Thüringen: Neues zum D-Ticket für Studierende

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Upgrade-Ticket wird favorisiert

Technische Umsetzung des Deutschlandtickets mit tosca oder Chipkarte ungeklärt

Ende des Jahres 2023 haben sich die Verkehrsministerien der Länder und des Bundes im zuständigen Koordinierungsausschuss auf die Voraussetzung für die Einführung eines Deutschlandticktes im Solidarmodell für Studierende geeinigt. Damit können Verkehrsunternehmen (VKU) ein solches Ticket ab dem Jahr 2024 anbieten.

Analog zu den bisherigen Semestertickets würde ein Deutschlandticket im Solidarmodell, sofern sich die Studierendenschaft der jeweiligen Hochschule dafür entscheidet, für alle Studierenden einer Hochschule für mindestens ein Semester verpflichtend, unabhängig von der tatsächlichen Nutzung durch die einzelnen Studierenden. Im Gegenzug wird dieses Ticket mit einem Rabatt von 40 Prozent auf den regulären Preis des Deutschlandtickets angeboten. Für das Jahr 2024 beträgt der Monatspreis des Deutschlandtickets 49 Euro, so dass der Monatspreis des Tickets im Solidarmodell 29,40 Euro beträgt. Die Details, wie z.B. Tarifbestimmungen, Musterverträge, etc. liegen den VKU erst seit Kurzem vor.  

Wie ist aktuell die Lage in Thüringen? 

Zur Vorbereitung einer möglichen Einführung des Deutschlandtickets im Solidarmodell gab es im Januar ein erstes Koordinierungsgespräch zwischen den VKU unter Führung des Verkehrsverbundes Mittelthüringen (VMT), den Thüringer Studierendenschaften und dem Studierendenwerk Thüringen. Von Seiten der Verkehrsunternehmen waren alle Vertragspartner*innen für Semestertickets in Thüringen vertreten, alle eingeladenen Studierendenschaften wurden durch die Hochschulen aus Jena, Weimar, Erfurt und Ilmenau sowie die Konferenz Thüringer Studierendenschaften (KTS). 

Alle Teilnehmer*innen waren sich einig, dass das Semesterticketmodell auch bei Einführung eines Deutschlandtickets beibehalten werden soll. Die VKU sind aus ihrer Einschätzung nicht verpflichtet, das Deutschlandticket für Studierende im Solidarmodell anzubieten. Dennoch wollen die VKU dem Studierendenwerk Thüringen zum Wintersemester 2024/25 an jedem Standort die Einführung eines Deutschlandtickets im Solidarmodell zum reduzierten Preis von 60 Prozent des regulären Deutschlandticketpreises anbieten. Eine frühere Einführung können die VKU nicht anbieten. 

Nimmt das StW TH nach Zustimmung der jeweiligen Studierendenschaften das Angebot für eine Hochschule an, werden alle bisherigen Verträge für die Semesterticketbausteine dieser Hochschule ruhend gestellt. Sollte sich eine Studierendenschaft also z.B. nach zwei Semestern wieder für den Ausstieg aus dem Deutschlandticket im Solidarmodell entscheiden oder das Deutschlandticket eingestellt werden, würden die ruhenden Verträge wieder aktiviert. Die Studierenden sollen also nicht plötzlich ohne Semesterticket dastehen. Alle Beteiligten waren sich einig, dass man auch bei ruhenden Verträgen nicht umhinkommt, die Preisentwicklungen wie bei einem regulären Vertragsverlauf fortzuschreiben. 

Das bisherige Upgrade-Ticket (individuelle Aufzahlung zum regulären Deutschlandticketpreis) wird von der KTS und dem Studierendenwerk Thüringen weiter präferiert und soll, sofern es von Seiten des Freistaats Thüringen keine anderweitigen Vorgaben geben wird, von den VKU bis mindestens zum 31. März 2025 angeboten. Eventuell erfolgt ein Angebot auch darüber hinaus, was Seiten des Studierendenwerk Thüringen und der beim Treffen anwesenden Studierendenschaften sehr begrüßt werden würde.

