Auf Vorschlag Thüringens wird die „Kindergartenidee nach Friedrich Fröbel“ in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes eingetragen.
„Friedrich Fröbel veränderte gegen alle Widerstände das Denken über frühkindliche Erziehung und ist damit der einflussreichste Pädagoge des 19. Jahrhunderts. Er erkannte die Einzigartigkeit jedes Kindes und das Potenzial des Spiels als ein Lerninstrument und machte es zum Zentrum seines Erziehungs- und Bildungskonzeptes. Sein Konzept zur spielerischen Betreuung von Kindern wird bis heute international geschätzt und angewandt. Der Freistaat unterstützte und begleitete die Einreichung des Antrags gerne, stellt er doch authentisch eine gelebte wie intergenerative Kulturform dar und erfüllt damit im besten Sinne das UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes. Dass damit auch das bürgerschaftliche Engagement zum Erhalt Fröbels Lebenswerk gewürdigt wird, freut mich außerordentlich“, so Thüringens Kulturstaatssekretärin Tina Beer.
Die Entscheidung zur Aufnahme des Antrags fiel auf der heutigen Kulturministerkonferenz (KMK). Das Gremium folgte damit der Empfehlung der Experten bei der Deutschen UNESCO-Kommission, die in ihrer Sitzung Anfang Oktober 2022 über 38 Anträge beraten und diese anhand fachlicher Kriterien geprüft und bewertet hatten. Insgesamt 13 Anträge wurden für die Aufnahme empfohlen.
Die Thüringer Bewerbung für das Bundesweite Verzeichnis wurde vom Fröbel-Kreis, vertreten durch die Stadt Bad Blankenburg, den Pestalozzi-Fröbel-Verband e.V. mit Sitz in Berlin und der in Kassel ansässigen International Froebel-Society-Deutschland eingereicht.
Die Aufnahme in das Bundesweite Verzeichnis bestätigt die Auswahlempfehlung der Thüringer Landesjury, die vor allem den generationsübergreifenden Charakter als auch die bis heute ungebrochene internationale Bedeutung von Fröbels Kindergartenidee hervorgehoben hatte.
Der Kindergarten hat seine Wurzeln in Thüringen. Sein Vordenker Friedrich Fröbel stiftete 1840 in Blankenburg, dem heutigen Bad Blankenburg, den ersten „Allgemeinen deutschen Kindergarten“.
Die Kindergartenidee von Friedrich Fröbel berücksichtigt in besonderer Weise den Spiel- und Tätigkeitstrieb der Kinder. Begleitet durch Erwachsene beschäftigen sich die Kleinen in altersgerechten Bildungsangeboten. Für diese Form der Kinderbetreuung entwickelte Fröbel Ausbildungskurse für Männer und Frauen, die Profession der Kindergärtnerin beziehungsweise des Kindergärtners. Seine Schüler und Schülerinnen verbreiteten die Kindergartenidee weit über den deutschsprachigen Raum hinaus. Bis heute halten Kindergärten, Fröbelmuseen und Vereine auf der ganzen Welt die pädagogischen Konzepte von Friedrich Fröbel lebendig.
Mit der Kulturform „Kindergartenidee nach Friedrich Fröbel“ ist Thüringen nun mit insgesamt fünf Kulturformen in dem Bundesweiten Verzeichnis vertreten. In früheren Ausschreibungs-runden aufgenommen wurden das Skatspiel aus Altenburg (2016), der Eisenacher Sommergewinn (2016), die Heiligenstädter Palmsonntagsprozession (2016) sowie der Lauschaer Christbaumschmuck (2021).
Der Wettbewerb zum Bundesweiten Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe ist ein mehrstufiges Verfahren, an dem die Bundesländer, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Deutsche UNESCO-Kommission beteiligt sind. Das Verzeichnis umfasst nun 144 Einträge. Seit 2022 unterhält Thüringen auch ein eigenes Landesverzeichnis, das regional bedeutsame Kulturformen verzeichnet. Dort sind aktuell elf kulturelle Traditionen gelistet.
Neue Auswahlverfahren für das Bundes- und Landesverzeichnis Immaterielles Kulturerbe ab April 2023
Am 1. April 2023 startet das neue Auswahlverfahren für das Bundes- und Landesverzeichnis Immaterielles Kulturerbe. Bewerben können sich Gruppen aus Thüringen, die eine Kulturform ausüben und ihr Wissen und Können an zukünftige Generationen weitergeben. Dazu zählen Vereine, bürgerschaftliche Initiativen und lokale Gemeinschaften.
Die Bewerbungen können bis zum 31. Oktober 2023 bei der Thüringer Staatskanzlei eingereicht werden. Für eine rege Beteiligung wirbt auch Staatssekretärin Tina Beer bei ihrer diesjährigen Tour zum immateriellen Kulturerbe im Freistaat.
„Was all die unterschiedlichen Kulturformen verbindet, ist das Engagement unzähliger Bürgerinnen und Bürger. Ohne ihr Herzblut, ohne ihren leidenschaftlichen Einsatz wäre Thüringen kulturell nicht so reich und attraktiv. Diese Arbeit zu würdigen, sie noch bekannter zu machen und zu zeigen: das ist Thüringen, das ist mein Ansinnen“, so Beer.
Interessierte finden weitere Informationen zum Wettbewerb samt Bewerbungsformularen und zur fachlichen Beratung durch die Volkskundliche Beratungs- und Dokumentationsstelle Thüringen auf den Webseiten der Thüringer Staatskanzlei und der Deutschen UNESCO-Kommission:
https://www.staatskanzlei-thueringen.de/arbeitsfelder/kultur/immaterielles-kulturerbe
https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-werden