Die Leuchtenburg, die auch die Thüringer Porzellanwelten beherbergt, soll einen Schrägaufzug erhalten. Damit wird die „Königin des Saaletals“, die auf einer Höhe von 395 Meter über der Saale thront, die erste barrierefreie Höhenburg Deutschlands. Zukünftig kann die Strecke von 146 Metern und ein Höhenunterschied von 61 Metern vom Parkplatz bis zur Burg von bis zu 30 Personen gleichzeitig in einer Kabine überwunden werden. Die Entwurfsplanung für den Aufzug ist bereits fortgeschritten, aktuell stimmt die Stiftung Leuchtenburg die Ausgestaltung der Talstation mit der Gemeinde Seitenroda ab. Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee übergab heute den Förderbescheid über rund 6 Millionen Euro an Sven-Erik Hitzer, Vorstand der Stiftung Leuchtenburg und Kristina Vogel, zweifache Olympiasiegerin und Schirmherrin des Projektes.
„Die Leuchtenburg ist zweifellos eine der schönsten Höhenburgen Deutschlands und bald auch die erste barrierefreie“, freut sich Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee anlässlich der Übergabe des Förderbescheids. „Seit der Eröffnung der ‚Porzellanwelten‘ mit mehrfach ausgezeichnetem Konzept hat sich die Leuchtenburg durch privates Engagement und Unterstützung des Lands zu einem wichtigen touristischen Ziel entwickelt und eine Leitfunktion für den Tourismus im Jena-Saaleland eingenommen.“ Das zeigen auch die Besucherzahlen, die sich seither dynamisch aufwärtsbewegen und immer mehr überregionale und internationale Gäste beinhalten.
„Wir haben die Leuchtenburg zu einem ausgezeichneten Ausflugsziel entwickelt. Nun soll sie für alle Menschen gleichermaßen erreichbar sein” fasst auch Sven-Erik Hitzer, Vorstand der Stiftung Leuchtenburg das ehrgeizige Ziel zusammen.
„Die Leuchtenburg hat touristische Trends gesetzt: Das moderne Ausstellungsdesign, das Nachhaltigkeitskonzept und im Besonderen die Barrierefreiheit, die von Anfang an mitgedacht wurde.” Fasst Dr. Franz Hofmann, neuer Geschäftsführer der Thüringer Tourismus GmbH, die Relevanz zusammen.
Zur Feierstunde am Donnerstag setzten Vertreter aus Politik, Tourismus, der Landesentwicklungsgesellschaft sowie diverser Behindertenverbände ein bewusstes Zeichen für den Aufzug und damit gegen die aktuell aufkommenden Diskussionen im Gemeinderat und bei Vertretern des Kreistages. Auch Daniel Jeschonowski, Geschäftsführer von KAHLA Porzellan nutzte die Gelegenheit zum Austausch. Ideengeber des Projektes und Stiftungskurator Wolfgang Fiedler freute sich über die breite Unterstützung des Freistaates und zeigte sich optimistisch, die jüngst aufgekommenen Differenzen zur Gestaltung im gemeinsamen Dialog beizulegen.
Von der Barrierefreiheit auf der Leuchtenburg bis zum Schrägaufzug
Um als öffentlich zugängliches und touristisch genutztes Kulturdenkmal den Anforderungen der modernen Gesellschaft gerecht zu werden, muss die ursprünglich bewusst schwer erreichbare Verteidigungsanlage von damals besser für Menschen mit Beeinträchtigungen zugänglich sein. Zudem erwarten zunehmend mehr Gäste, insbesondere der Busreisegruppen, einen direkten Zugang zur touristischen Destination. Diesem geänderten Nutzungsverhalten soll der Schrägaufzug gerecht werden.
Der zukunftsweisende Weg zur Leuchtenburg soll vom Parkplatz mit einem schräg verlaufenden Aufzug erfolgen. Am östlichen Burgberg soll dieser direkt im Anschluss an den Kreisverkehr gegenüber dem Burgparkplatz gebaut werden. Eine Fahrtstrecke (inkl. Ein- und Ausstieg) ist in einer Zeit von weniger als drei Minuten realisierbar. Der Aufzug wird über eine Talstation am Kreisverkehr erschlossen, in der bereits erster Service für Individualgäste, Reiseveranstalter und Busfahrer angeboten wird. Der Ausstieg erfolgt in einer Bergstation unterhalb des Panoramaweges. Von dort aus erreicht man fußläufig bzw. im Rollstuhl entlang der Burgmauer stufenlos den Vorplatz und damit den Eingang der Burg.
Die barrierefreie Überwindung der Wegstrecke vom Parkplatz bis hoch auf die Burg ist der Schlussstein im barrierefreien Gesamtkonzept der Stiftung Leuchtenburg. Mit den „Porzellanwelten Leuchtenburg“ wurde bereits seit 2009 ein weitestgehend barrierefreier Burgrundgang realisiert. Damit stellt sich die Stiftung Leuchtenburg gemeinsam mit dem Freistaat Thüringen der Verantwortung gegenüber dem gesellschaftlichen, demografischen Wandel und der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am kulturellen Leben. Die Stiftung arbeitet bereits seit 2013 am Projekt und hat in sieben unterschiedlichen Variantenuntersuchungen sowohl den Einsatz von Elektrobussen als auch diversen Streckenführungen bis hin zur Seilbahn ab Bahnhof Kahla intensiv untersucht und gegeneinander abgewogen. Die jetzt vorliegende, teils unterirdische Lösung stellt demnach die geringste Beeinträchtigung für Umwelt, Denkmal und Einwohner dar.
Europaweit hat sich eine barrierefreie und touristische Erschließung der Höhenburgen mittels eines Schrägaufzuges bereits stark etabliert. Lediglich in Deutschland ist dieser Lebens- und Überlebensstandard für Gäste und Betreiber gleichermaßen noch eher unterdurchschnittlich repräsentiert. In Rumänien, Österreich oder auch Italien, Litauen und Slowenien finden sich dafür zahlreiche Beispiele: Die rumänische Burgruine in Deva wurde bereits 2005 mit einem Schrägaufzug auf einer Länge von 285 Metern erschlossen. In Österreich wurden die Burg Hochosterwitz (1993), Güssingen (2000), Hohenwerfen (2006) die Riegersburg (2003) oder auch die Festung Kufstein (1999) oder Hohensalzburg mit einem Schrägaufzug erschlossen. In Litauen und Slowenien sind die Burg Vilnius (2003) und die Burg Laibach (2006) bekannte und bereits realisierte Schrägaufzugprojekte.