Erfurt: Weitere Turnhalle steht ab heute als Notunterkunft bereit

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Aktuell sind 1.206 Flüchtlinge aus der Ukraine von der Erfurter Stadtverwaltung registriert worden. Davon leben 737 in Wohnungen oder bei privaten Gastgebern. 469 sind in Gemeinschaftsunterkünften untergekommen, davon 215 in zwei Schulturnhallen im Stadtgebiet.

Flüchtlinge kommen am Wochenende in Turnhalle unter

Alle, die ein Obdach benötigen, melden sich am Wochenende oder in den Nachtstunden an der Infostelle des Rathauses am Fischmarkt. Mitarbeitende erklären dann den Weg zur Notunterkunft und verteilen außerhalb der Fahrzeiten des öffentlichen Nahverkehrs Taxigutscheine. Ukrainische Flüchtlinge dürfen nach wie vor Busse und Bahnen kostenfrei benutzten. Sie müssen nur einen Pass oder andere eine Identifizierung vorweisen können.

Weitere Notunterkünfte stehen ab Montag bereit

Ab Montag kann eine weitere Schulturnhalle im Erfurter Norden als Notunterkunft genutzt werden. Eine vierte Turnhalle wird ebenfalls ab Montag zur Reserve vorbereitet. Dann stehen in der Landeshauptstadt zusätzlich rund 300 Plätze in Notunterkünften bereit. Falls die Prognosen des Landes stimmen, wird Thüringen demnächst pro Woche 4.000 geflüchtete Menschen aus der Ukraine aufnehmen, von denen die Landeshauptstadt 10 Prozent, also 400 Menschen, unterbringen muss.

Wie die zuständige Bürgermeisterin Anke Hofmann-Domke sagte, könne das fürs Erste nur in Turnhallen geschehen. Im Bedarfsfall müsse eine nach der anderen belegt werden. Lediglich vier Schulturnhallen müssten unbedingt für die Prüfungen von Schulabgängern und Schulabgängerinnen frei gehalten werden. Man hoffe aber darauf, so die Bürgermeisterin, dass das Land bei der Einrichtung eigener Ankunftszentren „Erfolg“ habe, damit die Kommunen entlastet werden. Hofmann-Domke sieht die Stadt nämlich auch bei der Ausstattung der Notunterkünfte vor immer größere Probleme gestellt. „Auf dem Markt gibt es keine Feldbetten mehr“, sagte sie. „Wir sind da dringend auf Spenden angewiesen.“

Netzwerk „Erfurt hilft“ ist sehr gut angelaufen

Lobend erwähnte die Erfurter Bürgermeisterin die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen, die sich für die Flüchtlinge engagieren. „Ohne deren Unterstützung könnten wir die Herausforderungen nicht meistern“, sagte sie. So gebe es dank des Netzwerkes „Erfurt hilft“ viele ukrainische Muttersprachler, die für Übersetzungen aushelfen. Das DRK fahre mittlerweile einmal am Tag bei den Notunterkünften vor, um die Menschen medizinisch zu betreuen. Die Basketball-Löwen würden sich am Wochenende um die Freizeitgestaltung der Flüchtlingskinder kümmern. Und der Ortsteilrat – und da besonders die Landfrauen – in Erfurt-Gispersleben kümmerten sich ebenfalls aktiv und aufopferungsvoll um Geflüchtete, um nur einige Beispiele zu nennen. Hofmann-Domke: „Vielen, vielen lieben Dank dafür!“

Jobcenter kümmert sich um Vermittlung

Wie Hofmann-Domke sagte, haben sich einige der in Erfurt Angekommenen bereits zum Bleiben entschieden. Viele von ihnen hätten hohe Bildungs- und Berufsabschlüsse. Ab kommender Woche beginnen Arbeitsagentur und Jobcenter mit der Registrierung dieser Menschen, um sie möglichst schnell in Lohn und Brot zu bringen. Außerdem wird das Jobcenter Mitarbeitende abstellen, um die Stadtverwaltung bei der Datenerfassung zu unterstützen. Zehn Mitarbeitende aus anderen Abteilungen der Stadtverwaltung werden ebenfalls ab kommender Woche ihre Kolleginnen und Kollegen im Amt für Soziales unterstützen, um die Angebote privater Vermieter und Gastgeber zur Unterbringung der ukrainischen Menschen zu bearbeiten. „Es ist nicht unser Ziel, die Menschen lange Zeit in Turnhallen unterzubringen“, sagte Hofmann-Domke

Überbelegung der Kitas und Nachmittagsunterricht an Schulen

Um die vielen geflüchteten Kinder in Kindertagesstätten unterbringen zu können, hat die Stadtverwaltung beim Land Thüringen den Antrag gestellt, die Kitas zu fünf Prozent überbelegen zu dürfen. „Das schafft wie 2015 einen Puffer“, so Anke Hofmann-Domke. „Die freien Träger sind alle dazu bereit.“

Die älteren Kinder und Jugendlichen in Schulen zu integrieren, sei schwieriger. Vor allem, weil es dem Land an Lehrkräften fehle. Das Land müsse da unterstützen und z. B. ukrainische Muttersprachler als Quereinsteiger einstellen. Schon jetzt gibt es in Erfurt rund 200 Schulanmeldungen von ukrainischen Eltern für ihre Kinder. Wie die Bürgermeisterin ankündigte, wird es in der übernächsten Woche eine Schulleiterkonferenz geben, in der besprochen werden soll, wie durch Umorganisation des Unterrichts die Kinder zeitnah beschult werden könnten – z. B. durch Unterricht am Nachmittag.  

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