Erfurt: Waschbär musste aufgrund von EU-Verordnung erschossen werden

0
1465

er „betrunkene Waschbär“ vom Erfurter Fischmarkt, der am Wochenende in einem Video in den sozialen Netzwerken für Furore sorgte, ist waidgerecht von einem Jäger getötet worden. Laut EU-Recht durfte er nicht wieder in der Stadt freigelassen oder in einem Wald ausgesetzt werden.

Erfurter Jäger konnte nicht anders handeln

Seit 2014 ist der Waschbär europaweit als invasive Art eingestuft, die bekämpft und deren Population dezimiert werden muss. 2018 haben unsere ehrenamtlich tätigen Stadtjäger 24, in diesem Jahr bereits 27 Waschbären im Innenstadtbereich gefangen und tierschutzgerecht getötet. Viele Tiere stammten nicht aus dem öffentlichen Raum, sondern von privaten Grundstücken. Die Grundstückseigentümer hatten die Stadt um Hilfe gebeten, weil sie Probleme mit den agilen Tieren und Allesfressern hatten.

Die entsprechende EU-Verordnung von 2014 schreibt auch ein Haltungs- und Zuchtverbot vor. Das Erfurter Tierheim wäre deshalb keine Alternative zur Tötung des „betrunken Waschbären“ gewesen. Es ist außerdem für Haustiere zuständig und nicht für Wildtiere. Den Waschbär ins Tierheim zu bringen, stand gestern nicht zur Debatte und wäre auch nicht im Sinne des nicht an Menschen oder ein Gehege gewöhnten Tieres gewesen. Vorschriftsgemäß hat ihn die Erfurter Feuerwehr an einen Jäger übergeben, dessen Jagdrevier auch das Erfurter Stadtgebiet ist. Ein Jäger muss sich immer kümmern, wenn ein Wildtier gefangen, verletzt oder getötet wurde. So geben Jäger z. B. Wildschweinen nach einem Autounfall den Fangschuss und entsorgen die Kadaver.

Seit 2016 stehen Waschbären, die ursprünglich aus Nordamerika stammen, auch EU-weit auf der Liste der unerwünschten Tier- und Pflanzenarten. Gründe für die Ächtung sind: Waschbären fressen und verdrängen damit einheimische Tierarten, wie verschiedene bodenbrütende Vogelarten, See- und Singvögel, diverse Amphibien wie Kröten und Frösche sowie auch seltene Schildkrötenarten. Hinzu kommt, dass Waschbären Krankheiten verbreiten. Ein Beispiel dafür ist der Spulwurm, der bei Übertragung auf den Menschen auch das zentrale Nervensystem schädigen, zu Blindheit und sogar zum Tod führen kann. Für Haustiere wie Hunde oder Katzen sind Waschbären gefährlich, weil sie die Viruserkrankung Staupe übertragen.

Die Stadtverwaltung Erfurt warnt deshalb ausdrücklich davor, Waschbären zu berühren oder zu streicheln. Die Allesfresser können auch kräftig zubeißen und kratzen. Die Kleinbären sind und bleiben wilde Raubtiere – egal, wie niedlich sie aussehen. Waschbären sollten ebenso nicht gefüttert werden. Denn die nachtaktiven Tiere dürfen nicht die Scheu vor dem Menschen verlieren. Außerdem vermehren sich gut genährte Bären wahrscheinlich besser als hungrige. Laut verschiedener Studien soll der Waschbär-Bestand in Europa exponentiell zunehmen. So meldet der Deutsche Jagdverband 172.549 in Deutschland erlegte Waschbären in den Jahren 2017/2018 und damit 38.451 mehr als in den Vorjahren.

Da Waschbären auch große Schäden an und in Häusern anrichten können, empfiehlt die Stadtverwaltung Erfurt verlockende Lebensmittel in doppelte Plastiktüten einzupacken, um den Geruch einzudämmen. Hunde- oder Katzenfutter sollte auch nicht unbeaufsichtigt im Freien verfüttert werden. Mülltonnen sollten regelmäßig geleert werden. Insbesondere Biotonnen können mit einem Spanngurt gesichert werden. Türen und Katzenklappen sollten nachts immer verschlossen sein, damit die Tiere nicht ins Haus gelangen können. Wenn es im Stadtgebiet Probleme mit den Waschbären gibt, kann das Bürgeramt informiert werden: Tel. 0361 655-7840 oder per E-Mail.

Quelle

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein