Mit einem Festakt wurde am 18. April 2023 das Kultur- und Kongresszentrum Festhalle Ilmenau eröffnet. In die Sanierung des Gebäudeensembles flossen rund 23 Millionen Euro – 15,3 Millionen Euro kamen aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). „Heute ist ein sehr bedeutender Tag in der Geschichte unserer Stadt. Denn wir übergeben nicht nur die größte Baumaßnahme der jüngeren Stadtgeschichte ihrer Bestimmung. Wir können vielmehr das kulturelle Herzstück Ilmenaus und der Region – nach der ersten umfangreichen Kernsanierung dieses Hauses überhaupt – endlich den Menschen zurückgeben”, sagte Ilmenaus Oberbürgermeister Daniel Schultheiß.
Das Stadtoberhaupt erinnerte an die Ursprünge der Festhallenerbauung, die bis in das Jahr 1931 zurückgehen. Aus Anlass der Wiederkehr des 100. Todestags von Goethe sollte endlich der Zeitpunkt gekommen sein, um ein großes Festspielhaus auf Augenhöhe mit dem Ensemble in Bayreuth zu bauen. Wie aus historischen Akten hervorgeht, war vorgesehen, drei Standorte in Deutschland als feste Größen der Kultur zu etablieren: Oberammergau – noch heute bekannt für seine Passionsspiele – als Zentrum der kirchlichen Weltanschauungen, Bayreuth mit seiner Verbindung zum Komponisten Richard Wagner als Ort der Musik und die Stadt Ilmenau – eng verknüpft mit dem Namen von Goethe – als Bühne auf literarisch-dichterischem Gebiet.
Da Geld aber auch schon damals ein knappes Gut war, ersannen einige Ilmenauer die Idee, mit der sich die Umsetzung womöglich beschleunigen ließ. Das Ansinnen war: Das Kulturhaus sollte auch mithilfe privater Spenden aus dem Ausland – insbesondere von Goethefreunden aus den USA – finanziert werden. Also schrieb der damalige Regierungsbaumeister Reinhold Wefing dem Deutschlandkorrespondenten der New York Times in Berlin, Robert Minner: „Die Bergstadt Ilmenau, die im Leben dieses Genius einen außerordentlich bedeutsamen Hintergrund gespielt hat, wäre gewiss der geeignete Ort der inneren Sammlung und Beschaulichkeit für die Aufnahme der Werke Goethes. (…) Die Grundsteinlegung soll am 28. August 1932 erfolgen – am Fuße jenes Berges, den Goethe in seinem Gedicht Ilmenau besingt.“ Letztlich blieb es bei der in Aussicht gestellten wohlwollenden Prüfung, denn eine Berichterstattung ließ auf sich warten.
Erst im Jahr 1937 kam es dann tatsächlich zur Grundsteinlegung für die Festhalle. Bereits im Februar 1938 wurde dann Richtfest gefeiert und im Sommer des Jahres 1939 fand die Eröffnung statt. Bau und Einrichtung kosteten den Archivunterlagen zufolge 840.000 Reichsmark, berichtete Schultheiß, der in seiner Rede auch an die Schwierigkeiten der zurückliegenden Sanierung erinnerte. Die wohl größte Herausforderung sei es gewesen, das Objekt aufgrund eines hohen Grundwasserspiegels auf trockene Füße zu stellen. Beim Einbau von Aufzügen in ein denkmalgeschütztes Gebäude, damit Menschen mit Einschränkungen jede Etage des Gebäudes erreichen können, war die hohe Schule der Ingenieurskunst gefragt. Ab dem Jahr 2020 musste zudem die Coronakrise bewältigt werden. Beauftragte Unternehmen meldeten zunehmend quarantänebedingte Personalausfälle und der Bauablauf geriet erheblich ins Wanken. Kaum normalisierte sich dieser Zustand langsam, stand mit den anschließenden Lieferengpässen beim Material das nächste Problem auf der Schwelle, bevor sich die Preisspirale drehte.
„Umso schöner ist es, dass wir also heute die Eröffnung des Kultur- und Kongresszentrums tatsächlich feiern können. Das ist für die Stadt Ilmenau, für die Menschen die hier und in der Region leben, aber auch für mich persönlich ein ganz besonderer und bewegender Moment. Ich möchte daher die Gelegenheit auch dazu nutzen, mich ganz herzlich bei den Planerinnen und Planern, den Architekten, unserem Stadtplaner insbesondere für die Unterstützung bei der Fördermittelakquise, den Fördermittelgebern, also dem Freistaat Thüringen und der Europäischen Union, den beteiligten Ingenieuren, den Kolleginnen und Kollegen in unserem Fachamt, allen Handwerksunternehmen und sonstigen Beteiligten zu bedanken. Sie alle haben die Festhalle Ilmenau zu einem modernen Kultur- und Kongresszentrum gestaltet, das heutige Ansprüche erfüllt”, erklärte der Oberbürgermeister.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow reihte die Sanierung der Festhalle ein in die Entwicklung, die Ilmenau nach der politischen Wende nahm und die eng im Zusammenhang mit der Technischen Universität steht. Namentlich nannte er SPD-Stadtrat Reinhard Schramm, der sich Ramelow gegenüber persönlich für Fördermittel eingesetzt habe. „Das Geld der Steuerzahler ist hier gut angelegt“, schätzte der Ministerpräsident ein.
Für die verantwortlichen Architektinnen und Architekten Norbert Ruge, Isabelle Weisleder und Ariella Sokol von der Ruge+Messerschmidt Architektur und Projektsteuerung GbR aus Ilmenau war das Vorhaben eigenen Angaben zufolge „eine Herkulesaufgabe“. An der Sanierung der Festhalle waren über 50 Handwerksunternehmen beteiligt. Durch den Eröffnungsabend führte Sängerin und Moderatorin Katharina Herz, die als Ilmenauerin auch eine persönliche Verbindung zum kulturellen Zentrum der Stadt pflegt. Zu einem weiteren musikalischen Höhepunkt gehörte der Auftritt der Band „Golden Mary“.
Zu einer Besichtigung des Kultur- und Kongresszentrums Festhalle Ilmenau wird am 13. Mai 2023 von 10 bis 16 Uhr aus Anlass des Tags der Städtebauförderung eingeladen.