Gera: erfolgreiche 5 Wochen für automatisierten E-Kleinbus EMMA

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© Stadt Gera

Vor rund fünf Wochen, am 14. Dezember 2020, startete das Forschungsprojekt zum „Automatisierten Fahren in Gera“ mit der Testphase. Seitdem können Passagiere die „letzte Meile“ im Stadtteil Lusan im automatisierten E-Kleinbus EMMA zurücklegen. Dass das bei den Geraern gut ankommt, zeigen die rund 200 Mitfahrten in den ersten Testbetriebstagen vor Weihnachten. Nach Angaben der Dualen Hochschule Gera- Eisenach, die das Forschungsprojekt koordiniert, war der Shuttle-Bus unmittelbar nach Start des Passagierbetriebes ausgelastet. Immer mit an Bord: ein Operator der GVB Verkehrs- und Betriebsgesellschaft mbH Gera, der in kritischen Situationen jederzeit das Steuer übernehmen kann. Zudem bestätigen erste Auswertungen der parallel zum Testbetrieb laufenden Umfragen die grundsätzliche Aufgeschlossenheit der Befragten für das automatisierte Fahren.

Der testweise Einsatz von EMMA im realen Passagierbetrieb ist das Herzstück des vom Thüringer Umweltministerium geförderten Forschungsprojektes, denn er liefert wichtige Daten, die direkt in die Mobilitätsforschung einfließen und so zur Weiterentwicklung der Mobilität in Deutschland beitragen. Dazu gehören vor allem Erkenntnisse über die Akzeptanz der Nutzerinnen und Nutzer und die Möglichkeit, die Theorie mit echten gefahrenen Kilometern an Erfahrung auf der Straße abzugleichen. Aufgrund der Witterungsverhältnisse musste EMMA in den letzten Wochen jedoch wiederholt pausieren. Der Hintergrund: Die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) lässt entsprechend der erteilten Ausnahmegenehmigung nach § 70 einen Betrieb von automatisierten Fahrzeugen wie EMMA bei Schneefall und Eisglätte nicht zu. Zusätzlich trat ein Defekt an der Ladetechnik des Fahrzeugs auf, der durch eine Reparatur schnell behoben werden konnte. Dazu erklärt Oberbürgermeister Julian Vonarb: „Dass es in jüngster Zeit zu Ausfällen gekommen ist, hat überwiegend pragmatische Gründe und zahlt auf das Konto Erfahrung ein, was den Sinn eines Forschungsprojektes ausmacht. Unser gemeinsames Ziel ist es, dass wir hier in Gera die Mobilität der Zukunft für Deutschland mitgestalten. Dazu trägt EMMA maßgeblich bei. Ich freue mich, dass bisher so viele Menschen die Möglichkeit einer Mitfahrt genutzt haben und danke allen Projektpartnern für ihr Engagement.“ Auch GVB-Geschäftsführer Thorsten Rühle betont das große Potenzial des Projektes für die Stadt: „Wir freuen uns, dass Gera in Thüringen bei der Erprobung autonomer Kleinbusse die Nase vorn hat und wir damit auf Augenhöhe mit Städten wie Wien, Hamburg aber auch dem kleinen Monheim am Rhein stehen, die hier eine Vorreiterrolle einnehmen.“ Die GVB verantwortet den Einsatz von EMMA im Linienbetrieb.
Die Nutzung von automatisierten Fahrzeugen wie EMMA im öffentlichen Nahverkehr bietet vielfältige Chancen: Durch die Erschließung von bisher für Bus oder Bahn ungünstig gelegenen Quartieren oder Straßen – etwa in Stadtrandlage – wird insbesondere mobilitätseingeschränkten Menschen die verstärkte Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglicht. „Mit der Erprobung eines autonomen Busses wie EMMA werden unsere Vorstellungen über die zukünftige Ausrichtung des öffentlichen Nahverkehrs in Gera greifbar und auch sehr viel konkreter. Unser Ziel ist es, im Rahmen des Smart-City Projektes der Stadt Gera an der Haltestelle Lusan/Laune einen multimodalen Mobilitätspunkt zu schaffen, an dem unsere Fahrgäste von der Straßenbahn in andere Verkehrsträger wechseln und umgekehrt. Favorit ist dabei ein autonomer Kleinbus, der die Quartierserschließung übernimmt und den Fahrgast faktisch bis vor die Haustür bringt“, kommentiert Thorsten Rühle die weiteren Pläne. Durch die Ausweitung der Dienste auf neue Bediengebiete und ein auf die Bedürfnisse ihrer Kunden noch besser abgestimmtes Angebot verspricht sich die GVB einen Fahrgastzuwachs. Das würde dazu beitragen, dass die Zahl an PKW-Fahrten und der Besitz an Individualfahrzeugen nachhaltig reduziert wird, was eine Entlastung der Infrastruktur zur Folge hätte. Zudem werden die Umweltauswirkungen von automatisierten Fahrzeugen als geringer eingeschätzt als bei herkömmlichen Fahrzeugen, etwa aufgrund eines niedrigeren Energiebedarfs durch technisch optimierte Fahrvorgänge. Das aktuelle Forschungsprojekt wird daher nicht nur zeigen, wie aufgeschlossen die Geraer gegenüber dem automatisierten Fahren sind. Es wird auch wertvolle Erkenntnisse in den großen Themenfeldern Ökologie, Mobilität und Digitalisierung liefern. Derzeit wird geprüft, ob der Testbetrieb aufgrund der wiederholten witterungsbedingten Aussetzung verlängert werden kann. Planmäßig soll der automatisierte Kleinbus acht Wochen lang unterwegs sein. Interessierte können regulär noch bis Ende Februar in dem selbstfahrenden Shuttle mitfahren.

Die durch die Duale Hochschule Gera-Eisenach parallel zum Testbetrieb entwickelten Umfragen zur Mobilität im Allgemeinen und zum EMMA-Projekt im Besonderen sollen die Einstellungen der Geraer Bevölkerung zu neuen Mobilitätskonzepten wie dem automatisierten Fahren ermitteln. Dazu werden als Posteinwurf Fragebögen im Fahrgebiet von EMMA verteilt. An der Umfrage kann außerdem online unter umfrage.dhge.de teilgenommen werden. Sie richtet sich ausdrücklich an alle interessierten Bürgerinnen und Bürger und ist anonym.

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