Jena: Nahverkehr ersetzt bis Herbst 2023 alte Straßenbahnen

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Ausschreibungsprozess startet

Diese Generation der GT6M-Züge soll ab Herbst 2023 durch neue Straßenbahnen ersetzt werden: Bus, Bahn und Straßenbahn sind die Verkehrsmittel, die bei der Klimabilanz am besten abschneiden. Es sind die Verkehrsmittel, die unsere Verkehrswende mitbestimmen. Und es sind die Verkehrsmittel, die von immer mehr Menschen genutzt werden. Auch beim Jenaer Nahverkehr stieg die Fahrgastzahl innerhalb der letzten Jahre kontinuierlich auf 22,4 Millionen in 2018 (zum Vergleich 2013: 19,3 Millionen). Die Folge der wachsenden Beliebtheit: Es wird eng in Bus und Bahn. Besonders auf den hoch frequentierten Straßenbahnlinien entstehen regelmäßig Kapazitätsengpässe. Um dem entgegenzuwirken und weiterhin Jena einen attraktiven Nahverkehr anzubieten, hat der Aufsichtsrat der Stadtwerke Jena vergangenen Montag, 21. Oktober, ein Fahrzeug- und Infrastrukturprogramm beschlossen. Damit startet jetzt der Ausschreibungsprozess zur Beschaffung einer neuen Straßenbahngeneration für die Saalestadt.

„Die neuen Straßenbahnen helfen uns bei dem großen Ziel, auch in Zukunft in Jena einen attraktiven Nahverkehr anzubieten“, sagte Thomas Zaremba, Geschäftsführer der Stadtwerke Jena zu einem Pressetermin am Mittwoch, 30. Oktober. Die Beförderung von Fahrgästen sei das Kerngeschäft des Nahverkehrs. Mit dem Investitionsvorhaben solle dieses gestärkt und gleichzeitig die Verkehrswende mitgestaltet werden.

Insgesamt ist das Großprojekt des Verkehrsunternehmens mit einem Volumen von 153 Millionen Euro beziffert. Dabei rechnet man bei der Verjüngung der Straßenbahnflotte durch neue Fahrzeuge mit Kosten von mindestens 118,5 Millionen und für die damit einhergehenden Infrastrukturanpassungen auf Betriebshof und im Streckennetz mit 34,5 Millionen. Zaremba betonte allerdings auch, dass die Umsetzung der gesamten Maßnahme nur mit Fördermitteln möglich sei. „Daher freuen wir uns über die vom Land Thüringen bereits im September in Aussicht gestellten Fördermittel für die Lieferlose 1 und 2 sowie die Genehmigung, jetzt den Ausschreibungsprozess zu starten“, sagte Zaremba.

„Unsere Straßenbahnen sind in die Jahre gekommen. Zum angedachten Zeitpunkt der Aussonderungen sind sie über 26 Jahre alt und mehr als zwei Millionen Kilometer gefahren“, sagte Andreas Möller, Geschäftsführer des Jenaer Nahverkehrs. Wartung und Reparatur verursachen unübersehbare Kosten, technische Innovationen lassen sich nicht nachrüsten, Fahrzeugausfälle häufen sich. Möller: „Wir setzen auf eine neue Fahrzeuggeneration, mit der wir die Fahrgastanforderungen besser erfüllen.“

Konkret plant der Jenaer Nahverkehr, die Generation der 33 GT6M-Niederflurstraßenbahnen durch neue Fahrzeuge zu ersetzen. Es ist die größte Bestellung seit Jahrzehnten. In der Ausschreibung, die aus zwei Lieferlosen zu je 12 Straßenbahnen und einem optionalen Los in Abhängigkeit der Fördermittel aus 9 Straßenbahnen besteht, sind alle Anforderungen definiert. „Wichtig ist uns bei der Neubeschaffung, dass die Fahrzeuge größer und flexibler sind sowie Multifunktionsflächen für Kinderwagen, Rollstuhl und Fahrrad haben“, so Projektleiter Siegmar Minke vom Jenaer Nahverkehr. Auch sonst soll der Standard der Technikentwicklung angepasst werden. Beispielsweise sind neue Fahrer- und Fahrzeugassistenzsysteme, Klimatechnik und moderne Fahrgastinformationssysteme mit verbesserter Außenanzeige vorgesehen.

Bis die neuen Straßenbahnen auf den Schienen in der Saalestadt unterwegs sind, dauert es allerdings noch geraume Zeit, denn sie gibt es nicht aus dem Katalog. Die Straßenbahnnetze in den Städten unterscheiden sich stark in ihren technischen Anforderungen. Die neuen Bahnen werden auf die speziellen Jenaer Bedürfnisse unter anderem auf das individuelle Schienennetz „maßgeschneidert“. Zwischen Bestellung und Auslieferung liegen daher oft mehrere Jahre. Nach aktuellem Planungsstand beträgt die Bauzeit ca. 2 Jahre. Das bedeutet, dass voraussichtlich im Jahr 2022 erste Fahrzeuge geliefert werden. Bis erste Fahrgäste mitfahren können, sind weitere umfangreiche Vorarbeiten, Tests und Genehmigungen im Streckennetz nötig.

Quelle.

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