Erfurt: So gesundheitsgefährdend sind Bücher aus dem 19. Jahrhundert für heutige Nutzer

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Bibliotheken informieren über potenziell gesundheitsschädigende Pigmentbestandteile an historischen Büchern

Deutschlandweit stehen aktuell einzelne Bücher aus dem 19. Jahrhundert im Verdacht, mit giftigen Arsen-Rückständen belastet zu sein. Auch die Uni Erfurt hat in ihrer Universitätsbibliothek und in der Forschungsbibliothek Gotha historische Bestände, die möglicherweise betroffen sind. Die Bibliotheken nehmen das Thema ernst und veranlassen deshalb alles Nötige, um eine Gesundheitsgefährdung der Nutzerinnen und Nutzer auszuschließen. Dazu zählt u.a. die Separierung potenziell betroffener Bestände.

Zum Hintergrund: In vergangenen Jahrhunderten wurden bei der Buchherstellung Farben mit teilweise toxischen bzw. gesundheitsschädlichen Substanzen verwendet. Im 19. Jahrhundert wurde vor allem „Schweinfurter Grün“ (auch „Pariser Grün“ oder „Emerald Green“) industriell hergestellt und unter anderem für Buchmaterialien eingesetzt. Hierbei handelt es sich um ein intensiv grünes, lichtechtes Pigment, das aus einer Kupfer-Arsen-Verbindung mit dem Anion der Essigsäure künstlich hergestellt wird und auch Bestandteil von blauen Farben sein kann. Hauptsächlich verwendet wurde das Pigment zwischen 1800 und 1900. Ein vergleichbarer, ebenfalls giftiger Farbstoff ist „Scheeles Grün“. Diese Pigmente können sich unter anderem auf Einbänden, Buchschnitten, Spiegeln, Vorsätzen, Titel- und Signaturschildern, Marmorpapieren, Lieferungsumschlägen von Zeitschriften sowie in Druck- oder Handkolorierungen von Illustrationen finden. Die Universität Erfurt hat in ihren Bibliotheken solche historischen Bestände, die möglicherweise gesundheitsschädigende Pigmentbestandteile aufweisen.

Deshalb identifizierten Universitätsbibliothek und Forschungsbibliothek aktuell potenziell betroffene Bestände, um sie schnellstmöglich zu separieren. Sie werden damit bis auf Weiteres nicht für die Benutzung zur Verfügung stehen, das bedeutet: Sie sind nicht bestell- oder ausleihbar. Im nächsten Schritt werden die betroffenen Bestände getestet.

Das Aussortieren der Bände ist eine reine – allerdings erforderliche – Vorsichtsmaßnahme zum Gesundheitsschutz. Wie viele der Bücher dann tatsächlich eine Arsen-Belastung aufweisen, lässt sich erst nach deren Testung beziffern. Während unbedenklich eingestufte Bücher nach den Tests schnellstmöglich wieder nutzbar gemacht werden sollen, müssen wir über den Umgang mit belasteten Bänden – etwa in Form besonderer Schutzvorkehrungen – noch beraten.

Nutzer*innen, die mit den potenziell betroffenen Bänden arbeiten wollen, können gegebenenfalls auf Digitalisate ausweichen. Welche Bücher bereits digitalisiert sind, ist den jeweiligen Bibliothekskatalogen zu entnehmen. Für die Nutzung der übrigen Bestände bitten wir um Geduld und um Verständnis, dass diese bis sie abschließend getestet sind, nicht zur Verfügung stehen.

Über den aktuellen Stand der Dinge informieren die Bibliotheken auf ihren Webseiten. Nutzer*innen können sich mit ihren Fragen aber auch jederzeit an Gabor Kuhles (Universitätsbibliothek Erfurt) bzw. Dr. Hendrikje Carius (Forschungsbibliothek Gotha) wenden. 

Quelle

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