Anbieter des Deutschlandtickets im Solidarmodell wäre das jeweilige ÖPNV-Unternehmen vor Ort, mit dem bereits ein Semesterticketvertrag besteht (Erfurt, Gera, Jena, Nordhausen, Weimar). Andernfalls wäre der Anbieter die Deutsche Bahn (Eisenach, Ilmenau, Schmalkalden). Für die Hochschulen in Erfurt, Eisenach, Ilmenau, Jena, Nordhausen und Schmalkalden bieten die VKU das Deutschlandticket ausschließlich als Handyticket und in Gera und Weimar zunächst ausschließlich als Chipkarte an. Dabei ist wiederum zu beachten, dass die VKU (nach eigener Einschätzung) das Deutschlandticket nicht anbieten müssen und die Rahmenbedingungen in bestimmten Grenzen selbst definieren können, falls sie es einführen. Das Studierendenwerk Thüringen und die Studierendenschaften sehen bei allem Verständnis für eine wirtschaftliche Lösung eine Einführung ohne Alternativen kritisch.

Eine große Herausforderung wird dabei die technische Umsetzung des Deutschlandtickets und die dafür anfallenden Kosten sein. Ein Deutschlandticket muss zwingend ein personalisiertes elektronisches Ticket werden. Dies kann auf verschiedenen Wegen erfolgen, z.B. durch Aufbringung des Tickets auf die thoska durch die Hochschulen oder durch die Ausgabe der Fahrtberechtigung über die VKU. Diese möchten dafür Massendaten der Studierenden über die Hochschulen bzw. das Studierendenwerk Thüringen erhalten. 

Eine Aufbringung des Deutschlandtickets durch die Hochschulen auf die thoska wäre nur möglich, wenn die bisherigen thoska durch Chipkarten mit dem VDV-KA-Standard ersetzt würden. Eine entsprechende Umsetzung ohne Verlust oder Einschränkung bei den anderen Funktionalitäten der thoska dauert aus Sicht aller Beteiligten aber viel zu lange und kann keinesfalls zum Wintersemester 2024/25 startklar sein. 

Die Ausstellung der Fahrberechtigung durch die VKU mittels Massendaten erfordert zwingend die Klärung des Datenschutzes, der Bereitstellungsschnittstelle zu den Hochschulen sowie die Verarbeitung und Nutzung der Daten. Auch die Nachmeldefristen zum Datenaustausch und der Zeitpunkt der Bereitstellung der Tickets für die Studierenden nach der Datenübertragung wären in diesem Modell noch zu klären.

Das Studierendenwerk Thüringen und die Studierendenschaften präferieren daher eine technische Umsetzung analog dem bisherigen Upgrade-Modell, in dem sich die Studierenden individuell an ein VKU wenden, um eine Fahrtberechtigung zu erhalten. Das würde auch die originäre Zustimmung zur Datenverarbeitung in Verbindung mit einem automatisierten Abgleich der Berechtigung zwischen VKU und Hochschulen beinhalten. Einen zu hohen manuellen Prüfungs- und Bearbeitungsaufwand daraus lehnen die VKU ab, allerdings könnte auch hierzu eine automatisierte Autorisierung durch die jeweilige Hochschule Abhilfe schaffen.

Wie geht es weiter?

Einen Vertragsvorschlag der VKU zum Deutschlandticket im Solidarmodel sowie die konkrete Schnittstellenbeschreibung bzw. der Datenbedarf der VKU werden von diesen noch vorgelegt. Auf dieser Basis erfolgt dann eine Abstimmung des Studierendenwerks Thüringen mit den Hochschulen, ohne deren Unterstützung eine Bereitstellung von Studierendendaten oder die Schaffung einer Schnittstelle nicht möglich ist.

Es zeigt sich, dass die Umsetzung des Deutschlandtickets für alle Beteiligten wesentlich komplizierter ist. Die Klärung nicht unwesentlicher Detailfragen soll im nächsten Termin am 1. März 2024 erfolgen. 

Das Studierendenwerk informiert über die Kanäle weiter zum Deutschlandticket im Solidarmodell, sobald es neue Informationen gibt. 

Quelle

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