Die beiden zuständigen Ressorts der Thüringer Landesregierung (Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz sowie Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft) haben die vorliegenden Pläne für ein deutsches Wasserstoffkernnetz, das Thüringen zentral einbindet, grundsätzlich begrüßt. Wirtschafts- und Energieministerium sehen stellenweise Nachbesserungsbedarf.
„Grüner Wasserstoff ist ein unverzichtbarer Baustein für die Dekarbonisierung der Industrie, für Anwendungen im Wärmebereich und Teile der Mobilität. Eine gute Anbindung sichert den Wirtschaftsstandort Thüringen. Ein Großteil des grünen Wasserstoffes wird und kann nicht in Deutschland produziert werden. Daher ist es für den Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft essentiell wichtig, eine leitungsgebundene Infrastruktur für Wasserstoff aufzubauen. Das Land Thüringen profitiert von seiner zentralen Lage in der Mitte Europas, das zeigt sich auch bei den vorliegenden Plänen“, sagte Energiestaatssekretär Burkhard Vogel.
„Ein deutschlandweites Wasserstoff-Kernnetz bildet eine zentrale Voraussetzung dafür, energieintensive Industriezweige und -unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität zu dekarbonisieren. Daher ist das Kernnetz weichenstellend für den Erhalt und Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit der Thüringer Industrie. Insgesamt nimmt Thüringen mit der Ost-West-Verbindung entlang der Bundesautobahn A 4 erfreulicherweise eine gute Position innerhalb des geplanten Netzes ein. Für die nötige Planungssicherheit ist es jetzt wichtig, dass möglichst schnell Transparenz und Verbindlichkeit hinsichtlich der konkreten Trassenverläufe, Ausspeisepunkte und Leitungskapazitäten des zukünftigen Wasserstoff-Kernnetzes hergestellt werden“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Carsten Feller.
Thüringen will sich bei der Zahl der Ausspeisepunkte weitere Optionen offenhalten. So sei aktuell der Bedarf an Wasserstoff von Seiten der Industrie noch nicht abschließend geklärt. In der vorliegenden Planung stehen die kreisfreien Städte Erfurt und Jena jeweils mit einer Anlage zur Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), die perspektivisch auf Wasserstoff umgestellt werden kann, sowie der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt mit dem Stahlwerk Unterwellenborn im Fokus. Aktuell sind die Ministerien im Austausch mit der Industrie, um weitere Bedarfe an Wasserstoff auch in anderen Regionen abzuklären.
Wasserstoff für Thüringen aus 3 Richtungen
Die von den Fernleitungsnetzbetreibern vorgelegten Entwürfe sehen eine Anbindung Thüringens aus drei Richtungen (Nordwesten/Nordsee, Nordosten/Ostsee und perspektivisch Bayern) bei der Wasserstoff-Kernnetzplanung vor. Dieses soll nach den vorgelegten Planentwürfen ab 2032 Wasserstoff nach Thüringen bringen. Nun gelte es, zügig die unter dem Fernleitungsnetz angesiedelte Struktur des Verteilnetzes voranzutreiben. Das Kernnetz soll perspektivisch in das europäische Wasserstoffnetz (EU H2-Backbone) integriert werden.
Die Fernleitungsnetzbetreiber planen einen gemeinsamen Antrag für den Bau des Wasserstoff-Kernnetzes. Das Projekt soll die Dekarbonisierung von Industriezweigen wie der Stahl-, der Glas- und Keramikindustrie, der Zement und Baustoffgüter herstellenden Industrie sowie der Chemie- und Papierindustrie ermöglichen. Die Wasserstoff-Einspeisung soll vor allem an den Küsten von Nord- und Ostsee erfolgen, wo Windstrom für den Betrieb von Elektrolyseuren genutzt werden kann.
Bis gestern (28.07.) waren Stellungnahmen der Länder beim Bundeswirtschaftsministerium möglich. Eine weitere Konsultationsphase ist für September geplant.