Wintersport in Zeiten des Klimawandels

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Was einst eine unverzichtbare Gehhilfe in schneereichen Gebieten war, ist heute nur noch Vergnügen pur: Skifahren. Rund zwei Drittel aller sportlich aktiven Deutschen betreiben Wintersport, über 27 Millionen sind jeden Winter mit Skiern oder Snowboard unterwegs. Der Klimawandel aber macht es den Wintersportgebieten besonders in den Mittelgebirgen zunehmend schwerer, den Skifahrern schneesichere Pisten und Loipen zu bieten. Damit Wintersport hier auch in Zukunft noch möglich ist, rüsten die Liftbetreiber auf: Schneekanonen sorgen für die nötige weiße Pracht. Umweltschützer lehnen diese Art der Kunstschneeherstellung rigoros ab. Kann es einen Kompromiss geben, der den unterschiedlichen Interessen gleichermaßen gerecht wird?

Skilanglauf auch im Sommer


Oberhof im Thüringer Wald ist eines der bekanntesten Wintersportzentren in Deutschland, an dem auch internationale Wettkämpfe ausgetragen werden. Es ist besonders gut für Langlauf geeignet, bietet aber auch alpinen Skisport mit dem 800 Meter langen Fallbachlift am Grenzadler und der Alten Golfwiese mit einer 200 und einer 300 Meter langen Piste mit Schlepplift. Loipen und Pisten werden künstlich beschneit und garantieren damit Wintersportvergnügen unabhängig vom Wetter. Wer die Region rund um den Wintersportort Oberhof entdecken möchte, sollte in einem Ferienhaus Urlaub machen. Im Winter werden in Thüringen insgesamt rund 1.800 Kilometer Loipen gespurt, im Rest des Jahres dienen sie als Wanderwege. Allerdings kann man in Oberhof auch im Sommer die Langlaufski in der Skisporthalle nutzen. Sie ist die erste Halle in Deutschland, in der das ganze Jahr über Skilanglauf- und Biathlon-Training möglich ist.

Wintersport der Zukunft


Diese und ähnliche Indoor-Alternativen werden künftig wohl häufiger in den traditionellen Wintersportgebieten anzutreffen sein, denn der Klimawandel mit höheren Temperaturen wird die Möglichkeiten für Wintersport in Zukunft auch in höheren Lagen immer weiter einschränken. Klimastudien zeigen, dass in den nächsten 30 Jahren Skifahren unterhalb von 800 Metern wohl zur Ausnahme wird. Demnach hat die durchschnittliche Schneehöhe in den vergangenen 80 Jahren um 20 Zentimeter abgenommen. Langfristig werden die ohnehin umstrittenen Schneekanonen nicht mehr ausreichen, um Wintersport möglich zu machen. Alternativ denkt man über die Anlage von künstlichen Pisten nach. Neue Technologien versprechen ein ganzjähriges Wintersportvergnügen ohne großen Aufwand. In Chemnitz arbeitet ein Start-up-Unternehmen an einem Belag aus Kunststoff, auf dem es sich genauso gut Ski laufen lässt wie auf natürlichem Schnee.

Künstlicher Schnee in der Kritik


Bis neue Techniken marktreif sind, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Die Liftbetreiber sind derweilen dazu übergegangen, Wasserreservoire anzulegen. Kilometerlange Leitungen bringen das Wasser zu den Schneekanonen. Sie produzieren künstliche Schneeberge, die später mit Schneeraupen auf der Piste verteilt werden. Diese Form der künstlichen Schneeproduktion ist aber bei Umweltschützern sehr umstritten. Schließlich werden riesige Mengen an Wasser und Energie zur Herstellung des künstlichen Schnees benötigt. Außerdem stören die Schneekanonen die Wildtiere ausgerechnet in der Winterruhe. Um wenigstens die Kosten des Energieverbrauchs zu senken, bemühen sich die Verantwortlichen um den Ausbau von Solaranlagen und Wasserkraftwerken. Es dürfte dennoch nur eine Frage der Zeit sein, bis der Klimawandel die derzeit möglichen Anpassungsprozesse wieder zunichtemacht. Selbst für Kunstschnee könnte es schon sehr bald zu warm sein. Für die Skigebiete heißt das, den Gästen alternative Angebote wie eben die Langlaufhalle in Oberhof zu machen.

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