Knapp zwei Jahre nach dem Start hat Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee eine positive Zwischenbilanz der „Thüringer Strategie für die Digitale Gesellschaft“ gezogen. „Alle 52 Projekte, die wir uns Anfang 2018 vorgenommen hatten, sind umgesetzt und laufen“, sagte der Minister heute in Erfurt. Allein für die Projekte aus dem Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium wurden dafür gut 23 Millionen Euro bereitgestellt. Hinzu kommen aus anderen Ressorts Projekte in den Bereichen Qualifizierung, Mobilität, Telemedizin oder Smart Cities.
Neu aufgelegt wurden mehr als 20 Projekte aus allen Bereichen, so dass die Digitalstrategie inzwischen 75 konkrete Vorhaben umfasst. Zur Verstärkung der digitalen Aktivitäten des Landes wurde im vergangenen Jahr zudem die Digitalagentur Thüringen GmbH gegründet, die das bisherige Breitbandkompetenzzentrum abgelöst hat. Das Wirtschaftsministerium berichtet regelmäßig über den Umsetzungsstand der Thüringer Digitalstrategie – und hatte auch in der vergangenen Woche im Kabinett ein „Update“ vorgelegt (dazu finden Sie ein Videostatement auf unserer Facebookseite www.facebook.com/tmwwdg).
„Mit unserer Digitalstrategie folgen wir einem klaren Fahrplan für die digitale Erschließung, Vernetzung und Gestaltung Thüringens“, sagte Tiefensee. „Im Vordergrund stehen der Ausbau der Wirtschaft 4.0, die Erschließung des ländlichen Raums, die Digitalisierung in Forschung und Lehre, die Vernetzung privater und öffentlicher digitaler Angebote, Mobilität und intelligente Verkehrsprojekte, Gesundheit sowie Technologien für ein selbstbestimmtes Leben.“
Zahlreiche Maßnahmen bereits umgesetzt
So wurden in den vergangenen zwei Jahren die Beratungs- und Förderangebote für die Wirtschaft rund um das Thema Digitalisierung ausgebaut – vom industriellen Mittelstand über das Handwerk und den Tourismus bis hin zur Qualifizierung von Fachkräften für die digitale Arbeitswelt. Das Förderprogramm „Digitalbonus Thüringen“ erfreut sich großer Beliebtheit beim industriellen Mittelstand. Hier werden Unternehmen bei der Einführung moderner Fertigungs- und Informationstechnologien unterstützt. Der Wirtschaft-4.0-Kompass Thüringen gibt Thüringer Unternehmen eine Orientierungshilfe in der Digitalisierung ihrer Betriebe. Für die Beratung wurden die Kompetenzzentren „Mittelstand 4.0“ in Ilmenau und „Wirtschaft 4.0“ in Erfurt weiter ausgebaut. Auch wurde für die Thüringer Wirtschaft die Stelle eines KI-Transferkoordinators am neu gegründeten Thüringer Zentrum für Lernende Systeme und Robotik geschaffen. Seit Mitte dieses Jahres bietet die Tourismus Datenbank (ThüCAT) touristischen Akteuren eine Plattform, in der sie ihre Daten einpflegen und digital sichtbar machen können.
Darüber hinaus sind digitale Lösungen für die Daseinsvorsorge und gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land ein Schwerpunkt der Strategie. Hier gibt es erste vom Bund und Land geförderte Smart-Living-Projekte in Gera und Jena. In Jena wird eine von zehn bundesweiten „5G-Modellregion“ entstehen. Der Mobilfunkstandard 5G ist neben Glasfaser eine wichtige Komponente für die Verfügbarkeit von breitbandigem Internet, künstliche Intelligenz und digitalisierte Industrieprozesse. Auf Basis der Technologie will z.B. Jena ein Projekt für intelligente Verkehrsleitung in der Innenstadt umsetzen.
