Die derzeitige Trockenheit macht nicht nur alten, sondern auch den jüngsten Bäumen zu schaffen. Viele Forstkulturen, aber auch natürliche Baumverjüngungen, leiden unter hohen Ausfällen. Thüringens Förster wollen deshalb neue Wege gehen.
Erfurt (hs): Trockene und zu warme Witterungsverläufe häufen sich. Ursächlich ist der fortschreitende Klimawandel. Die Folgen für die heimischen Wälder sind ausgesprochen negativ. Insbesondere alte Bäume, und hier vor allem alte Buchen, sterben trockenheitsbedingt ab. Fichten werden vitalitätsgeschwächt und Opfer des Borkenkäfers. Aber auch die jüngsten Bäumchen, die in Kulturen gepflanzten Baumsämlinge genauso wie auch natürliche Verjüngungen, erleiden ein ähnliches Schicksal. Warum junge, frisch gepflanzte Bäumchen so empfindlich sind, obwohl sie doch zuvor in den Baumschulen gehegt und gepflegt wurden, hat gleich mehrere Gründe.
Von der Baumschule in den Wald: Eine kritische Phase
„Schon beim Ausheben der jungen Bäumchen in der Forstbaumschule verliert das Pflänzchen unausweichlich Wurzelmasse und Wurzellänge, was sie schwächt“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Doch damit nicht genug: Die ausgehobenen Pflanzen werden nach dem Ausheben nach Länge und Qualität sortiert und schließlich auf den Transport über viele Kilometer an den Pflanzort gebracht. Hierbei verlieren sie zwangsläufig Feuchtigkeit. Sind die jungen Bäumchen im Wald angekommen, werden sie umgehend in den Boden gepflanzt, um den Feuchtigkeitsverlust wieder einzudämmen. Jetzt muss das Bäumchen am neuen Standort wieder Wurzelmasse aufbauen. Dabei können Forstpflanzen auf nur wenig Energiereserven zurückgreifen. Die Wasser- und Nährstoffaufnahme aus dem Boden muss also möglichst schnell wieder herbeigeführt werden. Speziell bei der Frühjahrsaufforstung muss das junge Pflänzchen zusätzlich Energie auch umgehend in den Blattaustrieb und das Sprosswachstum investieren. Ist nun die Wasserversorgung etwa durch Trockenheit beeinträchtigt, kommt es zu Pflanzenschäden. Die Wasserversorgung ist deshalb entscheidend, weil im Wasser auch die Nährstoffe transportiert werden.
Wasserversorgung entscheidend wichtig
Die Experten der Forstbaumschule der ThüringenForst-AöR suchen deshalb nach Wegen, wie den jungen Forstpflänzchen trotz klimawandelbedingt zunehmender Bodentrockenheit ein besserer Pflanzstart ermöglicht werden kann. Noch sorgsamere Pflanzenanzucht, eine optimierte Transportlogistik von der Baumschule zum Pflanzort und eine als Verdunstungsschutz gemulchte Kulturfläche samt sorgsam hergestellten Pflanzloch sind hier wichtige Aspekte. Dabei wurde auch experimentiert: Statt wurzelnackter Pflanzen wurden verstärkt Containerpflanzen eingesetzt. Diese nehmen gleichsam ihr „Bett“ im Baumschulbeet gleich mit an den neuen Pflanzort. Daneben wurde die Wurzeln in „wasserspeichernde“ Gele getaucht, feuchtigkeitsspendende Pellets ins Pflanzloch gegeben und wasserhaltende Lösungen mit Sprühlanzen ins Pflanzloch injiziert.
Aber auch die das Forstpflänzchen umgebende Vegetation auf der Kulturfläche, die ihrerseits dem Jungbäumchen das Bodenwasser streitig macht, muss ggf. häufiger im Rahmen von Kulturpflegen entfernt werden. Zusätzlich wird die Bewässerung von Forstkulturen, etwa von April bis August, überlegt. „Wir werden uns zumindest teilweise von althergebrachten, bisher erfolgreichen Verfahren der Kulturbegründung unter dem Druck der Klimawandelfolgen für den Wald lösen müssen“, so Gebhardt abschließend. Alle Verfahren verteuern die Pflanzung im ersten Moment, verbessern aber die Überlebenschancen der Bäumchen. Und gesicherte, vitale Kulturen sind in der Gesamtbilanz kostengünstiger, als teure Nachpflanzungen nach hohen Trockenheitsausfällen.