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FIFA 20 – Das deutsche „Ultimate Team“

Verbesserte Ballphysik, authentischer Spielfluss und ein neuer Straßenfußball-Modus: Mit der im September erschienenen Simulation „FIFA 20“ wollte Hersteller Electronic Arts Schwächen der Vorgängerversion ausbügeln und für mehr Spielfreude sorgen. Das gelang aber nur bedingt: Träge Server und zahlreiche Bugs brachten die Fangemeinde schon in den ersten Tagen auf die Palme.

Geht es um Fußball-Simulationen auf der Konsole oder am PC, fallen zumeist zwei Namen: PES von Konami und FIFA von Electronic Arts. Letzteres erschien kürzlich in neuem Gewand, garniert mit etlichen runderneuerten Funktionen – und stieß auf ein ziemlich geteiltes Echo. Während die Fachpresse das Spiel überwiegend positiv beurteilt, sind die User-Foren voll von Kritik und Spott. Zu viele Bugs, ein stiefmütterlich behandelter Karriere-Modus und überlastete Server, lauten nur einige der Vorwürfe.

EA hat unterdessen mit einer Kaskade von Patches auf die User-Kritik reagiert. Allerdings mit bescheidenem Erfolg: Nicht nur Freizeitspieler mosern, auch die Profi-Zocker verdrehen die Augen. FIFA 20 sei zwar realistischer als sein Vorgänger, wird „DullenMike“ von der Sportbild zitiert, allerdings auf Kosten der Torquote. Man spiele wie beim Handball so lange um den Kreis, bis sich eine Lücke auftue. „Für die Zuschauer ist das langweilig, für uns Gamer einfach nervig.“

Mohammed „MoAuba“ Harkous stört die mangelnde Beweglichkeit der virtuellen Spieler, die allesamt zu langsam seien. „Selbst Profis wie Jadon Sancho, die auf dem realen Rasen durch ihre Leichtfüßigkeit auffallen, bewegen sich wie ein Lkw!“, beschwert sich Harkous, der im August als erster Deutscher beim „FIFA eWorld Cup“ triumphieren konnte.

Für hitzige Diskussionen sorgen zudem zahlreiche Bugs bzw. deren Ausnutzung. So führt etwa der „Freistoß-Glitch“ dazu, dass der Ball auch bei schlechtem Timing unerwartet im Netz zappelt. Frust schiebt so mancher Spieler zudem wegen eines skurrilen Trends, der den äußerst populären Modus FIFA Ultimate Team (FUT) betrifft. Demnach verlieren viele Spieler absichtlich ihre sogenannten Rivals-Partien, um in tiefere Ligen abzusteigen.

Klingt zunächst absurd, ergibt aber durchaus Sinn. Erfüllt der Spieler einen definierten Aufgabenkatalog, erhält er Tokens, die er wiederum gegen virtuelle Profis aus dem „Legenden“-Pool eintauschen kann. Da die dafür nötigen Erfolge müssen in einem bestimmten Zeitrahmen erbracht werden, nehmen viele User einen Abstieg in Kauf, um dort gegen vermeintlich schwächere Gegner die Vorgaben zu erfüllen.

Deutsche Traumelf: Ter Steegen sticht Neuer aus

Der Modus ist für Eletronic Arts indes eine wahre Gelddruckmaschine. Manche Spieler geben Tausende Euro aus, um ihr Team schon frühzeitig mit Stars zu spicken. Mehr als ein Viertel seines Gesamtumsatzes – und damit mehr als durch den Verkauf des Programms selbst – macht EA durch Transaktionen im Zusammenhang mit FUT.

Ob durch Geldeinsatz oder Fleiß: Jeder Gamer träumt davon, früher oder später über eine virtuelle Weltauswahl zu verfügen. Die FIFA 20-Stars sind selbstverständlich dieselben wie im realen Leben, versehen mit Stärkepunkten. Alleiniger Spitzenreiter ist nunmehr Lionel Messi (94 Punkte), vor Christiano Ronaldo und Neymar, die es auf 93 bzw. 92 bringen. Als bester Verteidiger wird der Liverpool-Profi Virgil van Dijk (90) ausgewiesen, während man deutsche Akteure in dem Star-Ensemble vergebens sucht.

Doch auch aus den digitalen Alter egos von Gnabry, Reus und Co. lässt sich eine äußerst schlagkräftige Truppe formen. Dabei ist neben der individuellen Stärke auch die Chemie innerhalb des Teams zu berücksichtigen. Den Bestwert erreicht eine Formation aus vier Bayern- und drei BVB-Spielern, vervollständigt durch Leroy Sané (Manchester City), Timo Werner (RB Leipzig) sowie Toni Kroos (Real Madrid).

Als kleine Pikanterie am Rande zählen dazu auch die von Joachim Löw aussortierten Thomas Müller und Mats Hummels. Im Kasten findet sich übrigens nicht etwa Weltmeister und Nationalmannschaftskapitän Manuel Neuer wieder, sondern dessen Rivale Marc-André ter Steegen. Vielleicht ein Grund mehr für den Barca-Keeper, beim Bundestrainer zusätzliche (reale) Spielzeit einzufordern.

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