Die Wirtschaftsförderung der Stadt Gera zieht trotz anhaltender und neuer Herausforderungen eine positive Bilanz. Nachdem sich die Zahl der Arbeitssuchenden in der Stadt Gera in den vergangenen Jahren stetig reduziert hat, startete das Jahr 2022 mit dem höchsten Stand an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung seit dem Jahr 2002. Demnach waren zu Beginn des Jahres 38.728 Menschen in Gera sozialversicherungspflichtig beschäftigt. „Das ist ein Plus von 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal und ein Spitzenplatz in Thüringen beim Zuwachs“, freut sich Oberbürgermeister Julian Vonarb. Ein weiterer Erfolg aus dem vergangenen Jahr war der 4. Platz im bundesweiten Vergleich von 401 Landkreisen und kreisfreien Städte bei der prognostizierten Zuwachsrate der Kaufkraft. Für den Vergleich wurden die Werte aus dem ersten Quartal 2022 herangezogen und ein Wachstum von 5,5% für die Stadt Gera prognostiziert. Auch bei den Gewerbesteuereinnahmen ist basierend auf der regionalisierten Steuerschätzung vom Herbst 2022 ein Zuwachs zu erwarten. Diese durchaus positiven Entwicklungen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer der Stadt angesichts der Auswirkungen der Krisen der letzten Jahre vor großen Herausforderungen (z.B. Energie, Lieferketten, Fachkräfte) stehen. Umso bemerkenswerter ist es daher, dass es den Unternehmen gemeinsam mit den Belegschaften gelang, die allgemeine Wirtschaftskraft weiter zu verbessern.
Veranstaltungen zur Berufs- und Studienorientierung
Die Corona-Krise machte in den Vorjahren viele geplante Veranstaltungen in Präsenz unmöglich. „2022 konnten wir endlich wieder die beliebte Studienmesse gemeinsam mit dem Landkreis Greiz sowie die Ausbildungsbörse mit der Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer und der Bundesagentur für Arbeit im Kultur- und Kongresszentrum in Präsenz veranstalten“, so Petra Raßmann, Abteilungsleiterin der Wirtschaftsförderung. Ergänzend zu den Messen sei zum Zwecke der Berufsorientierung im vergangenen Jahr erstmalig auch der InfoTruck der Metall- und Elektro-Industrie in Gera gewesen und wird auch im kommenden Jahr interessierten Schülern und Schülerinnen für eine Woche zur Verfügung stehen. Der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft Gera lud im September vergangenen Jahres außerdem zu einem Workshop über die zukunftsfähige Nachwuchsgewinnung ins Comma Gera ein. Mitveranstalter des After-Work-Events unter dem Titel „Mit Pitch zu Match“ war die städtische Wirtschaftsförderung. „Rund 1700 junge Menschen konnten wir somit insgesamt bei der Berufsorientierung unterstützen“, berichtet Petra Raßmann und freut sich auf das kommende Jahr: „Auch im Jahr 2023 wollen wir diese Veranstaltungen wieder organisieren. Sie sind fester Bestandteil der Nachwuchsgewinnung in unserer Stadt.“
Bestandsbetreuung als Kernaufgabe
Die Unternehmensbetreuung stellt einen wichtigen Faktor in der Arbeit der städtischen Wirtschaftsförderung dar. Unter anderem wurde bei der Standortsuche der Firma HYDAC International GmbH sowie der Firma MINT Kooperative eG in Gera tatkräftig unterstützt. Beide Unternehmen konnten mit Hilfe der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH erfolgreich Grundstücke im Gewerbegebiet Tinz finden. Inhaber der Firma MINT Kooperative eG und Vorsitzender des Vereins Astronomisches Zentrum Gera Ronny Elsner möchte auf dem bereits reservierten Grundstück ein touristisches Wissenschaftszentrum mit Sternwarte, Planetarium, astronomischer Ausstellung und einer Parkanlage errichten. Aktuell läuft im Rahmen dieses Projekts eine Crowdfunding-Kampagne. Hierbei können Eintrittskarten, Sternpatenschaften und Bodensterne aus Messing gegen eine Spende erworben werden.
Die Wirtschaftsförderung konnte darüber hinaus die Anbindung des öffentlichen Personennahverkehrs im Gewerbegebiet Cretzschwitz in Zusammenarbeit mit der Verkehrs- und Betriebsgesellschaft Gera und dem Stadtplanungsamt sicherstellen.
