Auswirkungen auf den Arbeitsschutz. Das Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz musste seine Kontrollen dementsprechend anpassen. Ein Hauptschwerpunkt der Beratung und Überwachung in den Betrieben lag in der Umsetzung der Corona-Arbeitsschutzmaßnahmen vor Ort.“
Neben Betriebsbesichtigungen waren auch Baustellenkontrollen von besonderer Bedeutung. Die Zahl der Baustellenkontrollen wurde im Jahr 2021 auf 1.116 erhöht. Bei besonders mangelhaften Baustellen hat sich die Zusammenarbeit mit der Bau-Berufsgenossenschaft, aber auch mit der Zollbehörde und der Polizei bewährt. Dies zeigte sich insbesondere am Beispiel einer Baustelle, auf der gleich mehrere schwerwiegende Rechtsverstöße festgestellt wurden: Arbeiten in absturzgefährdeten Bereichen, Kinderarbeit mit Verletzung der Schulpflicht, Verdacht auf illegale Beschäftigung, Verdacht auf Steuerbetrug sowie unerlaubte Sonntagsarbeit. Gegen den Firmeninhaber wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet, an dessen Ende ein Bußgeld in Form eines hohen vierstelligen Betrages stand.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Thüringer Arbeitsschutzbehörden haben sich aber auch weiteren Themen, wie dem digitalen Wandel der Arbeitswelt und dem zunehmenden Einsatz künstlicher Intelligenz in bestimmten Bereichen, erfolgreich gestellt und arbeiten dazu eng mit Unternehmensnetzwerken und Arbeitnehmervertretungen, Fachkräften für Arbeitssicherheit sowie Betriebsärztinnen und Betriebsärzten zusammen.
„Verstärkte Kontrollen und der Einsatz für einen guten Arbeitsschutz sind von zunehmender Bedeutung, denn gute Arbeitsbedingungen sind ein Standortfaktor und für die Fachkräftesicherung im Freistaat unabdingbar“, so Ministerin Werner.
Ausgewählte Ergebnisse:
Kontrolltätigkeit:
Im Jahr 2021 waren die Thüringer Arbeitsschutzbehörden für den Vollzug der Arbeitsschutzbestimmungen in 86.637 Betrieben mit 928.638 Beschäftigten zuständig.
Vom Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz wurden 10.203 Überprüfungen in Betrieben zu unterschiedlichen Sachgebieten durchgeführt. Die Kontrollquote stieg auf 3,3 Prozent, insbesondere aufgrund zahlreicher Corona-Arbeitsschutzkontrollen. Weitere Eckdaten:
2.144 Überprüfungen in Arbeitsstätten,
2.960 Kontrollen der Arbeitsschutzorganisation,
1.724 Überprüfungen technischer Arbeitsmittel und Medizinprodukte,
590 Revisionen zum Umgang mit Gefahrstoffen und
746 Inspektionen überwachungsbedürftiger Anlagen wie Flüssiggas-Behälter, Aufzüge und Dampfkessel sowie
1.140 Überprüfungen auf dem Gebiet des sozialen Arbeitsschutzes.
Der soziale Arbeitsschutz dient dem Schutz besonderer Beschäftigtengruppen, beispielsweise Jugendlicher und schwangerer Frauen, aber auch zur Überwachung der Arbeitszeitvorschriften und Sozialvorschriften im Straßenverkehr.
Auf die 7.113 festgestellten Beanstandungen reagierten die Arbeitsschutzbehörden mit 11.909 Revisionsschreiben sowie 238 Anordnungen und Nachbesichtigungen. 247 Verwarnungen wurden ausgesprochen und 400 Bußgeldbescheide erlassen.
Arbeitsunfälle:
Im Vergleich zu 2020 ging die Zahl meldepflichtigen Arbeitsunfälle zurück. Den Thüringer Arbeitsschutzbehörden wurden im Berichtsjahr 6.867 Arbeitsunfälle gemeldet (2020: 7.526).
Dabei wurden vier tödliche Arbeitsunfälle angezeigt, die gleiche Anzahl wie im Vorjahr. Bei den schweren Unfällen gab es einen Anstieg, und zwar von 18 im Jahr 2020 auf 33 im Jahr 2021.
Hauptereignisse für schwere Arbeitsunfälle 2021 in Thüringen waren insbesondere Abstürze, Einwirkungen bewegter Teile an technischen Arbeitsmitteln, Unfälle bei Land- und Forstarbeiten, unsachgemäßer Umgang mit Fahrzeugen sowie Verbrennungen bzw. Verätzungen.
Berufskrankheiten:
Im Bereich der Berufskrankheiten sind deutliche Fallzahlenanstiege zu beobachten. Das Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz als zuständige Arbeitsschutzbehörde erhielt Kenntnis von 2.486 Verdachtsfällen (2020: 1.991). Als berufsbedingt eingeschätzt wurden davon 804 Fälle (2020: 661). Die Lärmschwerhörigkeit stand dabei weiterhin mit 284 Fällen an erster Stelle, es folgten mit 93 Fällen die Hauterkrankungen in Folge der Einwirkung durch natürliche UV-Strahlung und mit 56 Fällen Erkrankungen durch Asbest einschließlich Asbestkrebse. In Thüringen sind im vergangenen Jahr 89 als berufsbedingt beurteilte Fälle von COVID-19-Erkrankungen (Berufskrankheit Nr. 3101) bekannt geworden.
In Thüringen ereigneten sich nach den beim Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz eingegangenen Anzeigen im Jahr 2022 bisher 21 schwere Arbeitsunfälle sowie sechs tödliche Arbeitsunfälle (Stand: 31. August 2022).