Evangelische Christen laden zu Friedensgebet, Aktion, Konzert und Gedenkweg
Kirchengemeinden und Kirchenkreise der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) erinnern an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 sowie an das 35-jährige Jubiläum des Mauerfalls am 9. November 1989. Geplant sind Andachten, Gebete, Lesungen, Aktionen, Konzerte und Gedenkwege.
Ausgewählte Veranstaltungen in Thüringen:
In Apolda erfolgt das Gedenken an den Mauerfall bereits am 8. November (19 Uhr, Martinskirche). Das Pogromnachtgedenken beginnt am 9. November um 17 Uhr auf dem Markt.
Zu einer Andacht anlässlich „35 Jahre Friedliche Revolution“ laden die Kirchengemeinden Behrungen und der Kirchenkreis Meiningen am 9. November um 17 Uhr in die Behrunger Kirche ein. Unter dem Motto „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ wird an die friedlichen Proteste erinnert, die zum Fall der Mauer führten, wobei Zeitzeugen von ihrem Erleben berichten. Außerdem wird gemahnt, „dass nicht neue Mauern in der Gesellschaft errichtet werden“, verbunden mit dem Wunsch nach Bewahrung von Freiheit und Demokratie sowie Frieden in der Welt. Teilnehmende von „diesseits und jenseits der ehemaligen innerdeutschen Grenze“ werden erwartet, Pfarrerin Beate Hofmann-Landgraf aus Irmelshausen in Bayern gestaltet die Andacht mit. Im Anschluss besteht die Gelegenheit zum Austausch bei Essen und Getränken.
Das Gedenken an die Reichspogromnacht erfolgt in Meiningen am 9. November um 12 Uhr am Platz der ehemaligen Synagoge. Der Kirchenkreis lädt mit der Stadt Meiningen dazu ein.
Die Stadt Eisenach organisiert mit dem Evangelischen Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen, der katholischen Kirchengemeinde St. Elisabeth, dem Bündnis gegen Rechtsextremismus und dem Deutschen Gewerkschaftsbund am 9. November eine Gedenkveranstaltung für das verheerende Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung der Stadt. Auftakt ist 17 Uhr an der Synagogen-Gedenkstätte. Anschließend führt ein Gedenkmarsch zum Bahnhof, an der dortigen Gedenktafel folgen eine Gedenkminute, ein Gebet und die Niederlegung von Blumen für die 118 Todesopfer.
Im Friedensgebet als „Andacht gegen das Vergessen“ an der Gedenkstele der ehemaligen Synagoge wird am 9. November (18:30 Uhr) in Schleusingen eingeladen. „Wir laden alle Menschen ein, die ein Zeichen gegen Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Hass gegen Andersdenkende und Andersseiende setzen möchten“, so die Veranstalter.
In Weimar erfolgt das Gedenken der Opfer der Novemberpogrome 1938 und des Holocausts als „Klang der Stolpersteine“, organisiert von einem Netzwerk, an dem auch die Kirchengemeinde beteiligt ist. Beginn ist 17 Uhr im Marstall. Von dort führt der Weg mit Kerzen zu Stolpersteinen, wo ab 17:40 Uhr an die Ermordeten erinnert wird. Musikalische Gruppen sowie die Konfirmandinnen und Konfirmanden gestalten das individuelle biographische Gedenken mit, bevor 18:15 Uhr auf dem Theaterplatz gemeinsam das Lied „Dos Kelbl“ gesungen wird.
Die Gedenkaktion in Bad Salzungen anlässlich des 86. Jahrestages der Reichspogromnacht unter dem Motto „Lichter gegen das Vergessen“ beginnt 17 Uhr in der Stadtkirche mit einer ökumenischen Friedensandacht. Im Anschluss um 17:30 Uhr führt ein Mahngang entlang der Stolpersteine. Das Projekt wird vom „Runden Tisch für Demokratie“ mit der Partnerschaft für Demokratie “Denk bunt im Wartburgkreis”, dem Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach und Schulen durchgeführt.
Zum ökumenischen Pogromgedenken laden die Kirchengemeinden von Bad Langensalza am 9. November ein. Beginn ist 18 Uhr in der Marktkirche. Im Anschluss findet in der Gottesackerkirche ein Gedenkkonzert statt. „The String Company“ spielen Weltmusik, Gipsy, Klezmer und Chanson. Die Sängerin Marion Minkus wird begleitet von Lev Guzman (Viola), Nils Würfel (Kontrabass), Peter Kluge (Gitarre) und Reinhard Schwalbe (Violine).
In Gera findet am Denkmal der einstigen Synagoge in der Schülerstraße um 16:30 Uhr eine Gedenkveranstaltung der Stadt und der Gemeinschaft der christlichen Gemeinden statt. 17 Uhr folgt in der Trinitatiskirche ein ökumenischer Gottesdienst. Ab 17:30 Uhr wird in der Innenstadt erstmals zum „Klang der Stolpersteine“ mit verschiedenen Akteuren eingeladen.
Hintergrund:
Am 9. November 1938 hatten die Nationalsozialisten in Deutschland Synagogen, Wohn- und Kaufhäuser niedergebrannt sowie Menschen erniedrigt, verhaftet und ermordet.
Der 9. November 1989 ist für den „Fall der Berliner Mauer“ bekannt: Nachdem SED-Politbüromitglied Schabowski auf einer im DDR-Fernsehen übertragenen Pressekonferenz die Gewährung von Reisefreiheit bekanntgegeben hatte, öffneten sich für die DDR-Bürger die innerdeutschen Grenzen.