Eine Daueraufgabe der städtischen Abteilung war außerdem die Weiterentwicklung bestehender Gewerbestandorte im Stadtgebiet sowie die Unterstützung von ansässigen Firmen bei der Unternehmenserweiterung. Rico Trost, Amtsleiter im Amt für Zentrale Steuerung, in dessen Zuständigkeitsbereich die Wirtschaftsförderung liegt, bekräftigt diese anhaltende und entscheidende Aufgabe: „Die Wirtschaftsförderung versteht sich als Stimme der Unternehmen innerhalb der Verwaltung. Hierzu stehen wir insbesondere im engen Austausch mit dem Baudezernat und konnten in den letzten Monaten eine gute Zusammenarbeit etablieren.“
Sichtbarkeit für Investoren
Die Stadt Gera nahm, repräsentiert von Oberbürgermeister Julian Vonarb und der Wirtschaftsförderung, als Mitausstellerin am Gemeinschaftsstand der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH an der Immobilienmesse EXPO REAL in München teil. Ein wichtiger Themenschwerpunkt im Rahmen zahlreicher Gespräche war die Entwicklung von „Geras Neuer Mitte“. „Hierzu haben allein elf namhafte regionale Projektentwickler ihr Interesse bekundet. Das liegt nicht zuletzt an den sich seit Jahren deutlich verbesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in unserer Stadt. Dadurch werden wir überregional als interessanter Wirtschaftsstandort wahrgenommen“, erklärte Oberbürgermeister Julian Vonarb im Zuge der EXPO REAL. Die Teilnahme an dieser internationalen Fachmesse sei auch im kommenden Jahr geplant.
Das im Jahr 2019 erstmalig stattgefundene Geraer Immobiliengespräch soll in diesem Jahr wieder etabliert werden. Unter dem Titel „Unter dem Radar? Geheimtipp Gera“ folgten im ersten Jahr mehr als 80 Zuhörerinnen und Zuhörer der Immobilienbranche den fünf Podiumsgästen im Kultur- und Kongresszentrum Gera. Im vergangenen Jahr fiel das seit 2019 stattfindende jährliche Immobiliengespräch aus. Am 14. Juni 2023 soll nun wieder über die Perspektiven und die Potentiale für Investitionen in den Bereichen Wohn- und Gewerbeimmobilien sowie Einzelhandel in Gera gesprochen werden. Dazu werden zahlreiche Gäste aus Wirtschaft und Verwaltung begrüßt. Zudem hat die Wirtschaftsförderung Ende 2022 erstmalig wieder zu einem Gewerbegebietstreffen eingeladen. „Wir haben somit eine Form der Kommunikation zwischen Unternehmen geschaffen, die logistisch nah beieinander angesiedelt sind. Gemeinsam stellen wir uns den globalen Herausforderungen und sprechen im engeren Austausch über die Wirtschaft in unserer Stadt“, erklärt die Leiterin der Wirtschaftsförderung, Petra Raßmann. Diese Art des Netzwerkens mit und unter Geraer Firmen soll zukünftig fest etabliert und intensiviert werden.
Breitbandausbau in 2023
Ein großes Thema blieb auch im Jahr 2022 der Breitbandausbau, der eine wesentliche Voraussetzung für den Bestand der Geraer Arbeits- und Unternehmenswelt ist. Die Ausschreibungsphase konnte im vergangenen Jahr abgeschlossen und der Konkretisierungsantrag fertiggestellt werden. Sofern die noch notwendigen Prozesse reibungslos verlaufen, soll der Ausbau im aktuellen Jahr beginnen und bis Mitte 2024 abgeschlossen sein.
Wirtschaftsförderung und Innenstadtbeirat ziehen an einem Strang
Seit September 2021 koordiniert die Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung Gera die Arbeit im Innenstadtbeirat und -forum. Diese wurde auch im vergangenen Jahr weiter intensiviert. Der Innenstadtbeirat versteht sich als Kerngruppe des deutlich größeren Innenstadtforums, an dem alle interessierten Innenstadthändlerinnen und -händler, Gastwirtschaft- und Gewerbetreibenden teilnehmen können. Für Themen wie verkaufsoffene Sonntage, Innenstadtbegrünung oder Veranstaltungen wurden auch 2022 Fachleute aus verschiedenen Bereichen der Stadtverwaltung hinzugezogen, um zu informieren und Anregungen oder Anforderungen aus der Innenstadt aufzunehmen.
„Die regelmäßigen monatlichen Treffen mit den Mitgliedern des Beirats sowie zahlreichen Geraer Gewerbetreibenden dienen dem Austausch konkreter Anliegen, aber auch dem Erarbeiten von Ansätzen zur künftigen Entwicklung der Innenstadt“, so die Abteilungsleiterin der Wirtschaftsförderung. Außerdem lobt sie die gemeinsame Zusammenarbeit: „Alle Teilnehmenden des Beiratstreffens wollen unsere Innenstadt attraktiver machen. Wir verfolgen alle das gleiche Ziel.“ Sowohl die Planung und Umsetzung des Entertainmentprogramms „Sommer in der Stadt“ als auch die Vorbereitung des Höhlerfestes und des Märchenmarktes wurden in gemeinsamer Arbeit aller beteiligten Akteure aus Gastronomie, Handel, Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie der Stadtverwaltung im Innenstadtforum erarbeitet, durchgeführt und ausgewertet. Zusätzlich wurde sich mit der Begrünung und weiteren Verschönerung der Geraer Innenstadt befasst.