- 27 Infektionen in Pflegeheim treiben Inzidenz wieder nach oben
- Amtsarzt klärt auf: Infektionen auch nach Impfung kein Einzelfall
- Ausbildung des Impfschutzes benötigt Zeit
Schleiz. Nach einigen Tagen mit rückläufigen Corona-Fallzahlen registriert das Robert-Koch-Institut für den heutigen Donnerstag wieder eine deutlichere Zunahme an Neuinfektionen für den Saale-Orla-Kreis. 58 neue Fälle an einem Tag lassen die Sieben-Tage-Inzidenz wieder auf 261,5 und damit exakt den Wert von Dienstag steigen.
Doch wie so oft lohnt ein genauerer Blick hinter das reine Zahlenwerk: Knapp die Hälfte der Fälle lässt sich einem Corona-Ausbruch in einer Pflegeeinrichtung der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein in Ebersdorf zuordnen. Jenseits dieses lokalen Hotsports passt die Zuwachsrate zum Infektionsgeschehen der vergangenen Tage.
Das Interessante im Zusammenhang mit dem Corona-Ausbruch im Haus Elisabeth in Ebersdorf ist, dass dort am 7. Januar die ersten Covid-19-Impfungen im Saale-Orla-Kreis durchgeführt wurden. Möglichen Spekulationen zu einem Zusammenhang zwischen Impfung und Neuinfektionen schiebt Amtsarzt Dr. Torsten Bossert aber umgehend einen Riegel vor: „Dass die PCR-Tests durch die Impfung positiv ausfallen, ist aus biologischer Sicht ausgeschlossen. Dass es ausgerechnet in dem Zeitfenster zu einem Corona-Ausbruch kam, bevor ein wirksamer Impfschutz aufgebaut werden konnte, ist einfach Pech.“
Aktuell wird in der Wissenschaft davon ausgegangen, dass es mindestens eine Woche, eher aber zehn bis 14 Tage dauert, bis der Körper auf die Impfung reagiert und eine erste Immunantwort ausbildet. Der vollständige Impfschutz entwickelt sich erst einige Tage nach der zweiten Impfung.
Die ersten positiven Schnelltestergebnisse im Haus Elisabeth wurden am vergangenen Freitag, acht Tage nach der Impfung, festgestellt. Die Überprüfung mittels der zuverlässigeren PCR-Tests bestätigte nun 24 Neuinfektionen in der Einrichtung, die bis dato corona-frei gehalten werden konnte. Innerhalb der speziellen Bewohnerschaft, die sich aufgrund von Demenz bei gleichzeitig hohem Bewegungsdrang kaum voneinander isolieren lässt, konnte sich das Virus offenbar schnell ausbreiten. Innerhalb der Belegschaft gibt es drei weitere Infektionen.
Bundesweit wurden bereits einige Corona-Ausbrüche in Pflegeeinrichtungen festgestellt, nachdem die erste Impfung erfolgt war. Aufgrund der Zeit, die es benötigt, bis sich der Impfschutz aufbaut, halten Wissenschaftler derartige Ereignisse für nichts Außergewöhnliches. Zwei Beispiele sind etwa in direkter Nachbarschaft, im Landkreis Kronach zu finden. Insofern ist das Haus Elisabeth kein Einzelfall.
Vergleichbare Fälle aus anderen Bundesländern lassen darauf hoffen, dass sich zumindest schon ein gewisser Schutz aufgebaut haben könnte, so dass die Betroffenen weniger schwer erkranken. Wie das Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz betont, hänge das aber sowohl vom zeitlichen Abstand zwischen Impfung und Infektion als auch vom Immunsystem der Betroffenen ab.
Abseits der Pflegeeinrichtung in Ebersdorf wurden für den Saale-Orla-Kreis die meisten Neuinfektionen in Rosenthal (6) und Neustadt (4) festgestellt. Je drei neue Corona-Fälle gab es in Remptendorf und Saalburg-Ebersdorf.
Quelle: Landratsamt des Saale-Orla-Kreises.