Jena: neues Helmholtz-Institut für die Stadt

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Der Wissenschaftsstandort Jena erhält mit dem „Helmholtz-Institut für Polymere in Energieanwendungen“ (HIPOLE) eine neue Forschungseinrichtung. Das hat der Senat der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V. (HGF) auf gemeinsamen Antrag des Center for Energy and Environmental Chemistry (CEEC) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Helmholtz-Zentrums Berlin für Materialien und Energie (HZB) auf seiner gestrigen Sitzung beschlossen. Mit der Etablierung eines neuen Helmholtz-Instituts wird die Präsenz der Helmholtz-Gemeinschaft als größter deutscher Wissenschaftsorganisation in Thüringen ausgeweitet. Der Entscheidung war ein mehrstufiger, wettbewerblicher Auswahlprozess der Helmholtz-Gemeinschaft vorausgegangen. Das HIPOLE soll künftig Materialien und Speichertechnologien entwickeln, die für die Energiewende notwendig sind. Es wird ab 2028 mit bis zu 5,5 Millionen Euro von Bund (90 Prozent) und Land (10 Prozent) jährlich finanziert. In der Aufbauphase fördert das Land darüber hinaus die Kosten für Gebäude und Ausstattungen des Instituts mit bis zu 14 Millionen Euro.

„Unser Ziel ist es, Thüringen zu einem führenden Standort der Batterieforschung und -produktion zu entwickeln. Wir werden die gesamte Wertschöpfungskette von der Grundlagen- und Anwendungsforschung über die weitere Etablierung von Produktionsfirmen und Start-ups bis hin zum Recycling von Batterien in Thüringen abbilden. Die Forschungseinrichtung zeigt Wege auf, ohne seltene Erden und gefährliche Substanzen stationäre Speicher zu produzieren. Das ist der Durchbruch für die ambitionierten Klimaziele und sollte die Skeptiker überzeugen“, sagte Thüringens Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee. 

Zur Neugründung von HIPOLE hätten nicht zuletzt die erheblichen Anstrengungen beigetragen, die der Freistaat Thüringen seit 2014 beim Aufbau des CEEC unternommen hat. „Mit einer Forschungsförderung des Landes von über 23 Millionen Euro sind hier beachtliche Kompetenzen im Bereich der Energiespeicherung aufgebaut worden. Das zahlt sich jetzt aus. Mit der neuen Helmholtz-Einrichtung entsteht ein Batterieforschungszentrum, das weit über Jena ausstrahlt und zugleich tief im starken wissenschaftlichen Umfeld und unternehmerischen Ökosystem der Region verankert ist“, so Tiefensee weiter. Einschließlich der Finanzierung von Gebäude- und Gerätekosten hätten Bund, Land und Wissenschaftsstiftungen das CEEC in den vergangenen Jahren in Summe mit mehr als 60 Millionen Euro unterstützt.

Bereits vor der Gründung des neuen HIPOLE-Instituts arbeiteten die beiden Antragsteller CEEC und HZB eng zusammen. Ende 2019 gründeten die beiden Einrichtungen ein „Joint Lab für Polymere zur Energiespeicherung und Umwandlung“; seit 2020 bestehen Kooperationen für einzelne Projekte. Konkretes Ziel der Institutsneugründung ist die Erforschung von Polymermaterialien für neue Energietechnologien. Um das zu erreichen, vereint HIPOLE in seinem Forschungsansatz Polymerchemie, Materialwissenschaften, modernste analytische Methoden und künstliche Intelligenz mit einer weltweit führenden Expertise in den Bereichen polymerbasierte Energiespeicherung und Photovoltaik sowie nachhaltige Chemie.

Gründungsdirektor und Sprecher des HIPOLE soll der Leiter des CEEC, Prof. Dr. Ulrich S. Schubert, werden. Räumlich wird HIPOLE im neu errichteten „Anwendungszentrum CEEC Jena“ seine Heimat finden, das durch Landes- und EFRE-Mittel gefördert und voraussichtlich im Herbst 2023 bezugsfertig sein wird; weitere Flächen stehen im Technologie- und Innovationspark Jena zur Verfügung.

„Das Erreichen der Klimaneutralität erfordert einen Innovationsschub bei der Entwicklung von neuen, leistungsstarken Speichertechnologien und der Dekarbonisierung vieler energieintensiver Verfahren“, beschreibt Tiefensee die Erwartungen, die mit der Institutsneugründung in Jena verbunden sind. „Polymermaterialien spielen hierbei eine besondere Rolle, was den Forschungsarbeiten von HIPOLE einen zukunftsweisenden Charakter verleiht.“ Zugleich sieht er mit der Ansiedlung des neuen Instituts den Forschungsstandort Jena insgesamt deutlich gestärkt – insbesondere weil die Präsenz der Helmholtz-Gemeinschaft in Thüringen erneut ausgeweitet werde. Neben dem Helmholtz-Institut Jena (HI Jena) als Außenstelle des GSI Helmholtz-Zentrums für Schwerionenforschung Darmstadt gibt es hier auch das Institut für Datenwissenschaften des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), das ebenfalls zur Helmholtz-Gemeinschaft zählt.

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