Vor einigen Tagen wurde es angekündigt. Ein riesiges Entlastungspacket für die Bürgerinnen und Bürger. Unter anderem sollen die Spritpreise an den Tankstellen kurzfristig gesenkt werden. Außerdem, für alle überraschend, weil es zuvor nicht im Gespräch war: Das 9-Euro-Ticket. Dabei soll der Nahverkehr in einem Zeitraum von drei Monaten für je 9 Euro im Monat benutzt werden können.
Doch mehr als die vollmundige Ankündigung – und der Aussage, es möglichst schnell umsetzen zu wollen, gibt es dazu nichts. Es gibt keine Gesetzesvorlage, der der Bundestag und der Bundesrat zustimmen müssten. Zudem ist das gesamte Konstrukt ein unüberlegter Schnellschuss. Der Nahverkehr in den Ländern wird in der Regel von den Ländern bestellt – und bezahlt. In den Städten, Gemeinden und Landkreisen sieht das anders aus. Weite Teile Thüringens sind im Verkehrsverbund Thüringen (VMT) verbunden, daneben gibt es in den Städten zumeist eigene Nahverkehrsunternehmen, die zum Beispiel in Gera, Jena, Weimar, Erfurt, Gotha und Eisenach ebenfalls im VMT organisiert sind.
Wie ein 9-Euro-Ticket organisiert werden könnte, ist also eine sehr detaillierte Frage im kleinen Freistaat. Änderungen im Verbund bzw. in den Städten, Gemeinden und Landkreisen bedürfen eines Beschlusses. Und damit wäre erst der Anfang gemacht: Nun müssten die Automaten ein Update erhalten, damit diese Tickets verkauft werden können. Oder gibt es lediglich eine Online-Lösung? Damit wären zahlreiche Menschen ausgeschlossen. Fragen, Abonnenten betreffend, sind ebenfalls nicht beantwortet. Gerade in dieser Zeit, in der bei der alljährlichen Aktion „Autofasten“ Vorteile für Abonnenten angeboten werden, ist eine Verunsicherung durch die Ampelkoalition auf Bundesebene gegeben.
Ob das Ticket zum Beispiel auch länderübergreifend gilt, wie es zum Beispiel das Thüringenticket oder das Regio120-Ticket der Bahn bieten oder gar bundesweit, ist offen. Ein kostenloses Ticket (in Form des Ausweises oder Reisepasses) wäre daher eine überlegenswerte, unbürokratische Maßnahme. Fahrgastverbände vermuten zudem, dass in den Städten volle Busse und Straßenbahnen eine Folge wären. Damit müssten mehr Fahrzeuge und mehr Personal eingesetzt werden. Außerdem ist der Zeitraum von drei Monaten zu kurz, um für eine Mobilitätswende Wirkung zeigen zu können.
Kurzfristig zum 1. Mai ist das nicht zu bewerkstelligen.