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Thüringen – Vorreiter im eSport?

Der eSport befindet sich deutlich auf dem Vormarsch, auch wenn sicherlich noch nicht jeder Bundesbürger davon gehört hat. Dabei ist dieser Trend gar nicht so neu, es gibt ihn bereits seit Jahrzehnten. Allerdings spielte er sich über lange Zeit im stillen Kämmerlein der Nerds ab, jetzt drängt der eSport mit voller Kraft an die Öffentlichkeit. In Thüringen laufen interessante Projekte an, die diesen Prozess beschleunigen. Es sieht ganz so aus, als würde unser Bundesland eine Vorreiter-Rolle erobern.

Was ist eSport? Ein moderner Trend kurz erklärt

Aber was ist überhaupt eSport? Im Grunde nichts weiter als ein digitales Kräftemessen. Dabei muss es gar nicht mal um virtuelle Sportspiele gehen, auch Ego-Shooter und andere digitale Games passen ins Muster. Wie auch im analogen Sport gilt: Nur der Beste der Besten kann gewinnen. Die eigentliche Bewegung findet auf dem Bildschirm statt, manchmal gilt es, nur Millisekunden schneller zu sein als jemand anderes.

Konzentration, Ausdauer und eine hervorragende Auge-Hand-Koordination sind gefragt, nur dann klappt der Coup. Die Streaming-Plattform Twitch.tv spielt hierbei eine wichtige Rolle in der Erfolgsgeschichte des eSports. Dieser Anbieter mit seinen 55.600 Live-Kanälen überträgt die meisten bedeutsamen Events der modernen Sportsparte, die meisten davon stehen im Zusammenhang mit dem Thema Gaming: Eine eigene Subkultur hat sich geformt. Und diese Subkultur wird insbesondere auf Twitch.tv geprägt. Doch längst ist die Begeisterung von der digitalen Plattform nach Thüringen rüber geschwappt.

Das Leistungszentrum eSport in Gera als neue Kaderschmiede

In Gera hat im Sommer 2018 das Leistungszentrum eSport eröffnet, ins Leben gerufen von der ad hoc gaming GmbH. Oberbürgermeisterin Dr. Violo Hahn erschien dieser Anlass wichtig genug, persönlich zu erscheinen und eine Rede zu halten. Ihr Resümee: „Das ist eine große Chance für Gera.“ Das besagte Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, den Wachstumsmarkt eSport zu erobern, ähnlich wie Bayern München Jahr für Jahr die Trophäe holt. Es zählt bereits zu den drei schlagkräftigsten Firmen seines Sektors in Deutschland und organisiert eSport-Turniere am laufenden Band.

Einige erfolgreiche eSportler stehen bei der ad hoc gaming GmbH fest unter Vertrag, sie verfügen über geordnete Trainingspläne und sind auch in den Dienstleistungsbereich der Firma mit eingebunden. Dieses „Duale Gaming“ ermöglicht es den Spielern, sowohl auf dem regulären Arbeitsmarkt aktiv zu werden als auch ihre speziellen digitalen Fertigkeiten zu verfeinern: Ein vorbildhaftes System, das garantiert seine Nachahmer findet. Über ein Partnerschaftsnetzwerk soll es bald schon vielfältige Berufsausbildungsmöglichkeiten für die eSportler geben. Irgendwann verwandelt sich das Leistungszentrum dann in ein Internat mit offiziellem IHK-Abschluss.

Ist eSportler wirklich ein Beruf? Ja, damit lässt sich Geld verdienen!

Dieses Projekt klingt beinahe schon futuristisch, besitzt aber klar Hand und Fuß. Immer dann, wenn neue Berufssparten auftauchen, tut es not, diese in geregelte Bahnen mit geordneten Abschlüssen zu lenken. Und mit eSport lässt es sich ohne Zweifel Geld verdienen, das zeigen vor allem die bereits vorhandenen Gaming-Millionäre: Unter dem Nicknamen KuroKy verdiente sich ein deutscher Dota-2-Spieler mehr als 4 Millionen Dollar, und ein Däne namens N0tail schaffte es immerhin auf 3,73 Millionen Dollar.

Die Basis bildet aber ein Heer von Normal- bis Gutverdienern, die auf Twitch, YouTube und Co. ihre Spiele live vor Publikum streamen. Umso mehr Zuschauer dabei zusammenkommen, desto lauter klingelt der Geldbeutel. Neben dem spielerischen Können kommt es auch ein gutes Stück auf eine sympathische Selbstdarstellung an, vorzugsweise mit einem Spritzer Humor. Dann spricht sich schnell herum: Dieser eSportler hat was drauf!

Nicht nur der Bildschirm lockt, auch das Drumherum

Die weitere Geschäftswelt in Gera hat längst aufgehorcht: Das Fitness-Center INJOY Xpress ist eine Partnerschaft mit der ad hoc gaming GmbH eingegangen, um eSportlern einen Raum zum Relaxen und für das körperliche Training zu geben. Damit beteiligt sich der Club direkt an der Berufsausbildung der digitalen Elite und sorgt zugleich für jede Menge Werbung. Das Gebäude des INJOY Xpress, das ElsterCube, ist mit einer 250 Meter langen Laufbahn auf dem Dach ausgestattet, umgeben von einem grandiosen Stadtpanorama. Man kann also nicht sagen, dass diese Art der Ausbildung langweilig ist, weil sie nur vor dem Bildschirm stattfindet. Nein, es gibt auch ungeahnte Leckerlis.

Der FC Carl Zeiss nun mit eigener eSport-Abteilung

In Jena öffnen sich ebenfalls die Pforten für junge Leute mit dem Berufswunsch „eSportler“. Der FC Carl Zeiss besitzt inzwischen eine eigene eSport-Abteilung, die Turniere austrägt und Trophäen einheimst. Der 1. eSport-Business-Cup fand beispielsweise Anfang Mai 2019 statt, als Austragungsort diente der Lounge-Bereich im Ernst-Abbe-Sportfeld. 64 zweiköpfige Teams traten gegeneinander an, und zwar auf der Playstation 4 im berühmten Fifa-Spiel.

Der Fußballverein betont auf seiner Webseite, dass ein erfolgreicher eSportler nicht nur nervenstark und motorisch auf der Höhe sein, sondern auch eine hohe körperliche Fitness aufweisen muss. Die enge Verwandtschaft mit dem analogen Sport scheint unter diesem Blickwinkel doch sehr offensichtlich. Die Superstars unter den eSportler scheffeln, wie wir nun wissen, Millionen. In Jena durfte sich der Erstplatzierte mit 500 Euro zufriedengeben: Ein kleiner Anfang für eine große Karriere? Wer weiß.

Aller Anfang ist vielleicht nicht immer schwer, aber meistens klein und eher unscheinbar. Das Leistungszentrum in Gera hat diese Phase allerdings schon überschritten, es nimmt ganz beachtliche Formen an – und die Pläne gehen noch viel weiter. Darum scheint es gar nicht weit hergeholt, Thüringen als Vorreiter des deutschen eSports anzusehen, immerhin wird dieses Bundesland jetzt schon zum Magneten für frische Talente.

Photo by Lyncconf Games (Author), CC BY 2.0 (Licence)

Photo by BagoGames (Author), CC BY 2.0 (Licence)

 

 

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