Arbeitsmarkt: junge Menschen leiden besonders unter Jobverlusten durch Corona-Auswirkungen

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Die EU Kommission hat ihren Jahresbericht zur Beschäftigung und sozialen Lage in Europa veröffentlicht. Hieraus geht hervor, dass junge Menschen am stärksten unter Jobverlusten infolge der coronabedingt schlechten Wirtschaftslage leiden. Ferner fiel die Erholung für sie langsamer aus als für andere Altersgruppen. Mögliche Erklärungen sind der hohe Anteil befristeter Arbeitsverträge sowie Schwierigkeiten beim Einstieg ins Berufsleben. Der neue Bericht dient dazu, beschäftigungs- und sozialpolitische Maßnahmen festzulegen, um junge Menschen wirtschaftlich unabhängig zu machen, zumal sich die sozioökonomische Lage infolge der russischen Ukraine-Invasion weiter verschlechtert.

EU-Beschäftigungskommissar Nicolas Schmit erklärte: „Viele junge Menschen sind gut ausgebildet, digital kompetent und an ökologischen Fragen interessiert. In Zeiten der Erholung und des digitalen wie ökologischen Wandels ist das von Vorteil. 2022 ist das Europäische Jahr der Jugend, denn die EU will jungen Menschen zuhören und dafür sorgen, dass sie es im Leben zu etwas bringen. Das bedeutet auch, dass wir jungen ukrainischen Kriegsflüchtlingen unser Bildungssystem und unseren Arbeitsmarkt öffnen.

Konkrete Ergebnisse des Berichts:

  • Die Erholung von Corona erfolgte uneinheitlich. Junge Menschen (unter 30 Jahren) haben nach wie vor Probleme, einen Job bzw. einen Job, der ihren Fähigkeiten und Neigungen entspricht, zu finden. Während die Jugendarbeitslosigkeit 2021, insbesondere gegen Jahresende, zurückging, blieb sie um einen Prozentpunkt höher als vor der Krise (2019). Von den Erwerbstätigen hatte fast jeder zweite junge Mensch (45,9 %) einen Zeitvertrag — gegenüber einem von zehn Arbeitnehmern (10,2 %).
  • Im Schnitt sind junge Menschen eher in einer schwierigen sozialen und finanziellen Lage. Bereits vor der Pandemie war das Einkommen junger Menschen volatiler als das älterer Arbeitnehmer/innen. Haushalte junger Menschen waren öfter von Armut betroffen, auch wenn es innerhalb der EU deutliche Unterschiede gibt. Junge Menschen hatten Schwierigkeiten, Fixkosten wie Rechnungen und Miete zu decken. 61 % hatten Sorge, in den nächsten zehn Jahren angemessenen Wohnraum zu finden oder beibehalten zu können.
  • Die Schwierigkeiten hängen vom Bildungsniveau und vom sozioökonomischen Hintergrund ab. Bei jungen Menschen mit Sekundarschulabschluss ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht ins Berufsleben oder in eine Bildungsmaßnahme finden, um 19 Prozentpunkte geringer als bei jungen Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau. Bei solchen mit tertiärem Bildungsabschluss ist dieses Risiko um 28 Prozentpunkte niedriger. Junge Menschen aus benachteiligten Verhältnissen finden noch seltener ins Berufsleben oder in eine Bildungsmaßnahme.
  • Für junge Frauen sieht die Sache anders aus als für junge Männer. Im Schnitt verdienen junge Frauen in der EU 7,2 % weniger als ihre männlichen Kollegen. Diese Kluft wird mit zunehmendem Alter breiter. Auf EU-Ebene ist nur ein kleiner Teil dieses Lohngefälles – 0,5 Prozentpunkte – auf Bildungsabschluss, Berufswahl, Berufserfahrung oder die Form des Arbeitsvertrags zurückzuführen.

Erfolgreiche EU-Maßnahmen für junge Menschen

Der ESDE-Bericht liefert faktengestützte Analysen, wie die Herausforderungen junger Menschen bewältigt werden können. Insbesondere sollten beschäftigungs- und sozialpolitische Maßnahmen

  • junge Menschen in Lohn und Brot bringen,
  • jungen Menschen ermöglichen, Kompetenzen zu erwerben,
  • Mobilität als Grundstein für ein erfolgreiches und krisenfestes Berufsleben fördern,
  • junge Menschen vor Risiken wie Arbeitslosigkeit, Krankheit, Armut oder Verschuldung bewahren,
  • junge Menschen beim Aufbau von Wohlstand und Vermögen unterstützen.

Weitere EU-Initiativen für junge Menschen sind in Vorbereitung. 2023 will die Kommission die Empfehlung des Rates zu einem Qualitätsrahmen für Praktika, insbesondere im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen, unter die Lupe nehmen. Eine hochrangige Gruppe prüft derzeit, wie auch junge Menschen sozial besser abgesichert werden können. Die Ergebnisse dürften Anfang nächsten Jahres vorliegen.

Quelle

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