Im Bereich der digitalen Bildung erfuhr auch der digitalen Wandel an den Hochschulen – nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie – einen massiven Schub. Bereits 2018 hatte das Land gemeinsam mit den Hochschulen die „Thüringer Strategie zur Digitalisierung im Hochschulbereich“ aufgelegt. Im Zuge der laufenden Umsetzung haben die Hochschulen bislang rund 3,5 Millionen Euro zur Digitalisierung in Forschung und Lehre erhalten. Zusätzlich dazu hatte das Land in der aktuellen Corona-Krise einen Sonderfonds „Digitale Lehre“ mit weiteren 2,2 Millionen Euro bereitgestellt. „Thüringen hat frühzeitig damit begonnen, die Grundlage für eine durchgreifende Digitalisierung von Forschung und Lehre zu legen, auf der wir jetzt in der Krise aufbauen können“, so Tiefensee. Corona hat auch das Ziel der Kultusministerkonferenz, bis 2021 jeder Schülerin und jedem Schüler eine digitale Lern¬umgebung und einen Zugang zum Internet bereitzustellen, massiv forciert. Deshalb hat sich das Wirtschaftsministerium zum Ziel gesetzt, Schulen im Rahmen des Bundesprogramms Breitband an das Glasfasernetz anzuschließen. Rund 900 der insgesamt 1000 Thüringer Schulen sind inzwischen in den Förderprojekten des Landes und Bundes berücksichtigt und werden so mit zukunftsfähiger Glasfaser ausgestattet.
Zukünftig noch mehr Zusammenarbeit und bessere Information
Besonders erfreulich sei, dass alle Akteure und Ministerien hier an einem Strang zögen, sagte der Minister: „Mein Eindruck ist, dass alle Ressorts sehr aktiv an dem Thema mitarbeiten und ihre Projekte vorantreiben. Alle haben inzwischen verstanden, dass die Digitalisierung das Zukunftsthema ist, bei dem wir als Land weiterhin zügig vorankommen müssen.“ Deshalb solle bei diesem Thema die Zusammenarbeit über Institutionen- und Ministeriumsgrenzen weiter verbessert und vertieft werden. So sind ab 2021 jährliche „Digitalwerkstätten“ mit den betreffenden Ressorts geplant, um die Ziele der Handlungsfelder auf Aktualität zu prüfen und ggf. an neue Entwicklungen anzupassen.
Verbessert werden soll auch die Erlebbarkeit von digitalen Entwicklungen für die Bevölkerung. Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des Wirtschaftsministeriums fühlen sich rund 40 Prozent der Befragten in Thüringen, insbesondere der ländlichen und älteren Bevölkerung, über digitale Angebote wie etwa Telemedizin etc. nicht ausreichend informiert. Deshalb will das Land mit Unterstützung der Digitalagentur seine entsprechenden Angebote weiter ausbauen: Mit dem neuen Digitalmonitor berichtet das Wirtschaftsministerium künftig zweimal jährlich über den Breitbandausbau und digitale Projekte in Thüringen. Zugleich startet am heutigen Tag die neue Videoreihe „So digital ist Thüringen“, die digitale Erfolgsgeschichten aus den Thüringer Regionen erlebbar macht.
Grundlage für die Digitalisierungsstrategie des Landes bleibt der Ausbau des schnellen Internets. Auch hier ist das Land in den vergangenen Jahren gut vorangekommen: Aktuell werden mehr als 90 Prozent der Haushalte in Thüringen mit einer Breitbandanbindung von 50 MBit/s versorgt. Gleichzeitig geht der geförderte Breitbandausbau weiter massiv voran. Insgesamt erhalten Thüringer Regionen und Gemeinden derzeit rund 395 Millionen Euro Förderung von Bund und Land. „Damit rücken wir dem Ziel unserer Glasfaserstrategie, in Thüringen bis Mitte dieses Jahrzehnts ein flächendeckendes Glasfasernetz mit höchster Übertragungsqualität zu haben, wieder ein großes Stück näher“, betont Wirtschaftsminister Tiefensee.
Mehr Informationen unter: https://wirtschaft.thueringen.de/digitale-gesellschaft